Autor Thema: Staunton  (Gelesen 2999 mal)

Offline Thin Section

  • Foren-Guru
  • *
  • Beiträge: 4206
Staunton
« am: Juni 13, 2015, 11:29:00 Vormittag »
Auszug aus Buchwald*:

Staunton (IIIE), Virginia, U.S.A.
Coarse octahedrite
Bandwidth 1.60±0.30 mm
Neumann bands
8.62% Ni

In Sammlungen befinden sich zwei verschiedene Eisen unter dem Namen Staunton. Beide sind sie Oktaedrite mit einem Nickelgehalt von 8-9% Ni aber sie unterscheiden sich in der Breite der Kamazitlamellen und in ihrem Gehalt an Karbiden und Phosphiden. Es sind dies Staunton selbst und Augusta County. Etwa um 1869 wurden drei Eisenmassen (25.4 kg, 16.4 kg, 1.64 kg) nördlich von Staunton aus dem Acker gepflügt. Staunton ist ein anormaler, grober Oktaedrit und ähnelt Rhine Villa, Paneth’s Eisen und Willow Creek.

* BUCHWALD V.F. (1975) Handbook of Iron Meteorites, Volume 3, pp. 1166-1168.

Bernd  :winke:
(247553) Berndpauli = 2002 RV234

Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. (Bertrand Russell, britischer Philosoph und Mathematiker).

Offline ironsforever

  • Privater Sponsor
  • Foren-Meister
  • *****
  • Beiträge: 2999
Re: Staunton
« Antwort #1 am: Juli 09, 2015, 21:56:27 Nachmittag »
Hallo Bernd,
hallo Forum,

hier ist ein solcher Kandidat, von dem man nicht recht weiß, um welches Eisen es sich handelt. Augenscheinlich nach dem Ätzmuster zu urteilen handelt es sich aber mit ziemlicher Sicherheit um Staunton, das schöne alte Original-Label zum Meteoriten weist ihn hingegen als Augusta Co. aus. Da der Ort Staunton aber in Augusta County liegt, ist die Bezeichnung auf dem Label relativ.

Die Teilscheibe mit Verwitterungsrinde an einer Seite wiegt 257 g. Der Mineralienhändler Peter Gottschling kaufte die Scheibe in den 1970ern als "Staunton" von einer ihm unbekannten Prager Familie und ließ sie - da sie arg verrostet war - 1980 im Labor des NHM Wien restaurieren, weshalb das ursprüngliche Gewicht auf dem Label von 279 g heute nicht mehr vorhanden ist. Dies folgt aus einem Begleitschreiben von Peter Gottschling vom 18. Mai 1980.

In diesem Fall empfinde ich die kleinen Roststellen als wunderschöne Patina, die nicht mehr entfernt werden soll. Offen und luftig gelagert und regelmäßig geölt sollte die Scheibe brav sein und sich nicht weiter verändern...

Gruß,
Andi

Allende

  • Gast
Re: Staunton
« Antwort #2 am: Juli 09, 2015, 22:14:38 Nachmittag »
Hoi Andi

Lies mal im Buchwald nach, Seite 1167, rechte Spalte ziemlich oben. "Echtes" Staunton hat kurze, fette (swollen) Kamazitbalken mit einem L/W (Länge zu Breite-Verhältnis) von ungefähr 10. So kenne ich das Material auch. Hatte mal für das Mineralogische Museum Marburg (Auftrag Dr. Schürmann) eine Platte Staunton im Jahr 1991 angeätzt und damals die Struktur recht gut studiert. Leider ohne Bildmaterial anzufertigen, respektive anfertigen zu können.  :traurig: Passt die Buchwald-Aussage mit Deiner Eisenscheibe zusammen?

Schaue Dir bei nächster Gelegenheit von in Museen ausgestellten Staunten-Proben die Struktur genau an.

In alter Verbundenheit
Allende

Allende

  • Gast
Re: Staunton
« Antwort #3 am: Juli 09, 2015, 22:19:08 Nachmittag »
Siehe auch im Buchwald unter Augusta County, Seite 277 ff.

Ich halte Deine Augusta County -Teilscheibe für Augusta County und nicht für Staunton.
Glückwunsch zu Deiner Augusta County Teilscheibe.  :super: :super: :super: Da werde sogar ich blas vor Neid  :weissefahne:

Gruss, Allende
 :winke:

Offline ironsforever

  • Privater Sponsor
  • Foren-Meister
  • *****
  • Beiträge: 2999
Re: Staunton
« Antwort #4 am: Juli 09, 2015, 22:37:17 Nachmittag »
Hallo Allende,

vielen Dank für Deine Einschätzung! Ich hätte sicher nichts dagegen, wenn es sich tatsächlich um Augusta Co. handeln sollte :einaugeblinzel:. Als ich sie anfangs in der Hand hatte, dachte ich auch eher an Augusta Co. Soweit ich aber Vergleichsbilder von Staunton heranziehen kann, sehe ich eine gravierende Ähnlichkeit, gerade die "geschwollenen" Kamazitbalken. Das fällt halt zunächst nicht so auf, weil die Scheibe relativ groß ist. Ich stelle mal ein größeres Bild vom Ätzmuster ein bzw. einen kleineren Ausschnitt. Ich halte das nach wie vor für Staunton. Gewissheit kann wohl nur ein Nickeltest mit Mikrosonde bringen...

Gruß,
Andi :prostbier:

Allende

  • Gast
Re: Staunton
« Antwort #5 am: Juli 11, 2015, 00:04:33 Vormittag »
Hoi Andi

Nein, sorry, aber das passt nicht. Die Struktur zeigt keine kurzen, fetten Kamazitbalken mit L/W-Verhältnis von ungefähr 10. Die Struktur auf Deinem Bild ist gradlinig und nicht "swollen".

Anbei ein Ausschnittsbild von der Staunton-Struktur. Vergleiche...

Gute Nacht wünscht
Allende

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung