Ich möchte auch was sagen, was am Ende wichtig wird.
Also meiner Meinung nach, kann man von so kleinen Ausschnitten, nicht bestimmen, um was für einen Meteoriten es sich genau handelt. Oft ist es auch bei großen Flächen nicht möglich. Selten sieht ein Eisen derart charakteristisch und unverwechselbar aus, daß man mit großer Sicherheit sagen kann: Das muß der sein und kein anderer.
Pallasite zum Bsp. da sind die Olivine eigentlich nie gleichmäßig verteilt in ein- und demselben Meteoriten und unterscheiden sich in Größe, Form und Farbe teilweise erheblich.
Seymchan ist ja ein eindrucksvolles Bsp, was wir alle kennen.
Der wurde sogar zunächst als Eisenmeteorit klassifiziert, weil die ersten Funde keine Olivine hatten.
Brenham - da hab ich Euch zwei Bsp. geschwind herausgesucht:
http://research.amnh.org/~debel/eduSource1/HoM/samples/Brenham.jpghttp://www.aerolite.org/sale-pics/brenham-siderites-big/fs/brenham-s-565-i.jpgGlorieta gibts welche mit und ohne.
Ja selbst bei Brahin gibt es Stücke, sehr selten zwar, die sind frei von Olivinen.
Afanasjev hatte mal eines auf einer Messe dabei war ein Block von 25x 20cm, da war nur ein einziger Olivinkristall ganz am Rande.
Imilac kann so aussehen:
http://www.astrosurf.com/luxorion/Images/meteorite-imilac.jpgaber auch so:
http://www.mhmeteorites.com/images/imilac_60.jpgFreilich kann man schon vermuten - Brenham z.B. hat gerne kleinere und rundlichere Olivine drin. Brahin häufig Mengen eckiger Spreißel und Fragente drin. Imilac eher gelbliche Olivine, Brahin dunklere, Fukang oft sehr große Olivine usw. - aber Gewißheit hat man dadurch nicht.
Zum Bsp einen Pallasovska von einem Brahin zu unterscheiden ist praktisch kaum möglich, wenn man zwo Scheiben neben einander legt.
Bei Eisen ist es noch viel schwieriger, allein schon deshalb weil es rund 900 verschiedene gibt, von denen man die meisten ja überhaupt nicht zu Gesicht bekommt oder bestenfalls als kleine und kleinste Portionen, weil sie in den Museen liegen und von sehr vielen findet man nicht einmal Photos im Netz.
Und auch da sind die Erscheinungsformen in kleinen Ausschnitten höchst verschieden, moment...
ich häng das Bild an. Ist eine größere Fläche von der Morasko-Hauptmasse.
Schautmal, die großen Tropfen drin, das ist Troilit, dort wo sie schwärzlich sind oder teilweise schwärzlich, das ist Graphit.
Schnitte man eine Teilscheibe aus mit so einem Graphit/Troiliteinschluß oder diesen länglichen Troilit in der Mitte oben,
tät jeder sagen: Klar, ist ein Spitzen-Odessa!
Nähme man einen Abschnitt von unten links, diese Würmchen, die ein geometrisches Muster ergeben - das ist Cohenit.
Tät ein Drittel sagen: Canyon Diablo! Ein Drittel Uruacu! Und der Rest Morasko, Nantan, Odessa.
Und würde man sich ein Stück herausschneiden ohne irgendetwas, würden fast alle sagen: Campo!
Und das ist ja auch nicht weiter verwunderlich - die IABler schauen eben sich alle ähnlich, weil sie vom selben Mutterkörper stammen.
So kann man bei solchen kleinen Ausschnitten eben nur sagen, ja das ist ein feinster Oktaedrit, daß ein breiter.... wobei grad bei den breiten Oktaedriten, die schauen ja teilweise ganz verschieden aus in kleinen Scheiben, je nachdem welche Schnittebene man durch die Balken erwischt.
Ich habs immer ganz gern, wenn ich Bilder von sehr großen Scheiben einer Lokalität finde, weil die doch oft verblüffend anders wirken, als die kleinen Scheiben, die uns Sammlern hptsl zugänglich sind.
Nehmt doch mal Mundrabilla her. Da gibts ja viele kleine Individuals und Fragmente aus denen die Scheiben geschnitten werden für den Sammlermarkt.
Da ist man schon froh, wenn man mal einen Troiliten erwischt.
Aber meist sehen sie aber so aus (Leih ich mir gschwind ein Bild vom Mirko):
http://www.meteorite-mirko.de/0334af99350fc8101/0334af996414daf02/index.htmlAber wie verblüffend ist es, wenn man sich einen großen Querschnitt Mundrabill anschaut, kommt völlig anders rüber:
http://www.meteorite-times.com/Back_Links/2003/August/ad09mundrabilla.jpgoder
http://www.meteorites.com.au/images/mundrabilla2.jpgToll, nicht? Deswegen hatte ich ja mal angeregt, ob man hier nicht mal eine Bildersammlung von Hauptmassen und dergleichen gemeinschaftlich zusammentragen wollt. Ist was für lange Winterabende, zeitintensiv und man muß natürlich die Urheber fragen, ob man die Bilder zu diesem Behuf verwenden darf.
Noch viel schwieriger ist es bei Steinen, sie zu identifizieren, weils noch viel mehr davon gibt. Klar bei ganz exotischen Klassen, da ist schon viel charakteristisches und manches einzigartiges dabei (und das ist ja die Kunst der NWA-Händler, zu erkennen, was was ist),
aber grosso modo. Ihr kennt es ja, nehmen wir z.B. Gao, da gibt's "normale", aber auch Impaktschmelzbrekzien und sogar komplett schock-geschmolzene. Schneidet man eine Pultusk und hält ihn gegen Juancheng, dann wirds schwer. Und bei den brekziierten, bei den polymikten, da hängts ab, was man für ein Stück erwischt.
Nun kommt daher das
WICHTIGSTe !!!!
Ihr müßt Eure Sammlung unbedingt dokumentieren! So daß jedes Stück auch noch später und von jedermann identifiziert werden kann. Also am besten anhand solcher Merkmale wie Gewicht; Art, ob Scheibe, oder ganzer Stein, besondere Kennzeichen. Schiebt es nicht auf die lange Bank. Machts nicht nur elektronisch, druckt es aus. In mehrfacher Ausfertigung.
Denn wenn die Zuordnung verloren geht, wenn man (oder z.B. die Erben) nicht mehr eindeutig weiß, welcher Mett welcher ist, dann verliert die Sammlung komplett und vollständig ihren Wert und darüberhinaus sind die Meteoriten für die Nachwelt oder Gegenwart ein für allemal verloren!
Mir passiert es immer wieder und es zerreißt mir jedesmal das Herz, wenn da meteoritische Laien ankommen, gelegentlich mit sehr bedeutenden Stücken, vom Opa, vom Uropa aus der Familiengeschichte oder weil der mal Mineralien gesammelt hat - und es sind Stücke dabei, bei denen man vermuten darf, daß die heutzutage nicht mehr erhältlich, ja vielleicht sogar nie erhältlich waren. Ich habe schon wahrhaft schreckliche Geschichten erlebt, wo bspw. etwas vererbt wurde, die Dokumentation noch da war, aber die Erben den Papierkram weggeschmissen hatten, weil sie eben denken, Meteorite, die würden quasi wie Materiale a la Bergkristall, Amethyst oder Gold gehandelt, ohne individuellen Unterschied. Also Eisenmeteorite kosten alle dasselbe, Steinmeteorite...
Ich glaube mein schlimmster Fall war ein Balte, dessen Vorfahr Gesandter im 19.Jhdt in Russland war und auf seinen Reisen Meteorite gekauft hat.
Im 19.Jhdt, das war die Zeit der großen Wettrennen ums Prestige, welche nationale Sammlung die meisten Meteorite zusammenbekommt, daher war es zeitweise per Erlaß und Strafe verboten, in Rußland Meteorite zu besitzen - deshalb kriegt man ja auch heute fast keine russischen Mets aus dieser Zeit zu kaufen.
Aber leider keine Aufzeichnungen mehr erhalten.
Und ich sag Euch, da waren teilweis wunderbar erhaltene Schwarzkruster dabei, also Fälle. Wenn man ans verkaufen als Metthändler dachte, sicher was sechsstelliges.
Nur man kann eben in so einem Fall überhaupt nichts mehr machen!
Man müßte mit den Steinen sämtliche Russischen Mets abgrasen mit den Steinen aus den 50Jahren, die in Frage kommen, dazu die Museen bereisen, wo sie jeweils untergebracht sind, hoffen daß da Dünnschliffe von den jeweiligen in irgendwelchen Archiven lagern, denn für so einen Zweck würden die Museen von ihren Stücken ja nix extra runterschneiden, man müßte welche von den vererbten anfertigen, man müßte die Steine messen und vergleichen....
...und selbst dann hätte man keine 100%ige Gewissheit!
(Und ein Sammler würde sowas auch nicht kaufen wollen, was nur "vermutlich" oder "höchstwahrscheinlich" dieser oder jener Fall sei).
Und bei Eisen hilfts ja auch nix. Man könnt die Spurenelemente messen, was aber sehr teuer ist, und man würde im Rahmen der üblichen Meßfehlergenauigkeit nur rausbringen in den meisten Fällen, zu welchem Untertyp er genau gehört, weil die eben just durch diese Werte und Profile den Gruppen überhaupt zugeordnet werden. Dann könnte mans zwar eingrenzen, aber man weiß ja nicht, ob die Geschichte zu dem Eisen, die der Besitzer erzählt auch stimmt.
Kurz es geht nicht.
Klar, bei solchen Fällen, wie dickes Eisen, deutscher Dachboden, soll Ur-Ur-Opi aus Deutsch-Südwest mitgebracht haben, auch noch feinster Oktaedrit - Augen zu, dann ists eben ein Gibeon.
Aber was willste machen, jaa das hat der Urgroßvater 1920 aus Südamerika mitgebracht...
Also, ich flehe Euch an: Dokumentiert Eure Sammlung und bitte narrensicher.
Martin
PS: Und drum braucht sich bei solchen Ratespielen auch niemand zu genieren, daß er sich vielleicht eine Blöße geben könnte.