Autor Thema: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?  (Gelesen 11427 mal)

Offline skyisnolimit

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Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« am: Januar 30, 2016, 17:22:19 Nachmittag »
Hallo Freunde,

ich kam auf Meteoriten als ich etwas außergewöhnliches als Ehering gesucht habe. Seitdem ist aber mein Interesse an dem Thema insgesamt geweckt worden.

Ich habe mir einen sehr großen (knapp 9 kg) Gibeon gekauft, der an einer Seite geschliffen und geätzt ist (zu ihm und allem folgenden siehe die Bilder, auf ihnen ist zu Vergleichszwecken aber auch ein kleinerer Gibeon drauf, s.u.). Leider bin ich mit der Ätzung alles andere als zufrieden. Die Witmannstätten-Strukturen lassen sich nur aus einem optimalen Winkel und sonst kaum erlennen. Bei den anderen Gibeons die ich habe und sah war das VIEL besser. Ich denke, dass er von vornherein nicht sehr gut geätzt wurde, oder dass die Ätzung mit der Zeit schlechter wurde (kann das sein, durch minimlae Rostungsprozesse?). Zudem ist der ungeschliffene Bereich des Meteoriten matt und bräunlich (siehe Bild 6), nicht so schön dunkelgrau glänzend wie bei meinem anderen (siehe Bild 5).

Meine Fragen sind nun:

1. WIE ätze ich die geschliffene Seite neu? Muss es vorher noch einmal geschliffen werden? Ich habe gelesen, dass es ganz UNTERSCHIEDLICHE Chemikalien für die Ätzung gibt. Ich würde gerne wissen welche und wie sich das Ergebnis unterscheidet.
Als Beispiel, wie es aussehen soll, habe ich einen kleineren Gibeon daneben gestellt, auf dem die Witmannstätten-Stukturen super zu erkennen sind. Als Beispiel, wie es NICHT aussehen soll, ist noch ein Bild eines meiner Meteoriten-Anhänger zu sehen. Bei ihm lassen sich die Strukturen zwar auch super sehen, aber insgesamt is es eher dunkel. Ich bin allerdings an einem helleren Ergebnis wie bei dem kleien Gibeon-Bruchgstück interessiert.

2. Wie bekommt man den ungeschliffenen Teil so schön glänzend wie bei dem kleinen Gibeon hin (siehe 5. Bild)?

Ich wäre super dankbar für Ratschläge und werde die Ergebnisse natürlich hier zeigen!

PS: Der Unterschied zw. den Ätzungen kommt auf den Bildern nicht so sehr raus wie in realo. Am besten ist er auf dem 4. Bild erkennbar.

Offline skyisnolimit

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #1 am: Januar 30, 2016, 17:24:23 Nachmittag »
Und hier noch die restlichen Bilder...

Offline ironsforever

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #2 am: Januar 30, 2016, 21:09:55 Nachmittag »
Hallo skyisnolimit,

ich kann Dir nur dringend abraten, es selbst zu versuchen, ein so großes Stück zu ätzen. Selbst bei kleinen Flächen ist die Bearbeitung schon äußerst schwierig und zeitintensiv. Ohne Erfahrung, wie man eine so große Fläche plan (!) schleift, ohne die Kanten zu versauen, es danach ätzt und vor allem wieder stabilisiert, wirst Du aller Voraussicht nach weder Erfolg noch Spaß dran haben. Es ist eben nicht damit getan, mal eben mit ´nem 1000er Schleifpapier drüber zu gehen und die richtige Säuremischung drüber zu kippen. Wichtig ist auch der folgende Stabilisierungsprozess, sonst rostet es in nullkommanix, weil die Säurereste das Eisen angreifen. Das sollte ein Profi machen, wie z.B. der Andi Gren oder der Mirko Graul (beide sind hier mit Mail im Forum zu finden, einfach in die Suchmaske eingeben). Ich denke im Übrigen, dass kaum jemand, der sich sein Wissen über den optimalen Ätzprozess über Jahre mühsam angeeignet hat, an dieser Stelle eine dezidierte Gebrauchsanleitung veröffentlicht. Das ist mehr oder weniger ein Betriebsgeheimnis.

Wenn Du es dennoch selbst probieren willst, hier findest Du eine brauchbare Anleitung: http://www.meteorite-times.com/articles/etching-iron-meteorites/. Eine noch bessere Anleitung auf Deutsch findest Du auch in einem sehr empfehlenswerten Buch über Meteorite, nämlich "Rolf W. Bühler, Meteorite, Urmaterie aus dem interplanetaren Raum" (ganz hinten). Dieses Buch gibt es immer wieder ganz günstig im Internet, Secondhand.

Gruß,
Andi :prostbier:

P.S.: Glückwunsch zu Deinem großen Gibeon. Der ungeschliffene Rand Deine großen Exemplars ist m.E. viel sammelwürdiger als die totgeputzte, glänzende "Kruste" des kleinen Gibeon. In der Regel suchen die Sammler eher ungeputzte und natürliche Exemplare. Also bitte nicht einölen oder gar mit der Stahlbürste bearbeiten! :eek:
« Letzte Änderung: Januar 30, 2016, 21:47:10 Nachmittag von ironsforever »

Offline skyisnolimit

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #3 am: Januar 30, 2016, 23:03:50 Nachmittag »
Andi, vielen Dank für deine sehr offene Antwort. Es wäre in der Tat schade, so einen großen zu beschädigen. Ich wollte es nicht komplett neu schleifen, sondern nur, wenn überhaupt nötig, noch einmal nachpolieren. Den Tipp, die ungeschliffenen Seiten so zu lassen finde ich gut und werde ich auch befolgen. Hat eben was von "wie direkt gefunden".

Allerdings muss ich sagen, dass mich das Unterfangen der Ätzung sehr reizt und ich mir fest vorgenommen habe, es selbst durchzuziehen - allerdings mit möglichst optimaler Vorbereitung und Recherche. Ich finde diese Quelle auch sehr gut:

http://www.nuggetshooter.ipbhost.com/index.php?showtopic=7933

Derzeit ist folgendes mein Plan:

Besorgungen:
- feinstmögliche Schleifpaste
- säurebeständige Schutzkleidung, Handschuhe und Brille
- "Assistent" (ebenfalls mit Schutzausrüstung) falls zwei Hände mal zu wenig sind
- reinen Alkohol
- ENTWEDER Salpetersäure und 2 Pipetten ODER Eisen-III-chlorid (siehe näheres bitte unten)
- Ein Glasgefäß und ein großer Blumenuntertopf mit Glasur
- Diverse Pinsel in unterschiedlichen Breiten (diese sollten säurebeständig sein)
- 2 kleine Wannen
- ATF Getriebeöl
- einen guten Schnaps


Plan (chronologisch):
- Schutzkleidung anziehen (gleich Anfangs, damit später Zeit gespart wird)
- Meteoriten auf einem großen Blumenuntertopf mit Glasur positionieren
- geschliffene Fläche mit möglichst feiner Schleifpaste nachschleifen
- Schleiffläche mehrfach gründlich mit reinem Alkohol reinigen

jetzt ENTWEDER:
- 95 Teile Alkohol mit einer Pipette in ein Glasgefäß geben und dann 7 Teile Salpetersäure mit einer anderen Pipette hinzufügen und das ganzen verrühren (ich hätte mal mit 7prozentiger angefangen, da ich schon kräftige Ergebnisse möchte)
- die Mischung mit einem Pinsel immer wieder gleichmäßig über die Oberfläche streichen und darauf achetn, dass jede Stelle gleich viel abbekommt
ODER:
- Eisen-III-chlorid mit einem Pinsel immer wieder gleichmäßig über die Oberfläche streichen und darauf achten, dass jede Stelle gleich viel abbekommt

- den fertig geätzen Meteoriten in eine kleine Wanne voller reinem Alk. tauchen, mehrfach wenden und herausnehmen; dann in einer weiterre Wanne wiederholen, damit auch ja die letzten Säurereste weg sind
- mit einem Handtuch abtrocknen
- in den auf 120 Grad vorgeheizten Backofen geben und dort ca. 30 Minuten trocknen lassen
- die geätzte Fläche mit ATF Getriebeöl per Pinsel dünn einstreichen
- mit dem Assistenten auf die erfolgreiche Aktion anstoßen (mit dem guten Schnaps). Oder frusttrinken. Sofern wir noch leben. :)

Es gibt wohl nicht DIE Methode und jeder empfiehl ein bisschen was anderes...


Folgende Fragen hätte ich noch:

- Macht es Sinn, wie derzeit geplant die Fläche noch einmal nachzupolieren oder ist das zu wenig oder sogar unnötig?
- Falls es Sinn macht: Gibt es Alternativen zur Schleifpaste, wenn ja, welche?
- Falls Schleifpaste verwendet wird: Sollte sie feinstöglich sein oder welchen Grad sollte sie haben?
- Was würdet ihr empfehlen: Salpetersäure oder Eisen-III-Chlorid (ich befürchte, das letzteres vielleicht etwas zu viel des Guten wäre)
- Sind spezielle Pinsel vonnöten, die nicht von der Säure bzw. dem Ätzmittel aufgelöst werden?
- Verändert es die Schleiffläche, wenn der Meteorit bei 120 Grad in den Backofen kommt? Das dürfte doch bei dieser Temp. nichts machen, oder?
- Wie lange sollte man ihn drinlassen? Wäre eine halbe Stunde ok?
- Verändert ein anschließendes Alkoholbad die Widmannstätten-Pattern oder die Oberfläche im ungeschliffenen Bereich?
- Ist eurer Erfahrung nach ATF-Getriebeöl gut zur Stabilisierung geeignet
- Ist es schlimm, wennn man mit dem Öl nur die Schlifffläche behandelt, da die anderen Oberflachen dann vielleicht rosten ö.a.?
- Muss man das mit dem ATF Getriebeöl öfters wiederholen?
- Habe ich irgendetwas vergessen, gibt es Fragen, Gegenvorschläge, Warnungen?

Ich wäre sehr dankbar für eure Hilfe!
« Letzte Änderung: Januar 30, 2016, 23:25:51 Nachmittag von skyisnolimit »

Offline ironsforever

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #4 am: Januar 31, 2016, 09:52:44 Vormittag »
Hallo skyisnolimit,

o.k., da hast Du ja schon selbst sehr gut recherchiert. Und doch noch haufenweise Fragen...

Zitat
- Macht es Sinn, wie derzeit geplant die Fläche noch einmal nachzupolieren oder ist das zu wenig oder sogar unnötig?

Probiers doch einfach aus. Ich erkenne auf den Fotos nicht wirklich, ob man die Fläche so lassen kann oder nochmal drüber schleifen muss. Geh nochmal über die Flugroststellen drüber (sehr fein! 1000er oder Polierpaste) und ätze die Gesamtfläche, wie von Dir beschrieben. Wenn Dir das Ergebnis nicht gefällt, schleifst halt nochmal die ganze Fläche. Je nachdem, wie die Fläche bereits zuvor behandelt wurde (plan oder nicht plan geschliffen), macht es Sinn, sie nur freihändig und nur stellenweise zu nachzuschleifen/nachzupolieren. Das Ergebnis wird dann aber auf jeden Fall nicht 1A, denn letztlich wird die Gesamtfläche nicht einheitlich behandelt. Aus den gerundeten Kanten schließe ich, dass die Fläche ohnehin nicht ganz plan ist, also kannst nichts verlieren, wenn Du erst mal nur den Rost partiell mit sehr feinem Schleifpapier wegschleifst bzw. wegpolierst. Achtung: Politur versiegelt kleinste Schleifspuren, d.h. die Säure wird an diesen Stellen nicht mehr greifen, wenn das Stück vor dem Ätzvorgang nicht absolut sauber gereinigt wurde, z.B. mit Aceton.

Um top Ergebnisse zu erzielen, sollte eine Fläche immer komplett neu plan geschliffen werden. Hierzu wird das Stück mit Schleiffläche nach unten auf einem planen Untergrund, z.B. einer Glasscheibe, mit Schleifpulver und destilliertem Wasser bewegt (mit kreisenden Bewegungen). Je nach Ausmaß der abzutragenden Fläche (Linealprobe: den Lichteinfall zwischen Linealkante und Fläche prüfen) muss man u.U. schon mit 400er Körnung anfangen (oder sogar noch gröber), dann 600er, 800er bis rauf zum 1000er und dann ggfs. polieren. Viel Spaß, denn die Prozedur kann mehrere Stunden wenn nicht sogar Tage dauern. Ich kann allein durch die Fotos nicht feststellen, mit welcher Korngröße ich beginnen würde. Runden Kanten gefallen mir persönlich gar nicht. Die würde ich scharf machen. Dazu bräuchtest Du aber eine Maschine, sonst sitzt Du da monatelang dran!

Zitat
- Falls es Sinn macht: Gibt es Alternativen zur Schleifpaste, wenn ja, welche?

Ja, Schleifpulver (s.o.) z.B. von Homberg und Brusius.

Zitat
- Falls Schleifpaste verwendet wird: Sollte sie feinstöglich sein oder welchen Grad sollte sie haben?

Je nach gewünschtem Ergebnis. Du kannst im Einzelfall schon mal nach 800er ätzen oder machst besser nochmal ne Runde 1000er. Manchmal wird das Ergebnis ohne Politur sogar besser. Das ist aber schwierig pauschal zu sagen, denn jedes Eisen verhält sich anders.

Zitat
- Was würdet ihr empfehlen: Salpetersäure oder Eisen-III-Chlorid (ich befürchte, das letzteres vielleicht etwas zu viel des Guten wäre)

Ganz klar: Mit Alkohol verdünnte Salpetersäure. Eisen-II-Chlorid habe ich selbst noch nie probiert, aber mit Salpetersäure super Ergebnisse erzielt.

Zitat
- Sind spezielle Pinsel vonnöten, die nicht von der Säure bzw. dem Ätzmittel aufgelöst werden?

Nein, weil der Pinsel ja nur mit der verdünnten Säure in Kontakt kommt. Billige Pinsel sind ausreichend.

Zitat
- Verändert es die Schleiffläche, wenn der Meteorit bei 120 Grad in den Backofen kommt? Das dürfte doch bei dieser Temp. nichts machen, oder?

Zum Trocknen besser nur 80 Grad verwenden. Auch da verdunstet bereits Wasser. Widmannstätten sind erst um die 800°C gefährdet.

Zitat
- Wie lange sollte man ihn drinlassen? Wäre eine halbe Stunde ok?

Bei dieser Größe 3 Stunden, denn das Stück muss komplett durcherwärmt werden.

Zitat
- Verändert ein anschließendes Alkoholbad die Widmannstätten-Pattern oder die Oberfläche im ungeschliffenen Bereich?

Nein, das Alkoholbad verändert nichts mehr. Die Wanne muss unbedingt sauber sein (keine Schleifmittlereste!)

Zitat
- Ist eurer Erfahrung nach ATF-Getriebeöl gut zur Stabilisierung geeignet

Das gründliche Waschen stabilisiert, nicht das Öl. Das Öl schützt das Eisen nur vor neuem Rost, versiegelt gewissermaßen. Es sollte auf jeden Fall feinflüssiges Öl sein. Getriebeöl scheint mir deshalb eher ungeeignet. Ich kann das aber letztlich nicht beurteilen, denn ich kenne ATF-Getriebeöl nicht. Ich verwende stets Freischütz Waffenöl Gold. Das ist so dünnflüssig, dass es in jede Spalte eindringt und Feuchtigkeit verdängt.

Zitat
- Ist es schlimm, wennn man mit dem Öl nur die Schlifffläche behandelt, da die anderen Oberflachen dann vielleicht rosten ö.a.?

Bitte öle nur die Schnittfläche leicht ein, nicht die "natürlichen" Flächen. Wie gesagt: Totgeputzte und geölte Gibeons verlieren an Wert. Die Waschprozedur sollte super gründlich und mehrfach erfolgen und sollte - was den kontaminierten Randbereich betrifft - ausreichen. Beim Ätzen nur die Fläche mit Säure bestreichen und zwar im 90Grad-Winkel zum Untergrund, dass die überschüssige Säure abfließen kann.

Zitat
- Muss man das mit dem ATF Getriebeöl öfters wiederholen?

Ja, die Frequenz hängt von der Luftfeuchtigkeit ab. Ich habe im Sommer nicht selten über 60% Luftfeuchtigkeit in meinen Räumen und öle die Schnittflächen der offen gelagerten Meteoriten ca. alle 1 bis 2 Jahre mal ganz leicht (!) ein. Mit einem leicht öligen Lappen wird nur eine äußerst dünne Schicht Öl aufgebracht. Das reicht.

Zitat
- Habe ich irgendetwas vergessen, gibt es Fragen, Gegenvorschläge, Warnungen?

Haufenweise! Das Thema ist so unerschöpflich wie Plätzchenbacken. :einaugeblinzel:
Die nötige Sicherheit scheint Dir ja durchaus bewusst zu sein, deshalb spare ich mir weitere Ausführungen dazu. Gute Belüftung der Räume ist übrigens auch wichtig!

Nach wie vor rate ich Dir dringend, das Stück in erfahrene Hände zu geben.

Vielleicht probierst Du auch erst mal an einem kleinen Stück aus, wie aufwändig und schwierig es ist, ein einigermaßen befriedigendes Ergebnis herbeizuführen. Allein das Schleifen ist eine Knochenarbeit und wenn man da nicht ganz penibel arbeitet, wird alles wieder zerstört, wenn z.B. nur ein Schleifkorn der falschen Größe auf der Platte landet...

Gruß,
Andi

P.S.: Die kleine Fläche auf dem großen Stück hat es in sich! Die wird Dir aller Voraussicht nach viel größere Schwierigkeiten bereiten, als die große Fläche. Es ist äußerst schwierig, eine kleine Fläche auf der Platte mit der Hand plan zu schleifen, wenn der Meteorit darüber hoch und schwer ist. Das Problem: Das Stück wird beim Schleifen immer wieder kippen, sodass die Fläche nie plan und die Kanten immer runder werden.
« Letzte Änderung: Januar 31, 2016, 10:20:52 Vormittag von ironsforever »

Offline skyisnolimit

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #5 am: Januar 31, 2016, 12:17:31 Nachmittag »
Wow, 1000 DANK für deine ausführliche Antwort! Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.

Ich habe jetzt vor, das ganze nur selbst durchzuziehen, wenn ich das Polieren selbst gut hinbekomme. Sonst würde ich es in erfahrenere Hände geben.
Ich sammel jetzt mal noch etwas Feedback und Ideen, bevor ich mich dann tatsächlich ans Werk mache.

Offline ironsforever

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #6 am: Januar 31, 2016, 16:37:08 Nachmittag »
Viel Erfolg! :super: Würde mich freuen, wen Du hier über Deine Erfahrungen berichtest.

Gruß,
Andi :prostbier:

Offline Chrisl

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #7 am: Januar 31, 2016, 22:14:51 Nachmittag »
Hallo sky,

anbei meine praktischen Erfahrungen beim Ätzen, in mühsamer "trial-and-error Manier" selbst beigebracht:

1.) Die zu ätzende Fläche muss nicht poliert sein, ob 400er-Korn, 1000er-Korn oder hochglanzpoliert, hat auf das Ätzergebnis keinen Einfluß. Die Säure ätzt ja die Öberfläche an, d.h. aus einer glatt polierten Spiegelfläche wird durch das Ätzen wieder eine matte und leicht rauhe Oberfläche. Wesentlich ist allerdings, dass die Fläche gleichmäßig überschliffen wurde, also nicht nur einen Teil überschleifen, sondern die ganze Fläche.
Geschliffen wird mit Wasserschleifpapier, welche auf einer ebenen Fläche aufliegt. Beginnend bei Korn 240 bei einer Fläche ohne Sägeriefen (wie Deiner bereits geätzten) und dann mit Korn 400, jeweils so lange, bis alle Schleifriefen des vorhergehenden Durchganges weg sind (Schleifrichtung nach jedem Korngrößenwechsel um 90° ändern).
Natürlich ist das umso mühsamer, je größer das Stück ist. Dir wird beim Überschleifen ordentlich die Puste ausgehen, da wird dir Korn 400 zum Abschluss genügen, glaub mir.... :-)
Von der Fläche her wirst Du vermutlich mehrere Bögen Schleifpapier nebeneinander auf die Werkbank kleben müssen....
Mechanische Schleifmethoden (Flex, etc.) auf keinen Fall verwenden - viel zu schneller und unkontrollierbarer Materialabtrag!

2.) Den wesentlichsten Einfluss auf das Ätzergebnis hat die Nitol-Mischung. Ninninger schreibt 6%, doch meiner Erfahrung nach ist das viel zu lasch.
Ich verwende eine Mischung aus ca. 1/4 Salpetersäure (65%ig) und 3/4 Ethanol (96%ig).
Die Einwirkzeit auf das Stück sollte relativ kurz gehalten werden, ausserdem ist das ganze eine ziemliche Sauerei. Ich bürse die Mischung mit einer alten Zahnbürste auf, dabei färbt sich die Säure leicht bräunlich. Achte immer darauf, dass die Säure so rasch wie möglich mit frischem Nitol weggebürstet wird, sobald sie sich leicht bräunlich verfärbt (insbes. bei Troilit-Einschlüssen). Bleiben die bräunlichen Reste drauf, ergibt das kein schönes Ätzergebnis. Am besten eine eigene Schale mit Ethanol bereithalten, um den Ätzvorgang an bereits gut geätzten Stellen zu stoppen.
Auch hier gilt wiederrum: je größer die Oberfläche ist, desto schwieriger wird es, ein gleichmäßiges Ergebnis zu bekommen. Auf jeden Fall sollte die zu ätzende Scheibe stabil befestigt sein, damit Du zwei freie Hände hast (sehr wichtig!).
Arbeite Dich von oben nach unten (der herabrinnenden Säure folgend) und beginne erst auf einer Seite (links) und gehe erst nachdem der ganz linke Bereich vollständig von oben nach unten geätz ist etwas weiter nach rechts. D.h. Du arbeitets Dich in Spalten von links nach rechts und je Spalte immer von oben nach unten auf der steil schräg gestellten Scheibe.
Ein zusätzlicher Tip: Die Säure rinnt ja von der Öberfläche ab in eine Tasse oder ähnliches. Um die Ränder des Meteoriten zu schützen habe ich diese immer vor dem Ätzen mit Cosmoloid Hartwachs versiegelt. Das Wachs kann man nachher wieder entfernen und so kommt die Säure nur dort hin, wo sie soll und nicht auf die rostige Kruste drumherum (gibt wieder bräunliche Flecken).
Und um Streit mit der Frau zu vermeiden: Niemals diese Prozedur in einer Kunststoff Badewanne durchführen, das Nitol verätzt das Acryl!

3.) Das Ätzergebnis kann man während des Bestreichens mit Säure immer verfolgen und mit Ethanol stoppt, wenn man meint es reicht. Bei obiger Nitolmischung sollte der Ätzvorgang je nach Größe des Stückes vielleicht 5 Minuten dauern.
Vor dem Ätzen hast Du einen ausreichend großen Zuber mit Neutralisationsflüssigkeit bereitsgestellt. Z.B. einen 10l-Putzeimer mit Wasser, in den man einen Tee- bis max. einen Esslöffel Natriumcarbonat ("Waschsoda") und einen Schuß Spülmittel (zur Benetzung) gegeben hat. Wenn das Ätzergebnis zufriedenstellend, dann so rasch wie möglich in das Neutralisationsbad und die geätzte Oberfläche (und alle sonstigen Stellen, an denen die Säure hin gelangt ist) sehr gründlich mit einer Nagelbürste abbürsten.
Wenn man bei großen Stücken auf Nummer sicher gehen möchte, einfach mit einem frischen Bottich wiederholen.
Nur zu viel Waschsoda (eine Lauge) sollte man nicht hineingeben, da das die Ätzfläche gräulich matt verfärbt und der ganze Aufwand war dann umsonst. Weniger ist mehr. Zu Schluß gründlich mit klarem Wasser abspülen und mit Küchenrolle trockentupfen.

4.)  Wenn Du alles richtig gemacht hast, sollte die geätzte Fläche jetzt im Licht hell silbrig funkeln und glitzern. Ab nun diese Fläche auf keinen Fall mehr mit bloßen Fingern berühren! Auch Einölen hat den selben Effekt: Das Glitzern geht verloren und die Oberfläche wird dunkler/matt.
Das geätzte Stück nun im Backofen wie bereits beschriben bei 60-80° trocknen (allfällige Wachsreste davor entfernen). Auf keinen Fall heißer als 60-80°C, denn sonst wird die Fläche wiederrum matt und fahl. Bei normalgroßen Scheiben hat sich auch ein Haarfön bewährt.

Ich würde auf jeden Fall empfehlen, diesen Vorgang mal an einem kleinen Stück auszuprobieren und erst dann auf dein großes Stück loszugehen, wenn Du Dir dabei sicher bist.

LG
Christian

PS: 9kg Gibeon hat echt was! :-)





Offline ben.g

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #8 am: Februar 01, 2016, 16:35:57 Nachmittag »
Ich würde auf jeden Fall empfehlen, diesen Vorgang mal an einem kleinen Stück auszuprobieren und erst dann auf dein großes Stück loszugehen, wenn Du Dir dabei sicher bist.

Gute Idee   :einaugeblinzel:
Ich hätte hier ein (allerdings recht kleines) ziemlich rostiges Agoudal-Endcut rumliegen, welches mal schöne verbogenene Neumann-Linien zeigte.
Leider  nur so lange, bis es in einer Kiste vergessen wurde.  :crying:  (Ist mir schon mal passiert, sowas. Offenbar lerne ich nicht dazu  :bid:)
Das kannst du gerne als Testobjekt verwenden...  :smile:
...und es mir nach dem Testlauf wieder zurückschicken.  :laughing:
(Ist aber mit 3cm x 2cm wahrscheinlich zu klein zum Üben, für deine Zwecke. :nixweiss:)

Offline Chrisl

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #9 am: Februar 01, 2016, 17:15:20 Nachmittag »
In der Hitze des Gefechtes vergessen: die Sicherheitshinweise.

Salpetersäure ist eine sehr stark ätzende Säure und beim Aufstreichen des Nitol mit einer Bürste verteilen sich feine Spritzer in alle Richtungen. Diese Säure ätzt nicht nur Metalle, sondern wandelt auch Eiweiß (Haut) und organische Stoffe (Baumwollkleidung) um. Auf der Haut gibt das dann gelbe Flecken und Spritzer auf Baumwollkleidung werden zu Löchern, da der Stoff mürbe wird und zerbröselt.

Eine entsprechende Schutzausrüstung ist daher obligatorisch: Schutzbrille, Handschuhe die auch die Unterarme bedecken, unempfindliche (alte) Kleidung, Arbeitsbereich mit Folie ausgelegt.

Immer bereithalten sollte man einen großen Bottich mit Neutralisationslösung (Wasser mit Waschsoda und Spülmittel, wie oben beschrieben). Damit kann man ganz zum Schluß das verbrauchte Nitol neutralisieren.

Übrigens: Von der Nitol-Mischung sollte man nur gerade so viel anmischen (immer die Säure in das Ethanol geben, nie umgekehrt!) wie man sofort verbraucht. Nitol ist nicht länger lagerbar und zersetzt sich mit der Zeit (es bildet sich Gas und somit ein Überdruck, der die Kunststofflasche aufbläht).

Beim Arbeiten immer einen kühlen Kopf bewahren, so eben schnell-schnell mal was machen, geht garantiert schief. Also immer mit viel Zeit, Ruhe und wohlüberlegt an die Sache herangehen.

Viel Erfolg!
Christian

Offline skyisnolimit

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #10 am: Februar 02, 2016, 16:01:10 Nachmittag »
Ich möchte mich jetzt schon mal ganz herzlich bei allen von euch bedanken!!! So viele fachkundige Hinweise!! Und dennoch ist klar, dass jeder seine eigene Methode entwickelt hat...

Ich hätte noch eine Frage zu dem Schleifen: Also im Moment sind die Kanten der Fläche zwar nicht messerscharf, aber schon sehr gerade. Ich habe noch ein Foto angehängt, wo das besser rauskommt. Ich muss sagen, dass ich die Form sehr schön finde.
Wenn das Ätzen die Politur dann sowieso wieder aufrauht, frage ich mich jetzt: Muss das mit dem Schleifen / Polieren ÜBERHAUPT sein? Ich möchte auch einfach keinen unnötigen "Verschleiß" durch das Schleifen, auch wenn dieser nur minimal wäre.
Würden die winzigen Rostteilchen auch alleine durch das Ätzen verschwinden?

Danke noch einmal!

PS: ben.g, Danke für das Angebot. ich bin allerdings selbst noch mit einem rostigen Toluca versorgt, den ich mir dann im Vorfeld mal zur Brsut nehmen würde :D !

Offline ironsforever

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #11 am: Februar 02, 2016, 16:46:40 Nachmittag »
Hallo skyisnolimit,

das Stück hat tatsächlich ganz gute Kanten, das kam auf den anderen Bildern so nicht rüber, wenngleich der Übergang zwischen den beiden Flächen nicht 1A ist. Ich kann nicht wirklich erkennen, wie schwer bzw. tief der Rostbefall ist. Aber da Du ohnehin ein schärferes Ätzbild haben willst, gäbe es aus meiner Sicht nur die Option, den Untergrund komplett neu aufzubereiten, also neu zu schleifen.

Mit Teilflächenbehandlungen wirst Du das Teil m.E. nur "verschlimmbessern". Viele verschiedene Untergrundbereiche auf einer zu ätzenden Fläche werden kaum zu einem homogenen Ätzbild führen. Ist halt die Frage, was Du erreichen willst. Eine gute Ätzung oder einen Kompromiss unter Einsparung von Arbeitszeit? Du kannst alternativ natürlich erst mal mit Rostlöser herumdoktern und/ oder partiell überschleifen oder auch einfach direkt über den Rost ätzen (Rost ist infektiös, das Übel ist damit nicht an der Wurzel gepackt, das Stück wird wieder rosten). Der Gibeon gehört Dir und Du musst ihn danach in der Vitrine anschauen. Deine Wahl...

Verschleiß dürfte bei einem Gibeon zu verschmerzen sein, so teuer ist er nicht. So wie es scheint, würde das Stück nach dem Schleifen vielleicht ca. 4-10 g weniger wiegen, je nach Intensität und verwendeter Erstkorngröße. Das ist, denke ich, auch in Anbetracht der Größe dieses Exponats durchaus zu verschmerzen.

Schleifriefen müssen natürlich vor dem Ätzen komplett rausgeschliffen werden. 400er Korn als Letztschliff, wie von Chrisl vorgeschlagen, wäre mir zu grob, da dann die Schleifriefen mit den Neumannlinien konkurrieren dürften. Ich denke, dass 800er Korn im letzten Schleifdurchgang ausreichen würde.

Gruß,
Andi :prostbier:











Offline skyisnolimit

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #12 am: Februar 03, 2016, 20:52:11 Nachmittag »
Ja, also nur partiell zu schleifen kommt mir nicht in die Tüte. Entweder überall oder eben NUR Ätzen.
Da der Rost hier wirklich nur SEHR oberflachlich und mit bloßem Auge kaum erkennbar ist, tendiere ich momentan dazu, alles nur ganz leicht per Hand nachzuplieren (das dürfte meinem Eindruck nach reichen um den minimal-Rost zu entfernen) und dann zu ätzen.
Ich über derzeit aber schon das Schleifen an meinem wesentlich stärker verrosteten (schon bei Kauf) und unebenen Toluca. Ich werde hier in den kommenden Tagen wohl mal vorher-nachher-Bilder zeigen können :) .

Allende

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #13 am: Februar 03, 2016, 23:13:24 Nachmittag »
2.) Den wesentlichsten Einfluss auf das Ätzergebnis hat die Nitol-Mischung. Ninninger schreibt 6%, doch meiner Erfahrung nach ist das viel zu lasch.
Ich verwende eine Mischung aus ca. 1/4 Salpetersäure (65%ig) und 3/4 Ethanol (96%ig).
Die Einwirkzeit auf das Stück sollte relativ kurz gehalten werden, ausserdem ist das ganze eine ziemliche Sauerei.

Junge junge!
Das ist aber eine gefährliche Aktion, die Du (Chrisl) da vorschlägst. Maximal konzentrierte Salpetersäure (65%ig) ist echt und wahr gefährlich. Da reichen kleinste Spritzer für nachhaltige Schäden an den Augen, der Haut, frisst Löcher in Kleidung usw.
Makroätzungen sollten mit alkoholischer Salpetersäure (Nital, nicht Nitol) mit einer Konzentration von +/-5% (eher 3 als 5%ig) ausgeführt werden. Mikroätzungen für mikroskopische Aufnahmen mit 1-2%iger alkoholischer Salpetersäure.

Auch bezüglich der "kurzen" Einwirkzeit gehe ich auch nicht einig mit Deiner Aussage. Mit der von Dir vorgeschlagenen Konzentration ist kein kontrolliertes Ätzen möglich. Die Ätzfiguren entwickeln sich dann ungleichmässig in Sekundenschnelle. Für ein gleichmässiges Ätzbild, auch an grossflächigen Proben sollte unbedingt eine niedrige Säurekonzentration gewählt werden und das Ätzbild muss sich langsam entwickeln. Erst bei langsamer Entwicklung wird es gleichmässig und es ist ein kontrollierter Prozess. Alles andere ist eher eine Lotterie...

Gruss, Allende  :winke:


Allende

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Re: Nachätzen eines schönen sehr großen Gibeon - WIE?
« Antwort #14 am: Februar 04, 2016, 20:57:17 Nachmittag »
Muss mich nochmals zu Wort melden weil ich der Meinung bin, dass das Ätzen von Eisenmeteoriten eher etwas für Fachleute mit langer Erfahrung bei Handling ist, sein sollte, als dass sich Neulinge im Alleingang unnötig Gefahren für Augen, Haut und Kleidung und durch erboste Ehefrauen, die die Waschküche mit Säureresten verunreinigt vorfinden, aussetzen.  :ehefrau:
 
Wenn es dann soweit ist, dass erste Gehversuche gemacht werden, dann nur mit Kleinproben und Kleinstmengen von säurehaltigen Lösungen. Beste Ergebnisse sind - meiner Ansicht nach - mit getränktem Wattebausch oder weichem Pinsel, jedoch nicht mit einer Bürste zu erzielen. Die Handhabung muss jeder selber ausprobieren und Berücksichtigung der Sicherheit für sich selber, für dabeistehende Personen und für die Reinlichkeit der geätzten Proben und des Arbeitsplatzes danach und für die fachgerechte ENTSORGUNG von dem restlichem Säurezeugs.

Bessere Guidelines als alle vorgängig in den Beiträgen genannten „Rezepturen“ ist das Nachlesen in Standardwerken wie z.B. "Handbuch der metallografischen Ätzverfahren" von Beckert / Klemm und "Metallografisches Ätzen" von Petzow.

Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte niemand den Spass nehmen, aber Metallografie oder metallografische Arbeiten ist ein Fachberuf bei dem eine professionelle mehrjährige Ausbildung dahintersteht. Ich selber bin kein Metallograf, sondern „nur“ ein Werkstoff-Ingenieur, der sich von Berufswegen her auch viel mit Metallografie, Probenpräparation, Ätzpräparation und mikroskopischen Arbeiten auseinandergesetzt hat und verstehe mich – seit inzwischen Jahrzehnten – auch recht gut auf das makroskopische und mikroskopische Anätzen von Eisenmeteoriten, aber mein Respekt vor dem Handling mit den Ätzlösungen ist im Laufe der Jahre eher gewachsen, als dass ich das Handling damit so locker sehe wie einige hier in diesem Thread.

ENTSORGUNG von Säureresten: Einfach durch den Abfluss hindurch und ein wenig kaltes Wasser hinterher ist schön bequem, oder? Es gilt: Aus den Augen, aus dem Sinn, oder? Was früher vor Jahrzehnten möglich, üblich war, ist aber heute mit Rücksicht auf die Umwelt und von den Gesetzen her VERBOTEN. Das fachgerechte Entsorgen von Restsäure, von säuregetränkten Lappen und Wattebäuschen, Gummihandschuhen usw. geht heute nur noch durch oder über die Fachentsorgung, wo auch Farbreste, Chemikalien, Problemmüll usw. entsorgt werden. Das kostet natürlich. Böse Frage: Wer von Euch Hobby-„Ätzspezialisten“ denkt daran, macht so etwas, zahlt für die fachgerechte Entsorgung? Vielleicht der mutige Chrisl mit seiner kräftigen „Mischung aus ca. 1/4 Salpetersäure (65%ig) und 3/4 Ethanol (96%ig)“?

Dann noch zwei, drei Worte zur „besten Ätzung“. Es gibt sie – pauschal gesehen – nicht. Es gibt nur die geeignete oder weniger geeignete Ätzmethode für das was man sehen möchte. Einige Beispiele: Kornflächenätzung, Korngrenzenätzung, Phasenätzung, Tiefenätzung, Mikroätzung, Makroätzung, Ätzungen mit alkoholischer Salpetersäure (Nital), mit Pikrinsäure (Pikral), Farbniederschlagsätzungen und und und. Plant man eine Ätzung, so muss man vorher wissen was man sehen möchte und kann sich dann entsprechend vorbereiten.
 
Gerne erwarte ich Eure Rückmeldungen, aber bitte fachkundig antworten.
Freundliche Grüsse
Allende  :winke:

PS: das angehängte Bild zeigt eine neulich erst gemachte Farbniederschlagsätzung eines mittleren Oktaedriten. Das Bild zeigt die 50-facher Vergrösserung der alpha-2-Randzone des Eisens mit martensitisch umgewandelten kleinen unregelmässigen "Körnern/Flakes" (blau/beige) in den Kamazitbalken. Cremfarbend/weiss ist Taenit zu erkennen. Ein degeneriertes Kamm-Plessitfeld ist streifig links im oberen Teil des Bildes zu sehen. Oben drüber ist Schmelzkruste des fallfrischen Eisen zu erkennen. Unten links ist ein Finger-Plessitfeld mit vielen Kleinwinkelkorngrenzen zu sehen. Derartige Details hätte ich nie nicht niemals mit einer gewöhnlichen Nitalätzung herausarbeiten können. Es kommt immer darauf an was man sehen möchte. Einige von Euch können sich sicher denken, welches Eisen und warum ich für die Ätzpräparation ausgewählt habe...

 

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