Hallo Steinfried,
hier ein paar Kommentare aus einem evtl. etwas anderen Blickwinkel. Da Du Deinen Beitrag so schön nummeriert gestaffelt hast, werde ich ihn bei den Punkten auf die ich antworte wegen der Lesbarkeit etwas "zerstückeln", ich bitte schon mal um Verzeihung!
Dein Paukenschlag Richtung mögliche Leitgeschiebe hatte nach einer Woche!, niemanden zu einer Reaktion veranlasst - warum auch immer? Ich fand es jedenfalls richtig gut!
Vielleicht weil dieser "Paukenschlag" in der Community schon länger diskutiert wird, und es ja auf meinen Beitrag ja auch kaum Feedback gab (an Matthias B. übrigens auch nicht, obwohl seine Anmerkungen zu dem Thema deutlich mehr Menschen zugetragen wurden, als in der Kristallin-Fraktion interessiert involviert sind.
der Kiesgruben-Ort wird kaum noch angegeben und ist nicht von großer Bedeutung.
Nicht für den einzelnen Stein, das stimmt. In der Gesamtheit jedoch schon. Betrifft übrigens direkt oder indirekt Deine Punkte 2.1, 2.2, 2.3, 3 und den letzten mit dem Nachwuchs. ;)
2.1. Auf Geschiebesammler -Treffen, oder wo auch immer (mit allen Größen der Deutschen Geschiebekunde) muss eine einheitliche Linie/gleiche, wissenschaftlich Meinung gefahren werden. Die Überarbeitung der Leitgeschiebe von Fachleuten, allein in Deutschland, würde sicherlich Jahre dauern und führt bestimmt zu mächtigen Streitereien.
"Streitereien" führen zu (of zeitlich limitiertem) wissenschaftlichem Konsens. Wenn Du diese "Streitereien" für überflüssig hältst, solltest Du möglichst vermeiden mit soetwas Wissenschaft in Berührung zu kommen.
2.2. Fast alle alten Bestimmungsbücher könnte man dann in die Tonne kloppen. (Finanzielle Verluste für einige Autoren! Oder neues Geld mit neuen Büchern?)
Deshalb hat ja R. Vinx seine Erkenntnisse im 2016 Buch neu definiert. Der sieht das alles nicht mehr so dogmatisch. Das Wort „Leitgeschiebe“ taucht kaum noch auf!
Es besteht z. Zt. also keine einheitliche Übersichtlichkeit in der Geschiebekunde.
Nein, sollte man nicht. Man muss sie nur richtig lesen, und Unwichtiges von Wichtigem filtern können. Auch ich blättere immer wieder im Hucke & Voigt und im Zandstra (und in den Strandsteine-Büchern), auch wenn ich nicht alles was da drin steht für b/wahre Münze halte. Wenn Du die Bücher gekauft hast, haben übrigens nicht die Autoren den finanziellen Verlust... ;)
Prof. Vinx hat übrigens noch nie etwas dogmatisch gesehen (außer evtl., dass man die ganzen schönen Steine gefälligst nicht mitnehmen darf, um die Natur nicht so auszuplündern, wie es die Geschiebesammler und "Schöne-Steine-Sammler immer so tun).
Und: es gab noch nie eine einheitliche Übersichtlichkeit in der Geschiebekunde. Es gab lediglich viele Leute, die nur ein oder zwei Bücher dazu im Regal stehen hatten. ;)
2.3. Falls sich dann irgendwann mal die deutschen Geschiebesammler über die derzeitige Anzahl der Leitgeschiebe einig sind, müssten die Schweden, Dänen, Norweger, Finnen, usw. auch annähernd die gleiche Leitgeschiebe-Anzahl in ihren internationalen Standard-Werken publizieren.
Von den Polen hört man in der Richtung gar nichts (die winken nur ab!), obwohl die ja mit die meisten nordischen Strand-Geschiebe besitzen. Liegt ja schließlich direkt gegenüber!
Warum müssen die das, bei den ganz anderen Geschiebetypen (und daraus folgend auch anderen Leitgeschiebeinventaren) in ihren Ländern? Und wieso besitzen "die Polen" die meisten nordischen Strandgeschiebe? Mal abgesehen davon, dass es in Polen viele Sand- und wenig Geschiebestrände gibt, ist das Geschiebespektrum auch eher "östlich" und nicht "nordisch" (was man im übrigen heute daran nachvollziehen kann, dass doch Leute sowas wie Fundorte notiert haben, siehe auch meine Anmerkung oben.
3. Zugänglichkeit der Geschiebekunde für alle, v.a. für Einsteiger und Laien:
Ohne deine und Jörgs gebetsmühlenartige Hilfe, könnte ich diese Zeilen heute nicht schreiben. Ich fände es auch einfacher, wenn ein Einsteiger/Laie nicht unbedingt Geologie usw. studiert haben, oder ein Fachbuch lesen muss, um ein kompliziertes Schild/Label an sein schönes Steinchen dran zu pappen.
Die Zugänglichkeit der Geschiebekunde wird durch einen entsprechenden Verein befördert, der das nur kann, weil Mitglieder sich aktiv (Vorträge, Fachartikel, Sammlergruppenlogistik) und passiv (Mitgliedsbeiträge, Zeitschriftenabos) einbringen. Jörg und karlov sind da für den Bereich der Kristallinen Brocken vorbildlich.
Wer also bei der Zugänglichkeit mithelfen möchte oder soetwas fordert, sollte Mitglied dort werden und "Geosinnungsgenossen" aktiv bewerben es ihm gleichzutun. (Muss ich jetzt als Vorstand in dem entsprechenden Verein sagen, entspricht aber auch der Realität, siehe auch den letzten Punkt weiter unten). beachten sollte man unbedingt, dass von den studierten oder autodidaktischen "geeks" irgendwann das Handtuch geworfen wird, wenn die "gegenüber" nicht mal bereit sind "ein Fachbuch" zu lesen. Das ist übrigens nicht weit hergeholt, sondern gerade passiert. Für den Betreffenden ist der "Verlust" mehr Zeitgewinn für sich selber und seine Projekte, für alle anderen, dass ihnen einer der kompetentesten Kristallinleute nicht mehr in dem gewohnten Maße "zur Verfügung" steht. Meiner Meinung nach ein sehr hoher Preis, dafür, dass einige ohne großen eigenen Aufwand "ein kompliziertes
Schild/Label an (ihr) schönes Steinchen (...) pappen" wollen.
4. Spaß am Sammeln und Begeisterung für die Schönheit der Gesteine:
Siehe Antwort #152 in 1001 Gestein...
Wenn ein Neuling sich nach seiner Gesteins-Anfrage, gleich ein Geschiebe - /Gesteinebuch kaufen und verstehen soll, von dem wirst du hier im Forum bald nichts mehr hören. Nicht jeder ist so hart im Nehmen wie ich!
Und wenn sich doch mal jemand Bücher kauft und auch liest, und evlt. versteht, bleibt immer noch die Frage der Ausdauer (Anhalten der Sammelleidenschaft!)
Kostet ja schließlich auch Geld! (Reisen, Bücher, Geräte-Gesteinsbearbeitung, Zeit)
Das ist (und war schon immer) eine Frage des Eigenaufwandes. Die Anforderung sich in einem komplizierten und anspruchsvollen Thema wie der Geologie (oder den extraterrestrischen Steinen) soweit reinknien zu müssen wie man selber inhaltlich vordringen will, stellt halt auch einen gewissen Ausleseprozess dar. Wer das nicht will, muss sich damit begnügen, wenn auf eine Anfrage nach einem Gesteinsnamen nur der Vorschlag "Kai-Uwe" kommt. Ich unterstelle auch mal, dass die hier fachlich gut Antwortenden (Geo/Met/Gold) oft mehr Geld und Zeit in Reisen, Bücher, Geräte und Material investiert haben als die Fragenden. Was alle Betreffenden hier im Forum gerne tun, aber auf freiwilliger Basis, und bei Forderungen entweder irgendwann einen Kamm bekommen und/oder sich zurück ziehen.
Bei den Goldsuchern/-wäschern und Tektitsammlern sieht es noch schlimmer aus.
(Jugendlicher Nachwuchs, Material und Genehmigungen fehlen!)
Wie beim Angeln, alles wird immer be...
Gerade im Bereich Angeln habe ich ein wunderschönes Gegenbeispiel: der hiesige Anglerverband geht mit einer ehrenamtlichen Aktion mit regelmäßigen Terminen (ohne etwas dafür zu bekommen oder zu fordern) in den Schulhort und macht mit den Kleinen Umweltschutz, Ökologie, Artbestimmung, usw.
Über den obigen Geo-Verein machen wir (über ein paar Ecken) gute Jugendarbeit (Werbeblock: komm auf unsere nächste Jahrestagung 2019 nach Neubrandenburg um mehr zu erfahren) und die besonders Erfahrenen fördern die besonders Interessierten (weil die am nachhaltigsten dabei bleiben).
Nicht "alles wird immer be...", sondern es ist vielleicht nicht alles prima, aber es wird besser um jeden Beitrag, den man selber tut, ohne seinen eigenen direkten Vorteil vorneanzustellen.
Bitte meine Anmerkungen auch nicht falsch verstehen oder zu persönlich nehmen, aber den Punkt, an dem dem Du stehst mit Deinen kritischen Anmerkungen den haben wir Fachinteressierte alle irgendwie, entweder weil wir selber unter ihm "leiden", oder gleichzeitig noch unter Leuten "leiden", die derzeit an diesem Punkt "leiden"...