Autor Thema: Zeigt her Eure Mondliteratur  (Gelesen 34571 mal)

Offline speul

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #15 am: März 19, 2015, 20:10:25 Nachmittag »
Moin moin,
hier mal ein sicherlich weitestgehend unbekanntes Werk in russischer Sprache:
Die ersten Panoramen der Mondoberfläche
Moskau 1966
darin eine Vielzahl Bilder von LUNA 9 aufgenommen - es gibt halt mehr als Apollo
Lächle einfach - denn du kannst sie nicht alle töten

Allende

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #16 am: März 19, 2015, 22:41:33 Nachmittag »
Full Moon - gestochen scharfe Bilder. Alles natürlich s/w. Ganz wunderbar.

Gruss, Allende  :hut:

Allende

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #17 am: März 19, 2015, 22:48:27 Nachmittag »
Und noch ein XL-formatiges Heft zur ersten Mondlandung, erschienen nach der ersten Mondlandung. Einfach Klasse! Hab ich seit 1969 wie ein Schatz behütet. Noch heute erinnere ich mich mit Freunden daran, wie ich als kleiner Junge nachts von meinen Eltern geweckt wurde, als die ersten s/w-Fernsehübertragungen vom Mond live rauschend und mit Bildstörungen übertragend wurden....

Gute Nacht
Allende  :hut:

Online Thin Section

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #18 am: März 19, 2015, 23:19:04 Nachmittag »
Full Moon - gestochen scharfe Bilder.

... und das sieht dann z.B. so aus. Im Hintergrund der Lander.

Bernd  :winke:

LIGHT M. (1999) Full Moon, Aufbruch zum Mond (Frederking & Taler, 244 pp.).

PS.: Format des Buches 30 x 30 cm
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Offline gsac

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #19 am: März 20, 2015, 01:26:00 Vormittag »
Full Moon - gestochen scharfe Bilder. Alles natürlich s/w. Ganz wunderbar.
Gruss, Allende  :hut:

Best moon book - gern bestätigt! Fantastisch!
:hut: Alex

PS: das sind die traumhaftesten Aufnahmen, die ich
kenne. Wird dann nur noch getoppt durch die neuen
Fotos vom Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko...

Offline lithoraptor

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #20 am: März 20, 2015, 14:00:55 Nachmittag »
Moin!

Als Stein-Junkie, der ich ja nun mal bin, kommt man ohne "Moon Rocks and Minerals" von Alfred A. Levinson und S. Ross Tayler sowie dem schönen Buch "Planeten-Geologie" von John Guest, Paul Butterworth, John Murray und William O'Donnell - mit einem großen Kapitel über unseren Trabanten - nicht aus.

...

Offline lithoraptor

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #21 am: März 20, 2015, 14:12:39 Nachmittag »
Daneben habe ich dann u.a. noch diese Werke hier im Regal stehen, die jedoch alle zu groß für den Scanner sind:
http://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Spektrum-der-Wissenschaften-Scientific-American-Roland-Wielen-Hrsg+Planeten-und-ihre-Monde/id/A00VQvmF01ZZ0 (bei mir die 2. Auflage)

https://www.buchfreund.de/Projekt-Apollo-Das-Abenteuer-der-Mondlandung-Bilddokumentation-in-Farbe-Buedeler-Werner,48759234-buch?v=1

http://www.zvab.com/buch-suchen/titel/der-flug-zum-mond/autor/franz-burda

und

aus dem Orculum Verlag von 2010 Fotografischer Mondatlas - 69 Mondregionen in hochauflösenden Fotos von Alan Chu, Wolfgang Paech und Mario Weigand - ist einfach ein musthave http://www.amazon.de/Fotografischer-Mondatlas-Mondregionen-hochaufl%C3%B6senden-Fotos/dp/3938469412/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1426857019&sr=8-1&keywords=Fotografischer+Mondatlas (mein Cover sieht aber etwas anders aus)

Gruß

Ingo

Online Thin Section

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #22 am: März 20, 2015, 15:37:16 Nachmittag »
MOORE P. (1982) Der Mond, Ein Atlas des Mondes (Herder, 96 pp.).

NEWELL H.E. et al. (1969) Satelliten erkunden Erde und Mond (Umschau Verlag, 136 pp.).

Detailaufnahme aus Newell: p. 95

"Auf dem rechten Bild von Lunar Orbiter 4 blicken wir vom Mare Imbrium nach NO in das (Mond-) Alpental. Rechts oben wird das Apental vom Krater Trouvelot flankiert."
"Das lunare Alpental ist mit etwa 130 km Länge und 8 km Breite eine der größten talartigen Strukturen auf dem Mond."

Bernd  :winke:
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Offline Mettmann

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #23 am: März 24, 2015, 15:17:54 Nachmittag »
Sali, ein schönes Thema!

ich hab den Mond immer derart im Blick:
das sind die Mondkarten entworfen vom Mathematicus Johann Gabriel Doppelmayr (1677-1750) und gestochen vom Kartographen
Johann Baptist Homann (1664-1724).

Es ist eine Synopse aus den Mondkarten Hevelius´ links und der Mondkarte von Grimaldi/Riccioli rechts, die beiden Mondkarten haben einen Durchmesser von jeweils rund 30cm. Erschienen ist sie erstmals 1707 und wurde in den folgenden 60 Jahren von der Homannschen Offizin zu Nürnberg vertrieben, als Einzelkarte und diversen Atlanten beigebunden.
Mein Exemplar kann man sogar etwas genauer datieren, da es in der Mittelkartusche das kaiserliche Druckprivileg enthält, das sonst fehlt. Homann wurde 1715 zum kaiserlichen Hofgeographen ernannt und er starb 1724 (seine Erben, die den Verlag weiterführten, durften das Privileg natürlich nicht verwenden), folglich stammt dieser Druck aus dem Zeitraum von 1715-1724.

Nuju, die Geschichte der Mondkartierung bis zu dieser Karte ist relativ schnell erzählt, wenn ich derf…
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Offline Mettmann

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #24 am: März 24, 2015, 16:32:24 Nachmittag »
...fing ja an mit der Erfindung des Fernrohrs, bekannt sind ja die Mondskizzen Galileis, die er von 1609 an veröffentlichte. Das waren allerdings noch keine Karten, sondern sehr sehr grobe Mondansichten, die ja auch eher die Aufgabe hatten, den Mond als physischen und zerklüfteten Körper zuzeigen. Viel weniger bekannt sind die Arbeiten des Engländers Thomas Harriot, der sogar früher als Galilei begann den Mond teleskopisch zu beobachten und der wesentlich genauere Mondansichten erstellte und auch begann, prominente Formationen auf dem Mond zu nummerieren - von ihm stammt die Bezeichnungen in der Mondnomenklatur für die Unterscheidung der hellen und dunklen Grobtopographie, die Trennung in terrae und maria, allerdings in zum heutigen Gebrauch umgekehrter Weise, da Harriot dachte, das Wasser müsse das Sonnenlicht stärker reflektieren als das Land, so daß er die Hochländer maria taufte und die dunklen Lavabasins terrae.
Leider schaffte es Harriot nicht, seine Karten in Druck zu bringen, weswegen Galilei den Ruhm einheimste.

Danach gabs erstmal, weil im Krieg stirbt nicht die Wahrheit zuerst, sondern die Kultur und die Wissenschaft (sofern sie nicht geeignet, Leut umzubringen) die große Lücke durch den 30jährigen Krieg.Wohl am bittersten erfuhr das der Belgier/Südniederländer Michael Florent van Langren (Langrenus - den Physici im Forum vielleicht noch als Entdecker des Erdmagnetismus bekannt).
Er wollte nämlich einen Mondatlas erstellen, allerdings nicht aus Selbstzweck, sondern um eine Preisfrage zu gewinnen.
Nämlich die Lösung des Längengradproblems. Ist uns ja noch aus Dava Sobels feinen Roman "Längengrad" bekannt, die Schwierigkeit die Länge auf See zu bestimmen aus der Differenz zweier Ortszeiten, da man die Referenzzeit mangels konservierender Uhren nicht mitnehmen konnte. Aber nicht nur die Royal Society in London im 18.Jhdt hatte einen Preis ausgelobt für die Lösung des Problems, sondern bereits im Frühen 17.Jhdt der Philipp III. von Spanien, Herrscher über das größte Weltreich.
Hat man keine Uhr, braucht man zum Navigieren auf See ein Ereignis, das Unabhängig von der Erddrehung eintritt, das vorherberechenbar ist und das möglichst häufig eintritt. Und Langren kam auf die Idee, daß man dafür die Erstsichtbarkeit prominenter Punkte/Berge auf dem Mond beim permanenten Mondphasenwechsel verwenden könne.
Und dafür brauchte es eine dementsprechende Mondkarte mit genau ausgemessenen Punkten.

Über 20 Jahr musste er dann beim Philipp dem III und bei dessen Nachfolger dem IV., der dann schon des Krieges wegen pleite war, antichambrieren, allerlei Intrigen aushalten ect. um sein Projekt finanziert zu bekommen.
Schon damals galt "publish" oder "die" - als er endlich die erste Karte rausbringen konnte, geschah das schon zu der Zeit, in der Schlag auf Schlag die Konkurrenten ihre Mondkarten veröffentlichten, sodaß er im Folgenden im Nebel der Gechichte unterging. 

Nixdestotrotz bleibt Langren der Lorbeer, der Begründer der Nomenklatur der Selenographie sein, wie sie bis heute gültig ist.
1645 brachte er die erste Karte heraus, mit 34cm Durchmesser, mit dem noch heutigen System der Benamung, also Meere, Meerbusen, Gebirgsketten und der Benennung der Mondkrater nach berühmten Persönlichkeiten.
Allerdings platzt die Namenswahl vor Ergebenheitsadressen, die spanische und die habsburgische Dynastie allen voran, bis hinunter zu spanischen Statthaltern, Bischöfen, Kaufleuten, polnischen Generälen ect. aber natürlich auch die antiken und zeitgenössischen astronomischen Berühmtheiten. Langrens Briefwechsel sind erhalten, worin er zur Eile gedrängt wird, da die andern Astronomen ebenfalls an Mondkarten arbeiten, dem Rat nur nach Gelehrten die Mondformationen zu benennen und darin wird das lustige Geeiere deutlich im Benamungsprozess auch ja keinen zu vergrätzen/vergessen..

Allein, es war zu spät, 1645 brachte ebenfalls Anton Maria Schyrleus (Schürrle, Toor!) de Rheita - Optiker, Erfinder des Binokulars, Astronom - seine Mondkarte heraus, die heute allerdings zu recht ein bisserl vergessen ist, da sie wesentlich gröber und detailärmer als die Langrenische ist.

Und dann simmer schon bei Hevelius´ (1647) berühmten Mondatlas und bei Riccioli und Grimaldi (1651) und nähern uns rapid meiner Karte und der arme Langren mußte sein Mondatlantenprojekt verwerfen..
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Offline Mettmann

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #25 am: März 24, 2015, 18:16:45 Nachmittag »
Hier eine hochauflösende Aufnahme der Doppelmayr/Homann-Karte ausm Web zum genaueren Stöbern:
http://www.staff.science.uu.nl/~gent0113/doppelmayr/images/ac_11.jpg

Links oder als erstes, ob seiner damaligen Bedeutung als größter Beobachtungstitan der Welt, der Vollmond nach dem Danziger Johann Hevelius. Dazu hat Doppelmayr die Vollmondkarte aus Hevelius` Selenographia sive Lunae Descriptio (Selenographie oder Beschreibung des Mondes). Das war der erste Mondatlas der Welt, den Hevelius 1647 herausbrachte (Hier das Exemplar der ETH Zürich, zum Blättern und zum kompletten Runterladen!
http://astronomie-rara.ethbib.ethz.ch/demusmu/content/titleinfo/483446
 )und die für jede Mondphase eine eigene Karte enthielt.
Weil hier die Vollmondkarte hergenommen, sind die features nicht so räumlich plastisch wie in der gegenübergestellten Riccioli/Grimaldi-Karte.

Wie man sieht hat Hevelius als Nomenklatur eine antike Weltkarte - also im Ausschnitt praktisch ähnlich einer T- oder Rotakarte - rund ums Mittelmeer mit Europa, ein kleiner Teil Asiens und Nordafrika auf den Mond versetzt. (So ist bspw. der Krater Tycho eben der Berg Sinai und der Kopernikus der Ätna usw.).
Von Hevelius` Benennungen sind in der modernen Nomenklatur (die die IAU ja erst 1935 festgelegt hat) nur die Gebirgsketten, wie bspw. die Appeninnen übrig geblieben.

Rechterhand haben wir nun den Mond nach Riccioli und Grimaldi,
die Karte stammt aus dem Almagestum Novum, den Giovanni Battista Riccioli 1651 in Druck gab, und die er aus den Beobachtungen seines Optiker- und Astronomenfreundes Francesco Maria Grimaldi erstellt hat.

Bei der Bennenung der Mondformationen übernimmt er das System von Langren, nennt aber alles um.
Die Terrae und Mare bekommen nun Namen nach der aristotelisch-ptolemäisch-al-birunischen Element- und Wetterlehre,
also alles was auf der abnehmenden Mondhälfte liegt was feucht, kalt und widrig ist: Meer der Regen, Ozean der Stürme, Meer der Wolken, Meer der Feuchtigkeit, Insel der Winde, Sumpf des Delirs ect..,
was aber auf der Hälfte des ersten Viertels, des zunehmenden Mondes ist, wird ist trocken, warm, günstig:  Land des Lebens, Meer der Ruhe, Meer der Heiterkeit, der Fruchtbarkeit, Land der Wärme usw.
Kein Anachronismus, eine Hauptaufgabe der Astrologie war nämlich auch bis in Ricciolis Zeit die Wettervorhersage.

(Huhu Oheim, drum find ichs regelrecht dümmlich, wenn heutige Füsiker den Kepler immer noch als Esoteriker verunglimpfen.. hat er doch im Gegenteil die Lehre, die damals state of art war, als erster empirisch überprüfen wollen vermöge eigener Datensammlung und wollte das mittelalterliche Analogieprinzip - wie heroben, so herunten - wegbekommen, in dem er einen direkten, physikalischen Wirkmechanismus finden wollt..)

Nun und die prominenten Punkte und Krater entrümpelte er von Langrens Höflichkeitsadressen in dem er sie ausschließlich nach Gelehrten und Wissenschaftlern bennante.
Von Riccioli wurde praktisch alles übernommen - der Allende weiß warum, weil nämlich Schröter Ricciolis Namen benutzte und findet sich daher in der heutigen offiziellen Nomenklatur wieder.

Kleiner historiopolitischer Ausflug: Riccioli und Grimaldi waren beide Jesuiten - und Riccioli hatte sich mit seinem Neuen Almagest (Almagest ist die zunächst arabisierte, dann latinisierte Form der "Megiste Syntaxis" des Ptolemäus, wichtigstes Astronomisches Werk bis in die Neuzeit hinein, hatte uns der Islam aus der Antike gerettet, über Byzanz/Ostrom kam ja nix, konnte ja auch keiner griechisch bei uns..),
in den Kopf gesetzt, die Heliozentriker Kopernikus, Galilei und Kepler wissenschaftlich zu widerlegen.

Nun schaut mal auf die Karte, dem Kopernikus hat er den zwotprominentesten Krater überhaupt verliehen, dem Kepler auch einen sehr auffälligen und dem Galilei immerhin auch noch einen, nicht größer als den, den er für sich ausgesucht hat und zwar im selben Sektor mit den Heliozentrikern und bescheiden ganz am Rand - und seinem Freund Grimaldi, weil der die Hauptbeobachtungsarbeit für die Mondkarte gemacht, einen demenstprechend großen.
Das nenn ich mal wissenschaftliches Fair-Play!
(und da sieht man mal, daß das "und sie bewegt sich doch" eher in den kolumbanischen Eierkartong gehört. Waren eh die Evangelen, die sich viel mehr an Kopernikus gestört haben, ham ja auch viel länger und eifriger Hexen/-r verbrannt als die Katholen..).

Größten Krater gab er natürlich dem Tycho Brahe, dem wahren Erneuerer der Abendländischen Astronomie, dem Begründer der messenden Astronomie.


« Letzte Änderung: März 24, 2015, 19:16:30 Nachmittag von Mettmann »
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Offline Contadino

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #26 am: März 24, 2015, 18:28:52 Nachmittag »
Lieber Mettmann,

herzlichen Dank für diese wunderbaren Ausführungen! Da macht das Betrachten dieser historischen Karten doch noch mehr Freude!
Schön auch, wieder mal ein Lebenszeichen von Dir hier im Forum zu sehen :super:

Herzliche Grüße,

Ciao, Heiner
Doe maar gewoon, dan doe je al gek genoeg

Offline Mettmann

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #27 am: März 24, 2015, 18:48:10 Nachmittag »
Was aber macht nun die Doppelmayr/Homannkarte so besonders, wo sie doch nur abgekupfert ist?

Nun in der heutigen Beurteilung wird ja nur darauf geachtet und anerkannt, wenn es echte Neuerungen auf den Karten gibt, genuine Leistungen, Verbesserungen in den Methodik, Genauigkeit und bestenfalls noch in der künstlerischen Darstellung.

Was dabei immer vergessen wird, ist aber die Wirkung, die Rezeption der Karten (die ja auch letztlich schwerer feststellbar ist, da es letzlich um die Verbreitung einer Karte geht).

Nunja, die Doppelmayr-Hohmann-Karte nimmt einen besonderen Platz in der Geschichte der Mondliteratur ein,
aus einem rel. trivialen Grund.
Das geographische Verlagshaus Homanns und seiner Erben war größeres kaufmännisches Geschick beschieden, sie vertrieben ihre Karten und Atlanten weeeesentlich günstiger als die prominente niederländische und französische Konkurrenz!
Und man darf auch nicht vergessen, daß solche grandiosen riesigen Wälzer wie Heveliussens Selenographia zwar wissenschaftlich von epochaler Bedeutung - aber eben auch furchtbar teuer waren, daher auch nicht in großen Auflagen produziert werden konnten, weils gar nicht genügend Abnehmer gab. (Puh Hevelius Platte für die Vollmondkarte soll sogar später innen Tee-Pott umgeschmiedet worden sein).

Das spiegelt sich auch in der Anzahl der erhaltenen Exemplare in den National-und Universitätsbibliotheken wieder, Hevelius ist selten, dieweil die Homannschen Produkte fast ubiquitär sind.
(Und auf dem antiquarischen Markt spiegelt es sich leider auch wieder, die letzten vier Selenographien, die in jüngerer Zeit auf dem Markt kamen, brachten 20-30k€, noch ohne Hammergeld).

Diese Mondkarte von Doppelmayr und Hohmann dürfte mit Abstand die populärste im 18.Jhdt gewesen sein).
Sie ists wohl auch schuld, daß sich andere nicht durchsetzen konnten.

In der Folge nach Hevelius/Riccioli gabs noch eine Reihe armseligerer Plagiate,
allein um Cassini mags einem leid tun, der brachte 1679 eine wirklich fortschrittlichere, äußerst detailreiche und v.a. plastische und auch künstlerisch überragende Mondkarte heraus, die aber wohl auch unter die Homannschen Opfern gezählt werden kann.

 Nach Hevelius gab es erstmal keine besonderen Fortschritte in der Selenographischen Publizistik; der gigantische Wälzer blieb über 100 Jahre der unerreichte Standard (Newton z.B. bezieht sich etliche Male darauf), - als Ausnahme muß man unbedingt noch Robert Hooke erwähnen, der wie Schröter als erster einzelne Mondformationen sehr genau und detailreich abbildete -

- biiis eben 1791 Allendes Johannes Schröters Werk ein neues Kapitel der Mondgeographie aufschlug!

Was gips sonst noch auf meiner Karte zu sehen, in der Mitte ein kleines Diagramm, daß das teleskopische Erscheinungsbild eines Kraters bei unterschiedlicher Beleuchtung/Mondphase vorführt, in der Mitte unten ein Schema, das die Entstehung der Mondphasen zeigt; aussenrum schmale Sichel zunehmender Mond, 1.Viertel, Letztes Viertel, letzte Sichel abnehmender Mond.
Sowie ein Maßstab in deutschen Meilen und eine Unterteilung von Graden in Minuten.

Außen oben zur Dekoration fat children without wings, zu Füssen Oktant (Riccioli hatte den Mond geachtelt und die Personennamen mit Bezug aufeinand in die Achtel verteilt) und Zirkel, die neckisch mit dem Fernrohr auf Frau Luna spitzen.

« Letzte Änderung: März 24, 2015, 19:42:33 Nachmittag von Mettmann »
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Offline Mettmann

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #28 am: März 24, 2015, 19:03:55 Nachmittag »
Und heiter ist nicht nur die Kunst, sondern da haben sich Doppelmayr und Homann einen Jux erlaubt,

zur Rechten sitzt die Mondgöttin,
hier die Diana/Artemis, die bei den Römern ja praktisch die Funktion der eigentlichen Mondgöttin, der Luna/Selene übernommen hat,
schließlich ist Diana die Zwillingsschwester Apolls, des Sonnengottes (trägt wie Selene das Monddiadem, hat denselben Liebhaber usw..).
Ein Putto führt ihre Attribute, die Jagdhunde und den Jagdspeer und beleuchtet sie mit einer Laterne (ganz nach den antiken Autoren, wo der Welt das große Licht für den Tag und das kleine Licht für die Nacht gegeben ist).
Und rundherum der Vers: Sit maculosa licet, tamen est formosa Diana
- frei übersetzt: Wenn Pickel erlaubt sind, dann ist Diana dennoch von Schönheit.

Und dementsprechend leidet die Gute an Akne...

Die Scheibe in der Hand kann ich allerdings nicht deuten, eine tragische Maske ists nicht, vielleicht eine Larve mit der sie bei Neumond ihr Antlitz verbirgt oder ein Spiegel?

Im Text drunter wird Galilei als Fernrohrerfinder gewürdigt, Scheiner und De LaHire erwähnt, Hevelien und Ricciolien gehuldigt und die Karte erklärt..

Und man beachte die Interpunktion, so soll man mich nimmermehr wegen meiner Satzlängen zeihen.

Weil soweit verbreitet, ist das die einzige Mondkarte jener Epoche, die man heut auch noch sich einigermaßen leisten kann und auch noch recht gut im Antiquariatshandel finden kann (allerdings 5-8x teurer, als ich seinerzeit Mitte der 80iger geletzt).

Und tschüss, mit Entschuldigungen für die Weitschweifigkeit (gegen Enthusiasmus wachsen wenig Kräutlein).
Mettmann
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Offline gsac

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Re: Zeigt her Eure Mondliteratur
« Antwort #29 am: März 24, 2015, 21:18:42 Nachmittag »
Neffjuh!   :super: :applaus:
:hut: Oheim

 

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