Man mußte viel größeres Engagement an den Tag legen, um überhaupt an Stücke zu kommen,
und je m hr Mühe, desto größer die Befriedigung und Freude, die man dann an dem hatte, was man hatte.
Ich will mal etwas zugeben, was ich selber intensiv erlebt habe: ich hatte von ca. 1968 bis ca. 1985 zwei
registrierte COSPAR-Stationen (Committee on Space Research) mit den damals verfügbaren genauesten
geografischen Daten, heute geht es noch eine Größenordnung genauer mit jedem GPS. Ich habe von dort
ca. 2500 Satelliten optisch mit starken Feldstechern beobachtet und RADEC-Positionen gemessen, die nach
Greenbelt/MA zur NASA oder nach Farnborough in England gemeldet wurden. Dafür habe ich täglich (!!),
was heute so gar nicht mehr möglich wäre, einen sehr dicken Expressbrief mit sog. Two Line Orbital Elements
bekommen, also im wesentlichen den sechs Parametern plus noch paar, die einen Satellitenorbit auszeichnen.
Da ich zunächst noch nicht berufstätig war, habe ich mir mühseligst mit den damals verfügbaren kleinen
wissenschaftlichen Taschenrechnern ausgerechnet, wo wann welcher Satellit an meinem Standort sichtbar
sein wird - eine echte Herausforderung, weil der Satelliten gab es schon damals viele und man musste ja
auch erst lernen, wo gucke ich jetzt denn hin. Immerhin hat es mir zwei Reisen zu Dr. Desmond King-Hele
an der Royal Society als Einladung gebracht. Was ich aber eigentlich damit sagen will: es war damals eine
echte HERAUSFORDERUNG! Und heute: guckste auf heavens-above.com und hast all das ohne Rechnerei
auf Tastendruck. Langweilig. Folge: aufgehört, ist ja keine Herausforderung mehr... "The times they are
a changin´"
Ähnlich auch mit den Meteoriten. Es war damals, also als ich anfing, mich mit Meteoriten zu beschäftigen,
eine echte HERAUSFORDERUNG! Internet für Alle gab es noch nicht. Es gab nur wenige Händler, und die
schickten Beschreibungen ihrer Angebotsstücke. Keine Fotos, höchstens mal Umrisszeichnungen, so wie
es Bob Haag, der US-Nachfolger von Nininger und Vorgänger von Farmer heutzutage gemacht hat. Meine
alten oder noch älteren Kollegen, z. B. Bernd Pauli (huhu!) wissen sowas noch sehr gut und haben diese
alten Listen sicher auch noch archiviert. Es gab nur sehr wenig angebotene Achondrite, es gab natürlich
noch keine lunaren Meteorite, und ich erinnere mich genau, dass ich sehr, sehr lange nach bestimmten
Lokalitäten oder z. B. einem klassifizierten LL4 suchen musste, den mir schliesslich, dafür bin ich immer
noch dankbar, der (reich gewordene) Finder des ersten DaG-Mondes geschenkt hatte. Sein Name tut
hier nichts zur Sache, ich glaube, er hat sich dann zurückgezogen. Ja, und wie isses heute: ALLES ist
verfügbar, jeder noch so seltene Meteoritentyp bzw Meteoritenklasse. Durch eine Vielzahl von Anbietern,
durch die Entdeckung der Wüsten als gute potenzielle Fundorte - vor allem durch das Internet, was
eine schnelle Kommunikation ermöglicht. Es hat sich also verschoben! Viele gehen heute selber in
die Wüsten und suchen, das waren früher ganz wenig Leute, jedenfalls aus der privaten Szene. Was
ja auch völlig ok ist. Aber die Perspektive hat sich verschoben - und ich kann es den jüngeren Sammlern
nicht übel nehmen, dass sie die alten Dinge nicht kennen oder kennenlernen konnten. Es ist wie es ist.
Heutzutage ist es schon eher eine Frage des Geldes: wieviel muss ich ausgeben, um an xyz zu kommen.
OK, das gab es auch früher schon (Wülfing), aber die Frage ist nicht mehr so sehr: komme ich denn
überhaupt an Typ xyz? Den gibt´s nämlich seit NWA-Zeiten an jeder Händlerecke. Das ist ja auch nicht
verkehrt und ich will das gar nicht negativ bewerten, ganz im Gegenteil. Das Argument ist: die Dinge
ändern sich, panta rhei, wenn man so will, und deshalb haben es hier die Jungen manchmal schwer
mit den "alten Säcken" [tm], oder auch umgekehrt. "The times they are a changin´"
Alex