Autor Thema: Küste der Strandsteine  (Gelesen 9102 mal)

Offline Met1998

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Küste der Strandsteine
« am: August 09, 2014, 10:34:40 Vormittag »
Schöne Steine-Sammler war im Urlaub:
Man guckt ja nicht nur in den Himmel, sondern sieht auch schöne Dinge am Boden. Eine der Eiszeiten hat das nördliche Geschiebe auch an die polnische Küste befördert. Hohe Wellen haben die Steilküste in den Jahren stark abgenagt und ins Meer gespült.
Zur Fußball EM 2012 wurden deshalb für die Touristen mit Saugbaggern die fast weggespülten Strände wieder auf ca. 30 m verbreitert. Eingerammte neue Buhnenreihen in Abstand von nur 65 m und Steinschüttungen als Wellenbrecher vor den Buhnen sichern jetzt wieder das Ufer.
Wellen und Ostseesand haben Milliarden von Steinen in Kirschkern- bis Faustgröße zu Kugel- Ellipsen- und Diskus Formen abgelutscht und rund geschliffen. Die runde Form hat sich eben im Universum bewährt!
An der 7,5 km Steilküste von Sianożęty bis Kolobrzeg geht es etwas ruhiger zu, hier hat man auch mal einen Buhnenabschnitt für sich allein. Wobei die Steinfelder durch den starken Wellengang täglich anders aussehen, es ist ein ständiges Kommen und Gehen!
Im Trockenen sehen die Steine fast alle gleich aus, ihre Schönheit erkennt man erst, wenn sie im Wasser liegen oder eine Welle darüber schwappt. (Bild 1)

Mineralien, Fossilien- und Gesteine:
Wer nicht Sammeln und Suchen möchte, kann z. B. im Leuchtturm (Museum im Keller und 1. Etage) von  Kolberg/Kolobrzeg solche Objekte erwerben. (Bild 2)
Getrommelte Steine in Pflaumengröße gibt es schon für 5 Złoty (1,25 Euro) das Stück. Wer sich also schöne Steine im Objektrahmen an die Wand hängen will, bezahlt für den Rahmen so viel wie für den Inhalt!
Von den ca. 3000 von mir aufgehobenen Steinen auf der kilometerlangen „Bücklingsroute“ (krummer Rücken) sind in 14 Tagen nur wenige in die Hosentasche „gewandert“. Was man aus so einem Steinfeld aufhebt und sammelt entscheidet Inspiration oder ist es etwa Gottes Wille?  (Bild 3)

Massentourismus:
Wie lange der in den polnischen Urlauber- und Kurhochburgen an der Ostsseeküste noch besteht ist fraglich. Denn gleich um die Ecke bei Garski/Mielno hat die polnische Regierung ein Atomkraftwerk geplant. Ob Atomkraftwerke sinnvoller als Kohlekraftwerke für die Menschheit sind, möchte ich als alter Bergmann nicht  beurteilen.
Statt Kur & Tourismus gibt es dann Atomtourismus, bisher sind mehrere geplante Atomkraftwerke in Polen nur an den Kosten gescheitert.
Bevor ich dann dort weiter schöne Steine sammle, werde ich mir  einen Geigerzähler für aktuelle Strahlungswerte zulegen!

Bemerkung:
Im Gegensatz zu den Steinen im Lausitzer Seenland (Tagebaukanten mit Ankaramit, Schonen-Basalt, Augit, usw.) sind die gefundenen Steine an Polens Küste selten „magnetisch“ – Magnet haftet nicht!
Mir geht es im Beitrag nicht um die Klassifizierung der gezeigten Steine, also nicht um „zerkloppen und sägen“ (kristalline Strukturen) oder anschleifen, sondern nur ein Tipp für schöne, ganze Steine Sammler, von denen gibt es ja viele.
Bestimmungsversuch:
Oben von links:
1. Bornholm Åland-Granit  od. Vang-Granit (magnetisch!!)
2. weiß-schwarzer Gneis mit Hornblende, od Revsund-Granit?
3. Svaneke-Granit od. Roter Småland-Granit?
4. Gneisgranit?
Unten von links:
1. Karlshamn-Granit, Rätan- od. Åland-Granit?
2. Öje-Basalt?
3. Rödö-Rapakiwi?
4. Åland-Quarzporphyr?
Irrtümer, Fehlbestimmungen, und Spekulationen hat ja wohl jeder schon abgegeben, deshalb könnte ich Nahaufnahmen für die Profis nachreichen.
Zur sicheren Bestimmung muss man sie aber letztendlich doch zertrümmern! :prostbier:
« Letzte Änderung: August 09, 2014, 22:46:18 Nachmittag von MetGold »
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Offline JFJ

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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #1 am: August 10, 2014, 08:15:57 Vormittag »
Hallo Met1998,

schöner Urlaubsbericht.
Wenn es ums Geschiebesammeln geht, müssen es nicht immer die deutschen Küsten sein, wie Du uns zeigst.
Danke für´s Einstellen  :hut:

Obere Reihe: 4 würde ich als Augengneis einstufen.
Zur unteren Reihe: Das 1. Geschiebe könnte durchaus auch ein Järna-Granit sein.

Beste Grüsse
Jörg

Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline Met1998

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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #2 am: August 10, 2014, 09:17:18 Vormittag »
Danke Jörg für Deine Einschätzung und Grüße!

Obere Reihe 4 hatte ich zuerst auch als Augengneis eingestuft, bin dann „umgeschwenkt“ und zur unteren Reihe 1. Geschiebe komme ich mit Bildvergleich immer wieder zu Rätan-Granit, aber ich bin nur ein Laie.

Einen Dank auch an Metgold der aus WM eine EM gezaubert hat!

Hier noch mal zwei Bilder, von dichten Buhnen (Bild4) und dichten Menschen (Bild 5), nicht jedermanns Sache! :laughing:

Ehrfried (Met1998)
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Offline JFJ

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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #3 am: August 10, 2014, 09:34:00 Vormittag »
Hallo Ehrfried,

ich wollte damit einen Rätan-Granit nicht ausschließen.
Vielmehr zum Ausdruck bringen, dass es manchmal Varianten aus anderen Plutonen gibt, die infrage kommen können, welche man vielleicht gar nicht auf dem Schirm hat.
Gerade bei den schwedischen Graniten lässt man sich gerne mal von treffenden Bildern zu einer schnellen Bestimmung verleiten.

Ja, ganz schön was los am Strand.
Aber wo ist das heute nicht so  :traurig:
Vielleicht noch hier: (s. Foto)

Da stimmt das Verhältnis Strandsteine/Menschen  :laughing:

Gruß
Jörg


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Offline Met1998

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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #4 am: August 10, 2014, 11:03:23 Vormittag »
Steht in der Vigsö-Bucht schon ein Atomkraftwerk? :laughing:

So schön ruhig wird es dann an Polens Küste auch aussehen!

Gruß Ehrfried
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Offline JFJ

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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #5 am: August 11, 2014, 09:53:33 Vormittag »
Steht in der Vigsö-Bucht schon ein Atomkraftwerk? :laughing:

Nö ... das nicht.
Dafür schwappt manchmal die Brühe von Sellafield rüber, man stolpert schon mal über einen toten Wal, und was in den Fässern drin ist die so angespült werden, möchte ich lieber nicht wissen. Sonst ist alles gut  :laughing:

Gruß
Jörg
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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #6 am: September 30, 2014, 09:35:42 Vormittag »
Meinungsbildung je nach Standort:
Wie schon im Sommer vermutet wird die Küste der Strandsteine wohl doch zum Atomzentrum. :traurig:
Bis 2020 will die polnische Regierung nun doch bei Garski/Mielno, also in Nähe der deutschen Grenze, ein Atomkraftwerk bauen. Ein Geigerzähler für aktuelle Strahlungswerte bleibt unerlässlich!

Solche Meldungen sind Meinungsbildung! Nach dem Motto „Wenn die Mehrheit dafür ist, muss ich auch dafür sein“. Ich hoffe die Westpommern in meiner Strandsteine-Region halten Stand. :hut:

Heute, 14.09.2014 in unserer Tageszeitung:
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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #7 am: September 25, 2015, 12:53:23 Nachmittag »
Küste der Strandsteine (Kurzbericht 2015):

Auch diesen Spätsommer zog es mich wieder an die polnischen Ostseeküste, an den 7,5 km Strand zwischen Sianożęty und Kolobrzeg. Hier geht es etwas ruhiger zu als am Strand von Kolberg oder Ustronie Morskie. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreicht man die Sammel- und Fundstellen. Wer sammelt hier?
Überwiegend Fossilien- und Geschiebesammler, Gärtner, Floristinnen, Aquarianer und natürlich Bernsteinfischer und –sammler. Das Bernsteinfischen und - sammeln ist immer wieder sehr interessant.

Teil 1, Bernstein, das Gold der Ostsee:
Am Baltischen Meer stehen an bestimmten Tagen und Stellen die Chancen nicht schlecht einige Brocken zu finden. Neuerdings gibt es bei Händlern auch Fälschungen - gut aufbereitetes Kunstharz, usw. Die eigenen Strandfunde sind aber echt.
Das Millionen Jahre alte Harz gibt es in unterschiedlichen Farben, es ist sehr leicht, resistent gegen Schwefelsäure und ist brennbar. In 10%iger Kochsalzlösung schwimmt es - Kunstharz geht unter.
Bei Reibung lädt er sich (nicht immer!) elektrostatisch auf und zieht somit sehr kleine Papierschnipsel oder Fussel an.
Aber Vorsicht, es kann zu Verwechslungen mit weißem Phosphor kommen, was im trockenen Zustand in der Hosentasche plötzlich zur Entzündung und schweren Brandverletzungen führt. In Deutschland stehen an möglichen Phosphor Fundstellen Warnschilder, in Polen sind mir solche Schilder fremd.

Bernsteinfischen:
Die „Kescher-Fischer“ tragen für ihre Funde am Handgelenk bzw. am Hals schnell zu öffnende Lederbeutel, die sind überwiegend nass. Bei starkem Sturm sind die Profis, im Schaum der Wellen bzw. im Schlick (Pflanzenreste, Treibgut), sehr erfolgreich.
Bei 16° C Wassertemperatur und starken Wellengang ein gefährlicher Job. Ein voller Kescher Schlick wiegt ca. 15 kg. Er wird nicht angehoben, sondern an das Ufer geschleift. Das Abfischen ist in polnischer Hand, die Suche ist für jedermann.

Bernsteinsammeln:
Das Sammeln ist eine spannende Sache und macht immer wieder Spaß. Wenn man fündig wird, vergisst man die Zeit. Nach dem Kampf im Schlick liegt kein Krümel Gold mehr am Strand. Schon seit meiner Kindheit sammle ich Bernsteine, ich weiß was „Goldrausch“ ist!

Demnächst hier einige Bilder zu schönen Strandsteinen.
In 14 Tagen gebückter Haltung, habe ich über 300 Gesteine-Fotos geschossen, und bin jetzt ein „Bückling“.
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Offline JFJ

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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #8 am: September 25, 2015, 13:16:59 Nachmittag »
Moin Met1998,

spannender Bericht, besonders da man sich das Bernsteinfischen jetzt mal anhand von Fotos vorstellen kann.
Freue mich schon auf die Fortsetzung!

Beste Grüße
Jörg

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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #9 am: September 27, 2015, 14:44:35 Nachmittag »
Teil 2, Strandsteine:  :user:
Demnächst möchte ich für Interessierte meine fotografierten und die mitgenommenen Strand-Gesteine vorstellen. Mehr als 12 kg haben dieses Jahr um Asyl in Deutschland gebeten. Da bekommt der Steinmetz im Winter etwas Arbeit, denn einige schöne Stücke werde ich wieder schneiden und polieren lassen. Mal sehen wer dann die Vitrine verlassen muss. Die Urlaubskasse ist leer, aber dafür bin ich jetzt „Steinreich“

Bild 01 Floristin am Ufer.
Bei starken Wellengang sahen die Steinfelder jeden Tag anders aus, aber nach 14 Tagen findet man kaum noch neue, schöne Stücke.

Bild 02 Sucher im Meer.
Bei 16°C hat man nach einer halben Stunde „Eisbeine“. Es gab nur einen Tag mit ruhiger See, ansonsten Wellen im 3 bis 4 Sekunden Takt.

Bild 03 Gesteine im Neunerblock (Beispiel, unbeschriftet).
Ein großer „Wüstenfuchs“ (1648 Beiträge) hat mich bestärkt, die vielen Fotos demnächst nur in einigen, beschrifteten Neunerblöcken vorzustellen. Wenn dann jemand ein schönes Einzelfoto aus einem Block sehen möchte, kann ich das ja dann mit 150 KB einstellen. Von vielen Stücken habe ich auch noch Fotos von der „Rückseite“. Die Mitgenommenen habe ich mit V= vorhanden versehen.
Da die Gesteinsbestimmung erst zu Hause erfolgte, sind Irrtümer und Fehlbestimmungen zur Korrektur freigegeben.

Schönen Sonntag :prostbier:
wünscht Ehrfried
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Re: Küste der Strandsteine
« Antwort #10 am: Oktober 15, 2015, 22:45:28 Nachmittag »
Küste der Strandsteine: :super:
Interessante Einzelstücke und 9er Blöcke aus den über 300 Fotos, sind im Thread: „Geschiebe-Funde an der polnischen Ostseeküste“ (zum Angucken für interessierte Neueinsteiger!) vorgestellt.
http://www.jgr-apolda.eu/index.php?topic=11043.msg133728#msg133728

Besonderer Dank gilt einem Foren-Mitglied für die Unterstützung bei der „Geschiebebestimmung am Fließband“!

Sturmflut ist für einen Angler nichts Unbekanntes, danach liegen faustgroße Geschiebe-Stücke ca. 80 m weiter.

Gruß
Ehrfried :hut:
« Letzte Änderung: Oktober 16, 2015, 09:06:50 Vormittag von MetGold »
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