Moin Sprotte, moin Jörg, moin Ehrfried,
Es gibt zwar keine verbindliche Nomenklatur für die petrographische Bennennung unsere Geschiebe, zumal Begriffe verwendet werden, die z.T. über 100 Jahre alt sind und nach geologischer Nomenklatur z.B. der IUGS nicht mehr verwendet werden sollten. Aber die alten Begriffe erfüllen oft den nützlichen Zweck einer kurzen, hinreichend präzisen petrographischen Beschreibung. Diese Beschreibungen stützen sich auf Beobachtungen von altvorderen Geologen, während in neueren Arbeiten zumindest die makroskopische Petrographie ziemlich kurz abgehandelt wird.
Nun haben die finnischen Geologen RÄMÖ und HAAPALA 1992 eine petrographische Klassifikation der Rapakiwigesteine vorgestellt, die diese sowohl petrogenetisch klassifiziert als auch eine hinreichende makroskopische Ansprache ermöglicht. Diese Einteilung hat Matthias Bräunlich in seinem kürzlich überarbeiteten Artikel über die Aland-Rapakiwis übernommen und den Begriff "pyterlitisch" als zu verwaschen kritisiert. Zu Recht denke ich. Denn kennzeichnend für Pyterlite sind nicht etwa die kantigen Quarze, sondern
abgerundete Alkalifeldspäte. Dabei können die Quarze durchaus rund und korrodiert sein. In vielen Fällen sind sie sicherlich idiomorph. Aber wenn idiomorphe Quarze pyterlitisches Gefüge charakterisieren, müssten selbst mittelkörnige Rapakiwigranite mit idiomorphen Quarzen (was kein Alleinstellungsmerkmal der Rapakiwis ist) als "pyterlitisch" bezeichnet werden. Und dann ist die Frage, welche Aussage mit diesem Begriff überhaupt gemacht wird. Siehe auch Smed, der den "Haga-Granit" als pyterlitisch bezeichnet, obwohl es sich um einen mittel- und gleichkörnigen bis schwach porphyrischen Granit handelt. Die Finnen verwenden den Begriff gar nicht. Im aktuellen Buch von R. Vinx ("Steine an deutschen Küsten") taucht auch der Begriff "pyterlitisch" auf, hier allerdings als Gefügebezeichnung eines Übergangsgefüges zwischen Pyterlit und Wiborgit im Sinne der finnischen Definition.
Porphyrisch sind alle Rapakiwi-Granite, die größere, mehr oder weniger eckige Alkalifeldspäte aufweisen, ohne dass die Unterschiede zwischen Grundmasse und Einsprenglingen immer sofort augenscheinlich sind wie z.B. bei den Granitporphyren oder Porphyrapliten. Im Artikel von M.Bräunlich sind einige solcher Granite zu sehen.
Daher würde ich den Fund von Ehrfried schon als porphyrischen Rapakiwi bezeichnen, und zwar als Mischgefüge mit Übergang zum Pyterlit. Bei der Beschreibung von Rapakiwis ist es aufgrund der regelmässig auftretenden Mischgefüge tatsächlich sinnvoll, einen ganzen Satz aufzuwenden. Und ich denke, dass in diesem Zusammenhang der Begriff "pyterlitisch" nicht hilfreich ist.
Ähnlich verhält es sich übrigens mit der Benutzung der Begriffe Eutaxit/eutaxitisches Gefüge. Das Nomen stellt einen etwas antiquierten Geländebegriff einer Textur dar, der kaum noch in Verwendung ist, während mit dem Begriff eutaxitisches Gefüge eine klar begrenzte Aussage (Ignimbrit) verbunden ist.
Viele Grüße
Karlov