Autor Thema: Meteorite in der Literatur  (Gelesen 26837 mal)

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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #105 am: August 08, 2019, 15:36:54 Nachmittag »
Der späte August Strindberg hält in seinem "Blaubuch" 1907 diesen Gedanken fest:

GLEICHARTIGES WELTALL

Der Lehrer sprach : Wenn man nach der Berechnung
des eigentlichen Gewichts auf die Konsistenz der
Himmelskörper richtig schliessen könnte, so könnte
die Sonne mit 1,4 aus Anthrazit bestehen; der Mond
mit 3,4 aus Basalt, Olivin, Magnesia oder phosphor-
saurem Kalk. Die Erde mit 5,6 aus Eisen. Merkur mit
4,3 aus Chrysoberyll oder Granat. Venus mit 5,4 aus
Thorit (Th=Si O4+2 H2 O). Mars mit 4,1 aus Lievrit
(kieselsaurem Eisen), Kupferkies oder Zinkspat Ju-
piter mit 1,4 aus Kohle, Kiesel, gebranntem Lehm
(Ziegel). Saturn mit 0,7 aus Bimsstein oder Chlorkalk.
Uran mit 1,2 aus kieselsaurem Talk oder Seeschaum.
Neptun mit 1,1 aus gelöschtem Kalk oder Asphalt.
Dass dies der Fall ist, ist ja nicht gesagt; nur dass es
so sein könnte; in einigen Fällen erscheint es begreif-
lich. Dass zum Beispiel der Mond aus Basalt besteht
wäre beinahe anzunehmen. Doch wenn man ihn mit
einem scharfen Fernrohr betrachtet, scheint er aus
Gips zu bestehen; die Ringberge werden durch Guss-
blasen dargestellt, die Qipsgüsse zu zeigen pflegen.
Dass die Erde aus einer Art Eisen besteht, wäre
anzunehmen. Und so weiter. Dass aber die andern
Planeten aus ganz neuen und fremden Stoffen bestehen
sollten, ist unwahrscheinlich. Wir haben ja gesehen,
dass die Meteorsteine keinen der Erde fremden Stoff
enthalten, wenn auch die Verbindungen uns unbekannt
sind. Dieser Gedanke, dass wir überall zuhause sind
und mit dem Weltall zusammenhängen, gibt uns ein
Gefühl von Behagen und Sicherheit Aus Analogie
haben wir ein Recht zu schliessen , dass Wesen aus
ähnlichem Milieu gleichartig sind, wenn auch ver-
schieden. Es ist also unrichtig zu sagen, wir seien
Fremdlinge in der Welt
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #106 am: August 08, 2019, 15:50:25 Nachmittag »
...daß Strindberg im Alter zunehmend verpeilt und verschroben wurd,
zeigt sich ebendort:

AKKUMULATOREN

Der Lehrer sprach:
Wenn ein Stamm von wilden Menschen anfängt
einen Meteorstein zu verehren, und dieser Stein dann
von einer Nation Jahrhunderte hindurch verehrt wird,
so akkumuliert dieser Stein psychische Kraft oder
wird ein heiliger Gegenstand, der Kraft an die ab-
geben kann, die den Empfangsapparat Glaube be-
sitzen. Der kann also Wunder wirken, die für die
Ungläubigen ganz unbegreiflich sind.

Ein solcher heiliger Gegenstand heisst ein Amulett;
ist nicht merkwürdiger als eine elektrische Taschen-
lampe. Aber die Lampe gibt nur unter zwei Be-
dingungen Licht: dass sie geladen ist und dass man
auf den Knopf drückt. Amulette haben auch ihre
Bedingungen und fungieren nicht unter allen Um-
ständen.

Das Gleiche gilt von heiligen Orten, heiligen Bil-
dern und Gegenständen, auch von heiligen Hand-
lungen, die Sakramente heissen.

Aber es kann für einen Ungläubigen mit Gefahr
verbunden sein, einem Akkumulator zu nahe zu
kommen. Man hat auch erlebt, dass die Glaubens-
batterien von andern auf Nichtgläubige wirken. Diese
können dadurch umgebracht werden, wenn sie nicht
die Erdleitung besitzen, die das gröbere Irdische ab-
leitet.

Der elektrische Wagen fährt so sicher und gleich-
massig dahin, solange er Kontakt mit der Oberleitung
hat und die Verbindung mit der Erde unterhält.
Wird die Luftleitung unterbrochen, so bleibt der
Wagen stehen. Wird die Erdleitung gesperrt, so ent-
stehen Blitz und Donner im Wagen, wie für Paulus
auf der Reise nach Damaskus.
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #107 am: August 08, 2019, 15:56:17 Nachmittag »
...und zuweilen auch recht grantig:

DAS ERSTE GEBOT: „DU SOLLST KEINE
ANDERN GÖTTER HABEN NEBEN MIR."

Der Heiden unausrodbares Bedürfnis nach Religion
äussert sich bekanntlich in Götzendienst. Sie
verehren Götzen: Weib, Kind, Jugend, Vaterland,
Karl XII.; ihre Unglückskameraden, wenn diese es
zu etwas gebracht haben; vor allem aber die Wissen-
schaft, das heisst die gottfeindliche Wissenschaft, die
gefälschte. Die Heiden sind die Männer des bösen
Willens. Der böse Wille macht Menschen dumm;
so dumm, dass man ihnen einreden kann, was man
will. Man hat ihnen eben eingeredet, die Chemie
habe bisher ohne Physik gearbeitet und man könne
ein grosser Chemiker sein, ohne eine Spur Physik
zu können. Sie haben eben „bewiesen'', dass die
Kometen aus Gasen bestehen, meist Kohlenwasser-
stoffen. Wenn nun ein geschmiedeter Eisenblock
mit einem Gewicht von eintausend Kilo niederfällt,
in den Nickel nach Damascener Arbeit eingelegt ist,
so glauben sie, Bielas Komet, der aus Gasen bestand,
habe den Eisenblock fallen lassen. Das ist dick-
köpfig. Die Meteorsteine kommen ja von oben auf
die Erde nieder. Aber die Äfflinge haben entdeckt,
dass es kein oben und unten gibt (und nicht hinten
und vorn). Darum wagen sie nicht, oben zu forschen,
vielleicht aus Furcht, etwas unbekanntes zu treffen.
Das könnte ihrer wissenschaftlichen Lehre, das Weltall
habe keine Rätsel, unbequem werden. Die Hindus
sollen einen Gott besitzen, der Basmaghut heisst.
Der verehrte sich selbst, bis er schliesslich vor Auf-
geblasenheit platzte. Die Wissenschaft wird jetzt auch
bald platzen.
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #108 am: August 08, 2019, 16:06:17 Nachmittag »
Tröstlich: auch die größten Literaten kochen nur mit Wasser und überheben sich, wenn sie in anderen Gebieten wildern, zu denen sie nur Halbwissen haben:

DIE GEHEIMNISSE DES HIMMELS

Der Lehrer fuhr fort:
— Es gibt aber doch ein Gesetz für die schein-
bare Unordnung der Sterne. Teilt man sie nur in
sechs Gruppen, nach der Lichtstärke, deren Differenz
mit der Zahl 5,1 ausgedrückt wird, so erhält man
die Anzahl in jeder folgenden Gruppe, wenn man
die vorhergehende mit drei vervielfältigt. (Andere
sagen 3,9.) Sie sind also nach den Gesetzen der
Zahlen entstanden und stehen den Planeten ziemlich
gleich, bilden wie diese eine Reihe. — Was sind denn
Nebel? — Das weiss ich nicht! Einen einzigen habe
ich beobachtet. Das ist eine bestimmte Figur im
Orionnebel. Den kannst du selber finden und mit
Schiaparellis Zeichnung des Merkur vergleichen; auch
mit desselben Autors Zeichnungen vom Mars, ehe 1877
die ,,Kanäle'' gesehen wurden. Die Figuren, die sich
auf drei so verschiedenen Stellen wiederfinden, sind
identisch. Was sie bedeuten, weiss ich nicht, wenn
nicht einen Zusammenhang in der Entstehungsart.
— Und die Meteorsteine? — Von einem zersprungenen
Kometen sind sie nicht. Kometen bestehen nicht
aus geschmiedetem Eisen mit Nickel in Nielloarbeit.
Denn sie sind aus Schmiedeeisen, nicht aus Guss-
eisen; sind auch von Schmieden sofort in der Schmiede
bearbeitet worden. Die Widmannstättenschen Figuren
sind nicht Kristallachsen, denn Schmiedeeisen kristalli-
siert nicht so. Von unserer Erde sind die Eisen-
meteore nicht, also sind sie von oben. Mehr weiss
ich nicht. Aber die eigentümlichen Figuren sehe
ich jeden Winter auf Wasserlachen, die sehr seicht
und nachts gefroren sind. Sie gleichen Latten, die man
in Winkeln aufeinander gelegt hat, und sind den
Kanälen des Mars nicht unähnlich. Mehr weiss ich nicht!



Na dann...
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #109 am: August 08, 2019, 21:13:48 Nachmittag »
Ja, Schnecken!
Bled wärmer, wamma ned bei der Saupreißn ihrem oberstem Gott, dem Immanuel Kant, nachschauen taten.
Und,
- wer hätte das gedacht? -, er kennt eine ganze Menge:
Pettiswood (uncl.), Barbotan (H5), Wold Cottage (L5), Benares (LL4), L'Aigle (L6), Ensisheim (LL6), Mässing (How), Mauerkirchen (L6)
und hat auch einige genaue Berichte über Feuerkugeln gesammelt.
Nur das Eisen scheint ihm nicht zu schmecken, nunja, Eisen pflegt ja nur äußerst selten vom Himmel zu fallen.

Folgendes schreib ich ab aus Kants Notizen und Anmerkungen aus dem Apparat zu seiner unbahnbrechenden Theorie der Winde,
aus:  Immanuel Kants neue Anmerkungen zur Erläuterung der Theorie der Winde
        bisher in noch keiner der größern oder kleinern Sammlungen seiner Werke gedruckt.
herausgegeben von Gottfried Vollmer,  1805:     
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #110 am: August 08, 2019, 21:34:11 Nachmittag »
Im Jahre 1779 fielen bei Petriswood in der Grafschaft Westenrath in Irrland mit einem starken Donnerschlag
Steine herab die 3 1/2 Unze schwer, keinem in dortiger Gegend bekannten Foßil ähnlich, fast wie ein weicher
Sandstein von weißlich brauner Farbe, inwendig mit silberweißen glänzenden Puncten besprengt waren.
Als man sie aufhob, waren sie warm; nach dem Herabfallen war die Gegend mit Schwefeldampf
angefüllt.
S. im Gentlemen Magazin Sept. 1796.
Im Jahr 1789 ereignete sich ein gleicher Steinregen zu Barbotan bey Roqueton in Frankreich.
S. Remarks concerning stones, said to have fallen from the Clouds. by Ed. King. London bei Nicol. 1796.

Am 13ten Dec. 1795 fiel bei Woldnewton in Yorkshire ein Stein von 56 Pfund hernieder,
der indeß nur 21 Zoll tief in die Erde drang, vielleicht weil er noch weich und geschmolzen beim Niederfallen war.
Er war noch warm als man ihn anfühlte, von außen schwarz und hatte innwendig glänzende Theilchen
und roch nach Schwefel.
S. London Chronicle vom 7ten Jan. 1796. n. 5709.
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #111 am: August 08, 2019, 21:52:00 Nachmittag »
Im Jahr 1800 fiel zu Benares in Indien bei der Explosion eines Meteors
ein starker Steinregen von denen auch Blumenbach einige Bruchstücke erhielt und untersuchte
Sie hatten was die Gemengstoffe betrifft mit keinem Foßil,
in der Grundmasse mit Puzzolan Brocken, und so auch mit manchen andern verwandten
vulcanischen Tuffwacken vom Vesuv Ähnlichkeit. Von außen waren sie mit einer schwarzen,
schwach und uneben gekörnten dünnen Rinde überzogen. Das Innere zeigt ein ungleichartig Gemenge,
das in einer gemeinschaftlichen Grundmasse zusammengebacken ist. Die Grundmasse war
aschgrau undurchsichtig, von mattem erdigem Bruch, ohne Geschmack und Geruch.
Die eingemengten Stoffe bestanden aus kleinen rundlichen Körnern, meist von der Größe
der Hirsenkörner die ziemlich los in der Grundmasse saßen und von dichtem Korn waren;
außerdem hin und wieder glasglänzende weißlich durchschneidende Stellen wie Hyalith
eckigte Stückchen Schwefelkies in denen gediegene Eisenpünktchen waren ec.
S. Voigts neues Magazin 2ten Bds. 26 St. S. 297
und 4tes St. S. 629.
 
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #112 am: August 08, 2019, 22:26:57 Nachmittag »
Im Jahre 1803 den 6ten Floreal (1.Mai) Nachmittags sah man zu Caen, Pont Audemer,
Alençon, Falaise und Vernevil besonders zu Aigle im Orre-Departement eine feurige Kugel,
die einen starken Glanz von sich warf, sich schnell in der Luft bewegte, gegen Norden flog,
und eine halbe Stunde von dem letzten Orte mit einem starken 5 bis 6 Minuten dauernden
Donner den man in einem Unfang von mehr als 30 Stunden hörte, zersprang.
Eigentlich waren es 3 bis 4 Schläge die starken Kanonenschüssen glichen,
auf welche gleichsam eine Art von Feuer mit kleinem Gewehr folgte. Hierauf hörte man
ein füchterlich Getöse, gleich als wenn viele Tambours einen Würbel schlügen.
Die Luft war ruhig und der Himmel bis auf einige Wolken, dergleichen man oft sieht, heiter.
Die Strecke in der diese meteorischen Steine an 3000 herabfielen, bildet eine elliptische
Fläche von ungefähr 2 1/2 Stunde in der Länge, und eine Stunde in der Breite,
deren größte Ausdehnung bei einer Abweichung von Südost nach Nordwest sich zieht.
Diese Richtung ist genau die Lage des Magnet Meridians von Aigle, welches ein bemerkenswerter
Umstand ist. Die größten Steine 17 1/2 Pfd. schwer fielen an dem südöstlichen Ende der
größten Achse der Ellipse, die mittlern in deren Mitte, und die kleinsten (von 2 Gran) an ihrem
andern Ende. Daher scheint es, daß die größten zuerst herabgefallen sind, welches auch
sehr natürlich ist. Das Herabfallen der Steinmassen that vielen Schaden, die Aeste wurden
von den Bäumen geschlagen, Dächer zertrümmert ec. die Erde rauchte um die größten Steinstücke,
und man konnte sie anfangs, weil sie brannten, nicht anfassen. Sie ließen sich einige Tage
nach ihrem Niederfallen zerreiben, rochen stark nach Schwefel, der sich nach und nach verlohr,
so wie sie einen betröchtlichen Grad von Härte annahmen.
S. Gazette National ou Moniteur universel 13 Thermid'or an XI de la republique française. (1.Aug. 1803.)
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #113 am: August 08, 2019, 22:43:48 Nachmittag »
Das neueste Beispiel dieser Art ist der Stein der den 13ten Dez. 1803
Mittags zwischen 10 und 11 Uhr fiel um den Bayrischen Markt Massing
ein schwarzer und so heißer Stein, in eine Hütte, deren Dach er zertrümmerte.
Der Schall glich 9 bis 10 Kanonenschüssen, und ist von mehreren umliegenden
Landbewohnern gehört worden.
Am 20 Nov. 1768 war Abends nach 4 Uhr unweit Maurkirchen (im jetzigen
Oestreichischen Innviertel) ein 38 Pfd. schwerer einen Fuß langer und 8 Zoll
dicker Stein heruntergefallen, und zwar unter sehr ähnlichen Umständen.
S. Imhof ausführliche Nachricht hierüber in dem kurpfalzbairischen Wochenblatt.
Drittes Stück.
- Ein artiges chronologisches Verzeichniß von diesem so merkwürdigen herabgefallenen Steinmassen
findet man in von Ende's Werke über Massen und Steine die aus dem Monde auf die Erde gefallen sind ec.
Ein schöner Nachtrag dazu von Blumenbach ist in Voigts Magazin für den neuesten Zustand der Naturk.
7ten Bds. 3tes St. S. 233 geliefert.
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #114 am: August 08, 2019, 22:58:40 Nachmittag »
Von den frühern Meteorsteinen will ich nur noch den Ensisheimer bemerken,
weil dessen Masse sich von allen andern unterscheidet. Er fiel 1492 den 7ten Nov.
zwischen 11 und 12 Uhr bei Ensisheim im Oberelsaß von 260 Pfd. schwer,
und wurde in die dortige Kirche aufgehangen, in der er sich noch befindet.
Wenn bekanntlich alle in so verschiedenen Zeiten und Weltgegenden vom Himmel
gefallenen Steine von einerlei Art sind, so weicht dieser am auffallendsten ab.
Seine graue Farbe ist dunkler, sein Korn deichter, sein Kies nicht wie in Körnern
eingesprengt, sondern diese adrig damit durchwachsen. Am meisten unterscheidet er sich
durch zahlreiche Risse und Spalten mit schwarzglänzenden spiegelnden Ablösungen,
mit denen er nach allen Richtungen regelmäßig durchwachsen ist, und nach welchen
beim Zerschlagen die Stücke am mehresten springen. -
 


Das wars von Kant zu den Steinen, ist ja 1804 verstorben.
Die Feuerballbeobachtungen gibts andern Tags.

 :hut:
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #115 am: August 09, 2019, 00:00:46 Vormittag »
Huch, Metti - allmählich muss ich wohl auf Kleingeschiebe ausweichen  :dizzy:

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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #116 am: August 09, 2019, 00:55:49 Vormittag »
Nun da roll ich Dir so ein Steinchen hin, grad wo wir eine esoterische Debatte um Meteorsteine gestern beendet hatten,
zwar nur ein Zeitungsreport, aber durchaus von literarischer Qualität.

Aus „Der Beobachter“ No. 126 vom 26.Oktober 1852

Amerikanische Geisterseher.

Es ist für die geistige Entwicklung der amerikanischen Bevölkerung ein sehr beschämendes Zeugniß, daß die Secten der Spiritualisten oder Geisterseher sich täglich vermehren, selbst unter den besseren Classen der Gesellschaft Proselyten werben, mit ihrem Wahnsinn auf offenem Markte auftreten, und mit demselben eigene Journale füllen. Am 30. des vorigen Monats hielten sie längst angekündigtes Meeting in Worcester, und die Scenen, die dabei auftauchten, wären selbst für ein Irrenhaus noch zu barok gewesen. Zuerst wurde ein Mr.Davis der Versammlung vorgestellt, als ein Mann, den der „Geist“ zu wiederholten Malen mit einem Besuche beehrt hatte, und der einen getreuen Bericht über seine Zwiegespräche mit dem „Geiste“ abzustatten bereit sei. Der Fall war selbst für diese Versammlung, die doch ohnedies aus lauter Geistersehern bestand, abnorm, denn Mr.Davis erzählte, er sei, wie Keiner vor ihm, so glücklich gewesen, einen ganzen Geistercongreß gesehen zu haben. Sein Privatengel habe ihm nämlich ein aus Hagelschlossen bestehendes, in den Lüften schwebendes Kreuz und außer diesem ganze Massen eingesammelter elektrischer Elemente, Meteorsteine u.dgl. gezeigt, mit der Bemerkung, daß man noch sehr unklare Begriffe von den Gesetzen der Schwerkraft habe. Sein Engel zeigte ihm diese vergeistigte Materie, um ihm klar darzuthun, daß geistige Körper d.h. spiritualisirte Materie in der Luftregion wandeln und ruhen können, ohne gegen die Gesetze der Schwerkraft im geringsten zu verstoßen. Das Resultat dieser merkwürdigen Offenbarung war das alte, oft dagewesene. Der „Geist“ sagte ihm nämlich, daß der Untergang der Erde vor der Thüre sei, er möge sich aufraffen und seine Brüder zur Reue auffordern. – Ein anderer Namens Mr.Hewitt las eine Mittheilung von J.Hancock’s Privatgeist, bestätigt durch die Privatgeister der Herren Washington, Franklin, Henry u.s.w. Darin wird Mr.Spear als eine Art von Heiland der sündigen Welt angekündigt. Dazwischen rief eine Frau von der Gallerie, die auch viel mit Geistern zu thun hatte: O könnte ich meine Erlebnisse seit meinem zwölften Jahre verkünden! Thut Buße, denn der letzte Tag bricht an! Dann erhob sich ein breitmäuliger Schotte und rapportirte, eben sei Mr.Hancock’s Geist bei ihm gewesen und habe sich über einige Unrichtigkeiten in dem zu Anfang der Sitzung vorgelesenen Berichte beschwert. Eine Dame las eine Mittheilung von einem Geiste in Ohio vor. Ein anderes Mitglied schilderte die Ehe als die Wurzel alles Unheils; und während all dieser Wahnsinn vorgetragen wurde, sah man einzelne Männer und Frauen, „die eben mit ihrem Geiste in Widerspruch waren, sich wie Rasende geberden, sich im Kreisel drehen und die furchtbarsten Grimassen schneiden“. Der Präsident scheint noch der Vernünftigste gewesen zu sein, denn er hat zu wiederholten Malen dem tollen Treiben Einhalt zu thun. Vergebens. Die Geister geberdeten sich darum nur noch wüthender. Die Sitzung schloß wie sie angefangen hatte. Die Majorität der Geister scheint sich für den Weltuntergang ausgesprochen zu haben. Doch kam es zu keiner entscheidenden Abstimmung und die nächste Versammlung auf den December angesagt.



hihihi
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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #117 am: August 09, 2019, 01:23:01 Vormittag »
Hanno, unsere amerikanischen Freunde so aus dem Mittleren Westen greifen ja auch ganz gern mal in die stark klapperschlangenhaltige Kiste unter dem Altar. Kann man machen, muss man nicht. Da läge mir der Griff zum Handstück Willamette doch um einiges näher.

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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #118 am: August 09, 2019, 01:30:33 Vormittag »
Tja, die kannten eben noch nicht unseren Ingenieurs-Geist!.....und schon kommt noch ein Weltraumsteinchen übers Wasser gehüpft;
(ich fette absofort die Autorennamen, sonst findt man sich ja nimmer zurecht):

Willy Ley
hat im Reichsfilmblatt no. 41 vom 12 Oktober 1929 eine launige Kritik abgegeben zu Fritz Langs "Die Frau im Mond":

Die Kosmopiloten

Man hat also den Mut gehabt, die Weltraumrakete zu besteigen und zum Monde zu fliegen!
Wenigstens im Film.
Nun haftet dem Kino, auf Berlinerisch "Kientopp", seit Anbeginn etwas an, was, wie alle derartigen Dinge, jetzt schwer zu beseitigen ist. Nämlich ein gewisses Gefühl des Publikums, "was du da siehst auf der Leinwand -- die allerdings nicht mehr flimmert --, ist "Kientopp", na, und der Inhalt und die Art, wie er sich abspielt, ist es auch."

Bei dem ersten großen Raumfahrtfilm der Welt, die "Frau im Mond", wird das sicher auch bei vielen der Fall sein. Aber sie haben diesmal, Gott sei Dank, vollkommen unrecht. Es ist nicht "Kientopp", was hier gespielt wird, es ist eine, wenn auch praktisch noch nicht vollkommen erreichte Wahrheit. Als Thea von Harbou den Roman schrieb, der dem Film den Stoff lieferte, hielt sie Umschau nach den besten wissenschaftlichen Büchern über die Raketenfahrt, und als dann Fritz Lang, ihr Gatte, sich an den Film machte, da holte er sich den führenden Gelehrten dieser neuesten aller Wissenschaften, Professor Hermann Oberth selbst, als wissenschaftlicher Berater.

Oberth nahm sich der Probleme mit deutscher Gründlichkeit an, ich versichere jedem, der es hören will (und auch besonders denen, die es nicht hören wollen, obwohl das nicht ganz höflich ist) daß alle Einzelheiten ihre volle Berechtigung haben.

Ich erinnere mich noch genau, wie Oberth eines Tages eine zu einer ziemlich unwichtigen Nebenrechnung gebrauchte Formel krampfhaft suchte und dabei nicht ganz genießbar war; und es ist mir noch genau im Gedächtnis, wie wir -- Fritz Lang, Professor Oberth und ich -- bei einer Aufnahme auf der künstlichen Mondlandschaft in Neubabelsberg krampfhaft Kopfrechnen übten, ob denn die Lebensmittelkisten des Raumschiffes für einen Jungen auf dem Monde bei seiner verringerten Schwerkraft leicht zu regieren seien oder nicht.

Zum Schluß sagte Professor Oberth einmal: "Wissenschaftliche Fehler finde ich, bis auf die Mondatmosphäre, nicht mehr, es sei denn, daß der alte verrückte Mondprofessor sein eigenes Manuskript in 40 Jahren vollkommen zerlesen hat." Das wurde denn aber doch nicht geändert, schließlich muß Thea von Harbou über den Charakter und die Eigentümlichkeiten ihrer Romangestalten am besten Bescheid wissen.

Eins aber wurde doch nicht voll bedacht -- nämlich die Gefahren der Weltraumfahrt in der Riesenrakete.

Denn es ist ganz furchtbar, was dem Kosmopiloten im Raumschiff alles passieren wird.

Für den Anfang fährt das Ding nämlich überhaupt nicht ab, sondern der ganze Brennstoffvorrat explodiert auf einmal. Ist das aus purem Zufall nicht passiert, dann werden den Insassen durch die Anfangsbeschleunigung sämtliche Rippen eingedrückt, das Herz gepreßt, Darm und Magen zusammengeschnürt und die Gehirnwindungen verbogen, damit es nachher einen interessanten klinischen Befund gibt.

Haben die Raumfahrer die genügende Pferdenatur, um das alles zu überstehen, dann tötet sie die Andruckslosigkeit im Weltraum. Gleichzeitig machen sich die Meteorsteine bereit: 1. die Tanks zu durchlöchern, 2. den Vergaser zu zerschlagen, 3. die Passagierkabine siebähnlich zu gestalten, 4. ihre Insassen zu durchbohren und sie damit dem vierfachen Weltraumgespenst auszuliefern. Dann wieder 1. werden sie von dem Meteoriten totgeschlagen, 2. durch den Luftmangel erstickt und durch ihren inneren Überdruck zerrissen, weil ihr Organismus auf den äußeren Luftdruck von einer Atmosphäre eingestellt ist, 3. von der ultravioletten Strahlung der Sonne verbrannt, und endlich und 4. von der Höhenstrahlung der Mirasterne abgetötet.

Der Rest des Raumschiffes stürzt in die eisigen Lavatrümmer eines Mondvulkans oder endet im Glutmeer der Sonne.

Also Gerda Maurus, Fritsch, Rasp, Wangenheim -- fahrt nicht, wenn die Wirklichkeit kommt, es wäre um euch sehr schade. --

Nun aber das ganze noch einmal ohne die gegnerische pessimistische Beleuchtung.

Da ist die Gesamtexplosion beim Start -- ein richtiger Wunschtraum geborener Brandstifter, denn es liegt schon in der Natur der Brennstoffe, unvergast nicht zu explodieren. Weiterhin ist es der ganzen Konstruktion nach unmöglich, daß mehr passiert, als schlimmstenfalls der Bruch einer Zwischenwand. Sollte das eintreten, dann fährt die Maschine eben nicht ab, explodieren tut nichts. Was von den Gefahren des erhöhten und des fehlenden Andrucks geredet wird, ist auch Unfug, wie man schon experimentell auf der Erde nachgewiesen hat (die Raumfahrtspläne sind nämlich schon fertiger und sicherer, als sich auch die Techniker es denken) und es bleiben die Meteoriten.

Dafür aber sind ja die Astronomen zuständig, die man immerhin einmal befragen kann. Dann bekommt man zu hören, daß es tatsächlich gewisse Schwärme dieser kleinsten Weltkörper gibt, die wahrscheinlich die Reste untergegangener Kometen darstellen. Unter Schwarm stellt man sich für gewöhnlich eine dichte Wolke vor und man muß erst mitleidig belehrt werden, daß in den kosmischen Sternschnuppenschwärmen auch an den dichtesten Stellen die einzelnen Körper noch etwa 110 Kilometer voneinander entfernt sind.

Auf solche Weise zu verunglücken wäre also ein ganz großes Kunststück. Doch wollen wir noch einmal ein wenig zusammenfassen.

An dem Raumfahrtproblem sind interessiert die Techniker, die Ärzte, die Astronomen und die Physiker. Fragt man nun nach den Gefahren der Weltraumfahrt, dann schwört der Techniker -- soweit er informiert ist natürlich -- auf Konstruktionsmöglichkeiten und überlegt nur, ob der menschliche Körper . . . . Geht man dieserhalb den Mediziner an, so behauptet er, die Sache sei ungefährlich, wenn der Pilot gesund ist und nicht ein Meteorstein einschlägt. Der Astronom, der dafür zuständig ist, nennt diese Gefahr "gleich Null" (Prof. K. Graf von der Hamburger Sternwarte) und hebt warnend den Finger etwa vor der Höhenstrahlung. Der Physiker (ich habe Gutachten von den ersten Autoritäten, Freunden und Feinden des Raumfluges) schreibt, dies die geringste Gefahr -- wenn nicht etwas explodiert. Diese Frage ist wieder Sache des Technikers, der erklärt, -- siehe oben.

Ja, man darf das schließlich mal fragen, warum fürchten denn da die Leute überhaupt noch? Wenn die Menschen so wären, wie sie nicht sind, wie sie aber sein sollten, dann würden sie doch wohl eigentlich die Nörgelei so langsam sein lassen und dem großen Werke lieber irgendwie helfen, wie jeder es gerade vermag.

Damit Deutschland, das den ersten Raumfahrtfilm im Atelier drehte, bald auch den ersten wirklichen Raumfahrtfilm drehen kann! Aber ich fürchte, ich fürchte, die täglichen drei Briefe werden auch weiter noch kommen, mit Anfragen und Warnungen vor den "Gefahren der Weltraumfahrt".


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Re: Meteorite in der Literatur
« Antwort #119 am: August 09, 2019, 02:39:39 Vormittag »
....bunte Steine...

Ota Filip in "Die Himmelfahrt des Lojzek Lapáček aus Schlesisch Ostrau"

In unserer Stadt hätte sich alles mögliche ereignen können, und es hat sich auch
alles mögliche ereignet.
 Die gipserne Jungfrau Maria aus der Schlesisch Ostrauer Kirche weinte, als
man ihr bei einer Prozession die rechte Hand abschlug. Zwar hat man sie ihr
wieder angeleimt, doch so stümperhaft, daß die Jungfrau Maria noch heute
weinen soll.
 Irgend ein Hauer aus Muglinov lehnte es ab, einen seltenen Meteorstein dem
Städtischen Museum zu überlassen, weil sich dieser so besonders gut als
Gewicht für sein Faß mit dem gärenden Sauerkraut eigne.
 "Von dem Moment an, seitdem ich mein Sauerkraut mit dem Meteorstein
beschwere", verkündete der Hauer, "hat es einen ausgezeichneten Geschmack."


Anmerkung,
die unüberprüfbare Geschichte des Eisens von Alt-Bela findet sich in der Erstveröffentlichung
eines etwas unbescheiden auftretenden Gelehrten:
https://www.zobodat.at/pdf/Verh-naturf-Ver-Bruenn_38_0029-0032.pdf

"If any of you cry at my funeral,
I'll never speak to you again."
(S.Laurel 1890-1965)

 

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