Hallo,
nach dem Exkurs nach Russland und zum Thema, wie man es sicher nicht machen soll, noch ein Wort zur Sicherheit und zur Entsorgung.
Vorab aber auch zur hier mehr und mehr aufkeimenden Frage "soll/darf man so was überhaupt mal selbst versuchen?" Jeder über 18 Jahre kann die Zutaten frei erwerben, deshalb geht wohl auch noch der Gesetzgeber davon aus, dass jeder durchschnittlich begabte Bürger damit klar kommen sollte (wie auch alle, die einen Führerschein besitzen und über die Autobahn jagen
). Zur Chemikalie erhält man regelmäßig auch ein Hinweisblatt mit den nötigen Vorsichtsmaßnahmen und Entsorgungsbestimmungen, die auch unbedingt einzuhalten sind.
Böse Frage: Wer von Euch Hobby-„Ätzspezialisten“ denkt daran, macht so etwas, zahlt für die fachgerechte Entsorgung?
Die Frage darf ich zurückgeben: Hast Du je fachgerecht und entgeltlich Deine Nitol-Mischungen entsorgt, Allende? Ich bin einer der Hobby-"Ätzspezialisten", wie wohl auch Du, und fühle mich jetzt schon ein wenig herausgefordert. Bitte nicht christlicher als der Papst sein. Übertreiben muss man auch nicht, denn dann müssten wir auch mal grundsätzlich über die Anwendung von WC-Reinigern, Geschirrspülmaschinen, Desinfektionsmitteln etc. diskutieren, die ja alle irgendwann im Abwasser landen und die sind auch nicht besser als Kleinstmengen ohnehin stark verdünnter Säurereste (ich rede hier vor Schnapsglasmengen 7%iger Säure!!!).
Und irgendwie haben ja alle mal angefangen, sogar der Andi Gren oder der Mirko
. Also, jeder einigermaßen vernunftbegabte Mensch über 18, der es mal probieren will, soll es ruhig mal machen. Davon geht die Welt nicht unter, und da das Abwasser tendenziell ohnehin wegen der Waschmittlellaugen eher basisch ist, wären Kleinstmengen verdünnter Säure - rein chemisch betrachtet - eher vorteilhaft. Jetzt bitte nicht auf mich einprügeln, ich schrieb ausdrücklich "rein chemisch betrachtet" und will niemanden dazu auffordern, gegen Umweltauflagen zu verstoßen. In Zeiten, wo tonnenweise äußerst bedenkliches Mikroplastik durch Zahnpasta in der Umwelt verbreitet wird, sollten wir die Kirche im Dorf lassen.
Bedenklich ist natürlich, dass kaum jemand einen Luft-Abzug in seinem Keller hat (auch ich nicht) und jeder, der damit hantiert, muss schließlich auch damit rechnen, dass eine Flasche mit Salpetersäure auch mal umkippen kann oder vielleicht sogar runterfällt, auch wenn das natürlich nicht beabsichtigt ist. Aber gerade das Hantieren mit schweren Säureschutzhandschuhen macht das Ganze nicht einfacher. Deswegen lagere ich eine solche Chemikalie grundsätzlich im Keller und in Bodennähe und nicht etwa in einem (hohen) Regal. Die Arbeit selbst findet mit zuvor abgefüllten Kleinstmengen in einem ausrangierten Aquarium statt. Wenn also mal was daneben geht oder umfallen sollte, ist´s nicht weiter schlimm.
Zur Entsorgung: Zumindest hier in Bayern kann man haushaltsübliche Mengen von Problemmüll bei den meisten Wertstoffhöfen
kostenlos entsorgen (@Allende: in der Schweiz nicht?
). Zudem besteht die Möglichkeit, Salpetersäure mit Natronlauge (NaOH + dest. Wasser) zu neutralisieren. Dies scheint mir bei Kleinstmengen, die bei einer Ätzung gebraucht werden, der wohl probateste Weg. NaOH habe ich sowieso, weil ich damit Eisen stabilisiere (Vorsicht: NaOH ist extrem basisch, so dass es ebenfalls sehr stark ätzend wirkt).
Das Video der Russen erweckte den Eindruck, dass man Unmengen von Säure braucht, um eine Ätzung durchzuführen. Das ist Quatsch, auch wenn die Fläche dort sehr groß war. Für den zur Diskussion stehenden Gibeon reicht die Menge eines Schnapsglases mit Nitol vollkommen aus, mehr muss man in diesem Fall gar nicht anmischen.
Ich will niemandem verbieten, mal selbst einen Ätzversuch zu wagen. Nach wie vor bin ich allerdings nach wie vor der Meinung, dass sich das hier zur Diskussion stehende Stück aus den bereits gesagten Gründen nicht als Gegenstand eines Erstversuches eignet.
Gruß,
Andi