Also, Dänarchist,
hier nun meine Strafaufgabe, dafür, daß ich Dich in den Kreationismusschlamassel geritten habe:
Eine Aufstellung ernstgemeinter, sachlicher Argumente in gebotener Kürze&Einfachheit, die Du in Erwägung ziehen magst, wenn Du Deine Funde selbst beurteilst.
Liebe Mitforler, ich schreib das nur aus dem Gedächtnis zusammen, zudem bin ich aus xundheitl. Gründen schon länger nicht mehr tief in der Materie,
bitte also darum, Falsches zu korrigieren, Veraltetes zu berichtigen, Ergänzungen zu machen, falls nötig.
Gehn wirs an:
Dänarchist,
- Die Oberfläche Deiner Gegend um Dich herum wird permanent durch Erosion verändert und durch geologische Prozesse überprägt.
Was einmal zuoberst zu liegen kommt, bleibt nicht da, verschwindet.
- Meteorite verwittern und zerfallen recht schnell. Liegt u.a. daran, daß sie viel metallisches Eisen enthalten. Wittert bei den Sorten, die kaum oder kein Eisen enthalten auch nur die alleralleräußerste Schicht ab, kann sie bestenfalls im Felde nur noch ein Profi aus den irdischen Steinen herauskennen.
- Den völlig überwältigenden Teil aller Meteorite fand&findet man in Trockenwüsten. Diese müssen eine den Meteoriten wenig abträgliche Bodenchemie und günstige klimatische Bedingungen aufweisen, wenig bis keine Vegetation haben und möglichst wenig andere irritierende Steine sollten herumliegen. Zudem sollte das Gelände befahrbar sein, denn in der Regel liegen die Meteorite nicht wie vom Sämann ausgestreut dicht beeinander.
- Die irdischen Alter, also die Zeit seit ihrem Fall, dieser Wüstenfunde liegen im Durchschnitt bei 30.000 Jahren (Die Funde aus dem antarktischen Blaueis sind einige wenige Tausend Jahre älter im Schnitt).
- Einen Mechanismus der die Meteorite zu Dir transportiert und bei Dir konzentriert, ist für Schleswig-Holstein nicht bekannt, weder menschengemacht, noch geologisch, wie etwa beim Fluß und der Abtragung des km-dicken Blaueises in der Antarktis.
- Meteorite fallen gleichverteilt auf die Erdoberfläche, sie bevorzugen keine Breiten und Längen.
- Alle uns bekannten Meteorite stammen aus dem Asteroidenhauptgürtel zwischen Mars und Jupiter (und ein paar einzelne vom Mond und vom Mars).
- Die gesamte Masse aller Asteroiden im Hauptgürtel zusammen beträgt grob ein Tausendstel der Erdmasse (und allein ein Drittel davon steckt in der Ceres).
- Auch in geologischen Zeiträumen gedacht, war die Masse des Asteroidengürtel in früheren Zeiten nicht größer.
- Zweidimensional besehen mißt die Fläche, in der die Bahn eines aus dem Asteroidengürtel geschleuderten Brockens verlaufen muß, damit er die Erde treffen kann, im Durchmesser ca. 500.000 Erddurchmesser. Die Bahnen der Asteroiden sind jedoch gegenüber der Erdbahnebene geneigt, so ergibt sich ein großer Raum und ein künftiger Meteorit muß dergestalt um die Sonne kreisen, daß seine Bahn die Erdbahn irgendwann einmal schneidet; sodann muß er diesen Schnittpunkt just zu der Stunde erreichen, wenn auch die Erde diesen Punkt durchläuft.
Es muß also allerhand zusammenkommen in diesem sehr leeren Raume für einen Meteoritenfall, man darf es sich nicht so vorstellen, daß Meteorite auf die Erde herab"regnen", wie manchmal metaphorisch zu lesen ist.
- Wenn es schnell geht, dann dauert es vom Herausbrechen aus dem Mutterkörper im Asteroidengürtel bis zum Eintreffen auf der Erde einzelne Dutzend Mio Jahre.
- Impaktstrukturen entstehen, wenn der Meteorid so groß ist, daß er nicht mehr oder nicht mehr vollständig von der Atmosphäre abgebremst werden kann.
Durch die kosmische Geschwindigkeit, die er mitbringt, wird beim Aufprall eine so hohe Energie frei, daß der Meteorit (und auch Teile des Bodens) oft vollständig verdampfen. Deswegen sind Meteoritenkrater unabhängig vom Einschlagswinkel in der Regel kreisrund, da es Explosionskrater sind.
Ich kann da keine Hausnummern geben über Größen und Folgen, da das jeweils von etlichen Variablen abhängt: der Geschwindigkeit, der Masse und Dichte des Meteoriten, dem Einschlagswinkel und der Bodenbeschaffenheit.
https://impact.ese.ic.ac.uk/ImpactEarth/ImpactEffects/ ist ein nettes Spielzeug, wo Du selbst ausprobieren kannst.
Zu der Mehrzahl der verifizierten Impaktkratern wurden keine Meteorite gefunden. Wenn, dann Eisenmeteorite (zumindest fällt mir keiner mit Steinmeteoriten ein).
- Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Meteoritensorten und -untersorten, gleichwohl können Meteorite nicht beliebig aussehen.
Eine neue Meteoritensorte von bislang unbekannter Zusammensetzung und Gestalt kann man nur identifizieren, wenn sie einem quasi vor die Füße fällt.
Es macht mit unseren heutigen technischen Möglichkeiten keinen Sinn, anzufangen, jeden Stein aufs Geratewohl auf seine Meteoritentauglichkeit auszumessen, da wir auf einem Gesteinsplaneten leben und für dieses Unterfangen die Dauer unserer Zivilisation nicht ausreichen würde.
- Es ist noch nie einem Menschen gelungen, in Deutschland zwei Meteorite unterschiedlicher Sorten in räumlicher Nähe zu finden. (D.h. dem einzigen, dem es gelang, der hatte sie selbst zuvor dort hingelegt).
- Es ist noch nie einem Menschen in Deutschland gelungen, einen Meteoriten durch anlasslose Suche zu finden. Erfolge in D erzielt man stattdessen entweder, indem man sich an Orte begibt, an denen schon einmal ein Meteorit gefunden worden war und hofft, daß der ehem. Fall mehrere Exemplare gezeitigt hat, oder aber man hat eine Feuerkugelbeobachtung bei der wahrscheinlich ist, daß etwas unten angekommen ist und bei der man das wahrscheinliche Fallgebiet recht eng eingrenzen kann (solche Daten werden ggfs. hier im Forum veröffentlicht - und es ist auch schon gefunden worden!).
- Die Gesamtmasse der jährlich gefundenen Meteorite unterschreitet die Gesamtmasse der jährlich geförderten Diamanten in Brillantqualität.
Die Gesamtmasse " " der jährlich geförderten Goldmenge erheblich
wie auch sehr deutlich die Gesamtmasse der jährlich ausgegrabenen Perigord-Trüffeln.
- Trotzdem kann man sich für zwei drei Pfund holsteinischen Eisenmeteoriten leider kein Streufeld mit Seegrundstück in SH kaufen.
Nun denke ich ist der Buße genug getan.
Und habe ich Dir genügend Fragen in aller Einfachheit und Ironiefreie beantwortet, die sich Dir z.T. gar nicht gestellt hatten.
Buch gespart.
Wiedersehn
Mettmann