Nun da roll ich Dir so ein Steinchen hin, grad wo wir eine esoterische Debatte um Meteorsteine gestern beendet hatten,
zwar nur ein Zeitungsreport, aber durchaus von literarischer Qualität.
Aus „Der Beobachter“ No. 126 vom 26.Oktober 1852
Amerikanische Geisterseher.
Es ist für die geistige Entwicklung der amerikanischen Bevölkerung ein sehr beschämendes Zeugniß, daß die Secten der Spiritualisten oder Geisterseher sich täglich vermehren, selbst unter den besseren Classen der Gesellschaft Proselyten werben, mit ihrem Wahnsinn auf offenem Markte auftreten, und mit demselben eigene Journale füllen. Am 30. des vorigen Monats hielten sie längst angekündigtes Meeting in Worcester, und die Scenen, die dabei auftauchten, wären selbst für ein Irrenhaus noch zu barok gewesen. Zuerst wurde ein Mr.Davis der Versammlung vorgestellt, als ein Mann, den der „Geist“ zu wiederholten Malen mit einem Besuche beehrt hatte, und der einen getreuen Bericht über seine Zwiegespräche mit dem „Geiste“ abzustatten bereit sei. Der Fall war selbst für diese Versammlung, die doch ohnedies aus lauter Geistersehern bestand, abnorm, denn Mr.Davis erzählte, er sei, wie Keiner vor ihm, so glücklich gewesen, einen ganzen Geistercongreß gesehen zu haben. Sein Privatengel habe ihm nämlich ein aus Hagelschlossen bestehendes, in den Lüften schwebendes Kreuz und außer diesem ganze Massen eingesammelter elektrischer Elemente, Meteorsteine u.dgl. gezeigt, mit der Bemerkung, daß man noch sehr unklare Begriffe von den Gesetzen der Schwerkraft habe. Sein Engel zeigte ihm diese vergeistigte Materie, um ihm klar darzuthun, daß geistige Körper d.h. spiritualisirte Materie in der Luftregion wandeln und ruhen können, ohne gegen die Gesetze der Schwerkraft im geringsten zu verstoßen. Das Resultat dieser merkwürdigen Offenbarung war das alte, oft dagewesene. Der „Geist“ sagte ihm nämlich, daß der Untergang der Erde vor der Thüre sei, er möge sich aufraffen und seine Brüder zur Reue auffordern. – Ein anderer Namens Mr.Hewitt las eine Mittheilung von J.Hancock’s Privatgeist, bestätigt durch die Privatgeister der Herren Washington, Franklin, Henry u.s.w. Darin wird Mr.Spear als eine Art von Heiland der sündigen Welt angekündigt. Dazwischen rief eine Frau von der Gallerie, die auch viel mit Geistern zu thun hatte: O könnte ich meine Erlebnisse seit meinem zwölften Jahre verkünden! Thut Buße, denn der letzte Tag bricht an! Dann erhob sich ein breitmäuliger Schotte und rapportirte, eben sei Mr.Hancock’s Geist bei ihm gewesen und habe sich über einige Unrichtigkeiten in dem zu Anfang der Sitzung vorgelesenen Berichte beschwert. Eine Dame las eine Mittheilung von einem Geiste in Ohio vor. Ein anderes Mitglied schilderte die Ehe als die Wurzel alles Unheils; und während all dieser Wahnsinn vorgetragen wurde, sah man einzelne Männer und Frauen, „die eben mit ihrem Geiste in Widerspruch waren, sich wie Rasende geberden, sich im Kreisel drehen und die furchtbarsten Grimassen schneiden“. Der Präsident scheint noch der Vernünftigste gewesen zu sein, denn er hat zu wiederholten Malen dem tollen Treiben Einhalt zu thun. Vergebens. Die Geister geberdeten sich darum nur noch wüthender. Die Sitzung schloß wie sie angefangen hatte. Die Majorität der Geister scheint sich für den Weltuntergang ausgesprochen zu haben. Doch kam es zu keiner entscheidenden Abstimmung und die nächste Versammlung auf den December angesagt.
hihihi