Hier eine hochauflösende Aufnahme der Doppelmayr/Homann-Karte ausm Web zum genaueren Stöbern:
http://www.staff.science.uu.nl/~gent0113/doppelmayr/images/ac_11.jpgLinks oder als erstes, ob seiner damaligen Bedeutung als größter Beobachtungstitan der Welt, der Vollmond nach dem Danziger Johann Hevelius. Dazu hat Doppelmayr die Vollmondkarte aus Hevelius` Selenographia sive Lunae Descriptio (Selenographie oder Beschreibung des Mondes). Das war der erste Mondatlas der Welt, den Hevelius 1647 herausbrachte (Hier das Exemplar der ETH Zürich, zum Blättern und zum kompletten Runterladen!
http://astronomie-rara.ethbib.ethz.ch/demusmu/content/titleinfo/483446 )und die für jede Mondphase eine eigene Karte enthielt.
Weil hier die Vollmondkarte hergenommen, sind die features nicht so räumlich plastisch wie in der gegenübergestellten Riccioli/Grimaldi-Karte.
Wie man sieht hat Hevelius als Nomenklatur eine antike Weltkarte - also im Ausschnitt praktisch ähnlich einer T- oder Rotakarte - rund ums Mittelmeer mit Europa, ein kleiner Teil Asiens und Nordafrika auf den Mond versetzt. (So ist bspw. der Krater Tycho eben der Berg Sinai und der Kopernikus der Ätna usw.).
Von Hevelius` Benennungen sind in der modernen Nomenklatur (die die IAU ja erst 1935 festgelegt hat) nur die Gebirgsketten, wie bspw. die Appeninnen übrig geblieben.
Rechterhand haben wir nun den Mond nach Riccioli und Grimaldi,
die Karte stammt aus dem Almagestum Novum, den Giovanni Battista Riccioli 1651 in Druck gab, und die er aus den Beobachtungen seines Optiker- und Astronomenfreundes Francesco Maria Grimaldi erstellt hat.
Bei der Bennenung der Mondformationen übernimmt er das System von Langren, nennt aber alles um.
Die Terrae und Mare bekommen nun Namen nach der aristotelisch-ptolemäisch-al-birunischen Element- und Wetterlehre,
also alles was auf der abnehmenden Mondhälfte liegt was feucht, kalt und widrig ist: Meer der Regen, Ozean der Stürme, Meer der Wolken, Meer der Feuchtigkeit, Insel der Winde, Sumpf des Delirs ect..,
was aber auf der Hälfte des ersten Viertels, des zunehmenden Mondes ist, wird ist trocken, warm, günstig: Land des Lebens, Meer der Ruhe, Meer der Heiterkeit, der Fruchtbarkeit, Land der Wärme usw.
Kein Anachronismus, eine Hauptaufgabe der Astrologie war nämlich auch bis in Ricciolis Zeit die Wettervorhersage.
(Huhu Oheim, drum find ichs regelrecht dümmlich, wenn heutige Füsiker den Kepler immer noch als Esoteriker verunglimpfen.. hat er doch im Gegenteil die Lehre, die damals state of art war, als erster empirisch überprüfen wollen vermöge eigener Datensammlung und wollte das mittelalterliche Analogieprinzip - wie heroben, so herunten - wegbekommen, in dem er einen direkten, physikalischen Wirkmechanismus finden wollt..)
Nun und die prominenten Punkte und Krater entrümpelte er von Langrens Höflichkeitsadressen in dem er sie ausschließlich nach Gelehrten und Wissenschaftlern bennante.
Von Riccioli wurde praktisch alles übernommen - der Allende weiß warum, weil nämlich Schröter Ricciolis Namen benutzte und findet sich daher in der heutigen offiziellen Nomenklatur wieder.
Kleiner historiopolitischer Ausflug: Riccioli und Grimaldi waren beide Jesuiten - und Riccioli hatte sich mit seinem Neuen Almagest (Almagest ist die zunächst arabisierte, dann latinisierte Form der "Megiste Syntaxis" des Ptolemäus, wichtigstes Astronomisches Werk bis in die Neuzeit hinein, hatte uns der Islam aus der Antike gerettet, über Byzanz/Ostrom kam ja nix, konnte ja auch keiner griechisch bei uns..),
in den Kopf gesetzt, die Heliozentriker Kopernikus, Galilei und Kepler wissenschaftlich zu widerlegen.
Nun schaut mal auf die Karte, dem Kopernikus hat er den zwotprominentesten Krater überhaupt verliehen, dem Kepler auch einen sehr auffälligen und dem Galilei immerhin auch noch einen, nicht größer als den, den er für sich ausgesucht hat und zwar im selben Sektor mit den Heliozentrikern und bescheiden ganz am Rand - und seinem Freund Grimaldi, weil der die Hauptbeobachtungsarbeit für die Mondkarte gemacht, einen demenstprechend großen.
Das nenn ich mal wissenschaftliches Fair-Play!
(und da sieht man mal, daß das "und sie bewegt sich doch" eher in den kolumbanischen Eierkartong gehört. Waren eh die Evangelen, die sich viel mehr an Kopernikus gestört haben, ham ja auch viel länger und eifriger Hexen/-r verbrannt als die Katholen..).
Größten Krater gab er natürlich dem Tycho Brahe, dem wahren Erneuerer der Abendländischen Astronomie, dem Begründer der messenden Astronomie.