Hallo Konrad!
Erdaushubarbeiten? Dann sollte man doch davon ausgehen können, dass das Fundstück langjährig unter der Erde gelegen hat. Wenngleich Lehm einen guten Sauerstoffabschluss bietet, würde ich dennoch eine deutliche oberfächliche Rostbekrustung erwarten. Dann hätte der Finder diese womöglich mit den Lehmresten zusammen entfernt. In dem Zusammenhang wäre es schon interessant zu erfahren, wie er dabei vorgegangen ist.
Bliebe sonst nur die Erklärung, dass das Fundstück erst während der Schachtarbeiten zufällig in die Grube gelangt ist, was andererseits auch nur durch Bauarbeiter oder Passanten erfolgt sein könnte. Klingt aber nicht eben wahrscheinlich.
Freilich gibt es noch eine wesentlich unwahrscheinlichere Möglichkeit: Es ist - unbemerkt - ein "atypischer" Eisenmeteorit in die Baugrube niedergefahren. Letzten Aufschluss kann - wie von Einigen bereits gesagt - nur ein Anschnitt bereithalten.
Wenn sich dann das Stück als Meteorit herausstellte, wäre das schon ein echter Kracher. Kann mir (mal überzogen-scherzhaft angemerkt) sehr gut vorstellen, wie diese Nachricht in der Fachwelt einschlägt. Mit der nächsten Maschine käme Mike Farmer über'n Teich, würde die Nachbarn befragen und das Baggerdach nach Einschlagspuren untersuchen.
Kann mir aber nicht wirklich denken, dass es so kommt.
Selbst wenn man sich die Sache schönredet...
etwa wie: "Im ersten Bild sind oben rechts einige glitzerige Stellen, die entfernt an Schreibersit erinnern"
oder "Vielleicht sind die Mulden die Abdrücke der herausgefallenen Olivine"
oder "Der Glanz erinnert an Sikhote-Alin"
oder "Die sanft-rostigen Mulden im dritten Bild oben links erinnern an Taza"
...sehe ich wenig Hoffnung.
Überdies: Wenn Olivine rausfallen, dann doch deshalb, weil die Umgebungsstruktur verrottet ist. Bei dem Fundstück schaut aber alles so propper aus: So als wären die (herausgefallenen) Fremdkörper in die Matrix wulstig eingeschmolzen worden. Dies erfolgte dann wohl bei bereits erlöschender Hitze. Deshalb haben diese Körper anscheinend keine wirkliche Bindung zur Matrix mehr herstellen können und haben sich irgendwann verabschiedet (erst bei der "Reinigung"?).
Mein vorläufiges Fazit: Es handelt sich um ein - wie auch immer geartetes - menschengemachtes oder vulkanisches Schmelzprodukt mit sehr hohem Eisenanteil.
Übrigens: Eine weitere materialschonende Datenermittlung ist die Bestimmung des spezifischen Gewichts. Bei einem solch kleinen Teil allerdings bedarf es schon eines sehr kleinen Labor-Messzylinders, um noch aussagekräftige Werte zu erzielen.
Noch eine Anmerkung zum psychologischen Aspekt der Beobachtungen: Finder, die beim Wort "Zerschneiden" das Gesicht verziehen, gelten doch eher als unzuverlässige "Zeugen". Das haben die bisherigen Erfahrungen im Forum uns doch zumindest mehr als stark angedeutet. Es handelt sich dameist um Leute, die der mystischen Komponente des Fundstücks verfallen sind und sich - ob bewusst oder unterbewusst - gegen eine Profanisierung ihrer Ideenwelt mit Zähnen und Klauen wehren.
Ich habe beruflich ständig mit Psychotikern zu schaffen. Wenn man denen mit noch so klaren Fakten daherkommt, wechseln die in einem Satz dreimal das Thema, reagieren nicht mehr auf Einwände und können, wenn man allzulange insistiert, sogar aggressiv werden. Dann kann man an der Gesichtsfarbe des Gegenübers den Adrenalinpegel ablesen. Zum Schluß muss man dann resignierend einsehen, dass man keinen Pudding an die Wand nageln kann und man bricht das Gespräch ab. Weil man es eben nicht mehr aushalten kann.
Vielleicht tu ich Deinem Bekannten mit diesen Überlegungen großes Unrecht. Eine Krankheit zu vermuten, ist einfach zu kühn und auch zu vermessen. Ein solches Urteil kann mir nach den spärlichen Fakten zur Person auch gar nicht zukommen. Ich rede hier nur - beispielhaft - über den Archetypus des "Nicht-Zerschneiden-lassen-Wollers" im Allgemeinen. Ich rede von denen, die von ihrer liebgewonnenen Vorstellung - trotz fundierter Anzweifelungen - nicht lassen wollen.
Deshalb postuliere ich hiermit folgendes Axiom:
"Die Zustimmung zum Anschnitt eines Fundstücks ist der Lackmus-Test über die Ernsthaftigkeit des Erkenntniswillens"Leute! Die MetSoc macht das doch schließlich auch zur Bedingung! Ohne Butter zum Fisch geht da halt nix! Wer die Wissenschaft nicht ranlässt, hat auch kein wissenschaftliches Urteil verdient. Basta!
Mehr als Vermutungen können in diesem konkreten Fall - anhand der diffusen Fakten - eben einfach nicht rumkommen.
Also Konrad: Versuche mal auf Deinen Kameraden einzuwirken! Er muss sich halt entscheiden: Emotional vs Rational.
Ich denke da mal positiv und höre in Gedanken schon die Säge kreischen.
Liebe Grüße
Gerhard