Psssst,
gottseidank haben die Nazis die Sammlung und die Unterlagen nicht weggeschmissen;
mir kamen immer wieder Cohen-Separatdrucke unter mit dem Bibliotheksstempel der Uni Greifswald
und dem Nazi- + aussortiertstempel unter.
Muß man sich mal vorstellen, aus seiner Heimatuni, wo er 20 Jahre lang tätig war...
...und man lasse sich nicht durch den provinziellen Charakter der Greifswalder Uni täuschen,
Cohen war ein Forscher von absolutem Weltrang. (weiß irgendeiner einen anderen Kopf, der aus dieser Uni hervorgegangen, der an ihn heranreichen könnte?)
Cohen war zu seiner Zeit unangefochten und bienenfleißig DER Weltexperte für Eisenmeteorite (und hat nebenbei die mikroskopische Photographie in die Petrographie eingeführt, daher die vielen Dünnschliffe).
Ich persönlich vermute ja, daß er die kompletteste Eisensammlung der Welt zusammengetragen - in Greifswald -
und dabei London, Paris, Berlin usw. ausgebrunzt hatte.
Zwar waren keine Riesenklopper darunter, sondern es war eher eine Referenz- und Arbeitssammlung,
dennoch halte ich die Einschätzung in der Datenbank der wissenschaftl. Sammlungen für völlig verfehlt,
daß sie "ohne musealen Charakter" sei.
Die Bestandsaufnahme der Cohen-Meteoriten-Sammlung von 1975 ergab: 388 Lokalitäten in 511 Stücken,
davon 340 Stein-, 27 Steineisen- und 217 Eisenmeteorite - nebst 400 Dünnschliffen.
Emil Cohen war 1885-1905 an der Uni,
schmeißen wir die MetBull-Database an (nur ganz geschwind, die "doubtfull" und erst spät nach Fund anerkannten weglassend):
spuckt sie aus bis 1905: 304 Eisen und 28 Steineisen !!
Derart war Cohen aufgestellt.
Naja - die Unterbringung in den offenen Pappschachteln
mit lose herumfliegenden Originaletiketten lässt jeden erfahrenen Sammler und Händler entsetzt ausrufen: Die spinnen, die Greifswalder!!
Das ist viel zu riskant.
Einerseits können die Originalzettel so leicht verloren gehen - und hier haben wirs ausnahmsweise mit Meteoriten zu tun, die als historische Sammlung ganz im Sinne der UNESCO-Konvention tatsächliches Kulturgut sind;
zum andern - wie oft kommen einem Meteorite mit Zettelverlust unter, die man nur noch mit der Mikrosonde zuordnen könnte!
Und schließlich haben wirs mit alten Stücken einer gewaltigen Arbeitssammlung zu tun, sodaß nicht mehr gesichert ist, sei es durch Materialentnahme, sei es durch Oxidation und Zerfall, daß sie nach ihren Gewichten gemäß des über 100 Jahre alten Katalogs identifiziert werden können.
Und abphotgraphiert, was im digitalen Zeitalter ja nix mehr koscht, scheinen sie auch nicht worden sein.
Ehrlich gesagt verwundert dann dieser stolze Zeitungsartikel von 2016,
daß die Cohen-Sammlung "aufgearbeitet" worden sei
http://www.ostsee-zeitung.de/Vorpommern/Greifswald/Schaetze-aus-dem-All-Meteoritensammlung-aufgearbeitetWo ist die Publikation dazu?
Wurde digitalisiert?
Und wie erklärt sich die heutige schlampige Aufbewahrung?
(Restauration wäre eine andere Frage - ob es nicht sinnvoller ist, da es sich ja nicht um eine Schausammlung, sondern es sichvielmehr, um es katholoanalogon auszudrücken, Heilige Cohen-Reliquien Erster Klasse handelt, sie ggfs. im rostigen Zustand zu belassen und den Zustand zu konservieren und nur bei Verlustgefahr einzugreifen).
..und das mit dem Personal ist dann wieder eine Geldfrage
Na hör mir auf, wenn die in der vorlesungsfreien Zeit einen historisch- verkleideten Seppl haben, der gegen Eintritt den Karzer zeigt
und zu Zeiten, wo in anderen Zweigen qua Exzellenzinitiativen Millionenblankoschecks verteilt werden,
kann mir keiner erzählen, daß es Ding der Unmöglichkeit wäre, zwei oder drei Standvitrinen einzukaufen, um einen Teil auszustellen und den Rest ORDENTLICH für die nächsten 100 Jahre aufzubewahren.
Und was die Digitalisierung angeht, also bitte, was es allein kostet, Bücher aus dem 19.Jhdt zu entsäuern, daß sie nicht zerfallen..
.. da nehm ich drei, vier Studenten her, versprech denen einen Pro- oder Hauptseminarschein mit Bestnote
und dann knipsen die in den Semesterferien alle Stücke von hint und vorn und die Labels ab
und die pflegens dann in eine stinknormale Sammlerdatenbank für 19,99Euro ein
und schon ists gerettet für lau.
Oder ich tu allen unrecht und es hat nach 2016 bereits eine Publikation, die "Aufarbeitung" betreffend gegeben.
(Aber in Gottes Namen, die hempelsofamäßige lose Zettelwirtschaft - das geht überhaupt nicht!!).
Bestürzter
Mettmann
PS: die Gedenktafel wurd erst 1992 aufgehungen.