Moin Ilschy1970!
Siehste, so kommen wir der Sache auf den Grund.
hier z.B. dachte ich immer das diese Schmelze beim Einschlag, Impact, Eintritt was auch immer man sagen möchte, auf die Erde entstanden ist.
http://www.sun.org/uploads/meteoriteimages/35/Chelyabinsk_IMB_46.4g_1.jpg
Das hier abgebildete Stück ist eine klassische IMB (wie gerade von Xaver beschrieben und wie von Hanno für das hier die Diskussion auslösende Stück vermutet). Also nicht bei uns auf der Erde oder in unserem "Luftraum" entstanden.
Wäre es denn auch möglich das neben dem Mutterkörper, der ja beim Eintritt auch an Masse verliert, die kleinen Stücke, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre vom Mutterkörper abgesprengt, abgeschmolzen, durch Ablation entfernt wurden sich durch ihre sehr kleine Masse, Größe beim weiteren sichtbaren Flug (hell und leuchtend) soweit durcherhitzen, das das Material eben doch durch und durch aufgeschmolzen wird, aber nicht komplett verglüht und unten was ankommt?
Meines Wissens nach sind durch Ablation abgetragene lose Tröpfchen, die komplett aus krustaler Schmelze bestehen nicht bekannt. Dürfte auch schwierig sein, solche Phänomene wirklich nachzuweisen. So ein kleines Tröpfchen von Schmelze kühlt ja rasch ab und wird durch den Luftwiderstand (komme unten noch mal darauf zurück) sehr rasch abgebremst, so dass solch theoretisches Material - sollte es das denn geben - weit vorher zu Boden "rieselt" bzw. auch durch Windbewegungen in der Atmosphäre über ein enorm großes Gebiet verbreitet wird.
Man könnte es daher dann nur noch in größeren Bodenproben finden. Das wäre jedoch extrem problematisch, da man in den Bodenproben neben dem ganzen anthropogenen Schmelztröpfchen aus div. Industrien ja auch noch die sog. Mikrometeorite hätte. Man müsste daher dann zigtausende Analysen machen (jedes Kügelchen einzeln) um überhaupt meteoritisches Material zu finden und ob man das dann dem Chely-Event zugeordnet werden kann, darf erheblich bezweifelt werden, zumal es ja dann selbst ein Mikrometeorit ist. Das wird sicher unmöglich zu unterscheiden sein.
Noch mal zu dem Zerbersten eines großen Körpers in der Atmosphäre zurück. Das geschieht, wenn so ein in unsere Atmosphäre eintretender Körper nicht kompakt bzw. homogen ist. Es liegt in der Natur einer Brekzie, dass sie eben nicht homogen ist. Daher zerreißen diese Körper dann beim Eintritt in die Atmosphäre. Es kann dabei dann mehrere Phasen der Fragmentation (Zerteilung) geben. Stücke, die sehr weit oben in der Atmosphäre fragmentieren werden aufgrund der noch hohen Geschwindigkeit und der daraus resultierenden Luftreibung immer mit einer typischen Schmelzkruste überzogen - man spricht dann von primärer Kruste. Es kann aber durchaus passieren, dass diese Stücke erneut zerbrechen und das eher zum Ende der Leuchtphase hin, so dass sich eine schöne Kruste nur noch in Ansätzen oder sagen wir reliktisch bilden kann - in diesem Fall spricht man dann von sekundärer Kruste. Schau mal hier:
http://www.meteorite-recon.com/en/meteorite_Tamdaght.htm Es gibt auch Brüche, die kaum noch Kruste zeigen.
In allen Fällen kühlt die Kruste aber im Dunkelflug (also wenn die Luftreibung nicht mehr so hoch ist) sehr rasch ab, so dass die Kruste beim Aufschlag bereit erstarrt ist. Da kleinere Fragmente druch den Luftwiderstand schnell an kinetischer Energie verlieren fallen diese in aller Regel schneller zu Boden - landen also in Flugrichtung des Körpers gesehen früher - die großen Klumpen fliegen weiter. Das ist natürlich nur eine Faustformel, denn die Kleinen könnten etwa auch mit dem Wind weiter verfrachtet werden (und somit die Großen dann noch "überholen") mal ab davon, dass beim Zebersten (man hat ja bei Chely gesehen, was da für Energien frei werden) einige Stücke auch entgegen der Flugrichtung beschleunigt werden können.
Eine weitere Fragmentation kannst Du dann am Boden haben (je nachdem, wie hart das Material aufschlägt). Hier mal am Beispiel des Meteoriten "Braunschweig":
http://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/20-Kilometer-pro-Sekunde-id27630477.html Dabei können sich natürlich Partikel der Erdoberfläche (etwa kleine Quarzkörnchen) physikalisch in die Oberfläche des Meteoriten bohren. Eine vollständige Mischung bzw. Kontamination erfolgt hier jedoch nicht.
Insgesamt sind beim Atmosphärenflug bzw. der Bildung der Fusionskruste am Meteoriten einige sehr spannende Phänomene zu beobachten. Da gibt es dann bei orientierten Stücken die Bildung von schaumiger Kruste am der Flugrichtung abgewandten Seite. Es gibt aber wohl auch das Phänomen, dass kleinere Fragmente von Größeren im Flug "eingesammelt" und dann quasi in die Kruste mit eingebacken werden. Da hatten wir hier im Forum schon mal ein paar Beispiele zu. Schau mal hier:
http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=3751.0Daran ist auch sehr gut zu sehen, wie sich auch kleinste Fragmente mit Kruste überziehen ohne dabei gänzlich aufzuschmelzen und das es scheinbar viele verschiedene Fragmentationsprozesse gegeben haben muss. Doch sehr spannend das Ganze...
(P.S. An diesem Thread sieht man auch, dass jeder hier immer nur wieder dazulernen kann, denn meine erste Annahme konnte nach allem, was dort zusammengetragen wurde nicht stimmen.)
Es lebe das Forum!
Gruß
Ingo