Salü Dirk,
die Pairings bei den Antarktisnummern findest zumeist angegeben in den Tabellen der Bulletins und in den Antarktismeteoritendatenbanken.
Eine Arbeit für lange Winterabende, sich da einen Überblick zu verschaffen...
...der aber doch erhellend sein wird,
um ein bisserl ein Gefühl zu bekommen, wie es sich mit den NWAs verhält.
(Zusätzlich mit den Oman-Statistiken, da dort die echten Fundraten offensichtlich(er) sind, als es jemals mit den NWAs der Fall sein wird).
Insofern aufschlußreich, da man dabei herausfinden wird, wie überraschend wenig verschiedene Funde bei den raren und rarsten Klassen unter den zahlreichen NWA-Nummern es nur geben kann,
und wie exorbitant selten just dieses Material ist, was wir hier auch hin und wieder im Forum angeboten bekommen und wo mancher vielleicht bei sich denkt, nuju, da gibts ja noch 20 Nummern in der Database von der Sorte, wird schon nix so Eiliges sein.
Denn es gibt ja fast kaum einen Fund einer raren Klasse, der nicht unter einem Haufen NWA-Nummern kursiert.
Braucht ja nur mal die antarktischen Rs, ACAPs usw. und zugleich die australischen und Omani-Wüstenfunde dieser Klassen zusammen mit den beobachteten Fällen gegen die entsprechenden Klasse bei den NWAs halten.
Der Nummernsalat dabei ist sicherlich größer als bei den NWA-Monden und -Märsen, weil einfach mehr Leute mit den weniger kostspieligen, aber trotzdem gewichtsmäßig gelegentlich nicht minder raren Exoten hantieren.
Die Nummernwirrnis hat zwei Ursachen,
zum einen die strukturelle, daß den NWAs eben in der Regel die Fundumstände fehlen und die Funde zerissen werden,
zum anderen hat die Meteoritical Society immer noch keine Lösung angeboten, wie mit gepairten Nummern zu verfahren sei,
sodaß bspw. ihr habts ja gesehen, selbst Material, von dem im Vorhinein bekannt war, daß es zu einem bereits benummerten Fund/Funden gehört und das an der gleichen Klassifikationsstelle eingereicht wurde, wo die vorherigen Nummern gemacht worden waren, trotzdem eigene Nummern bekommen hat,
und zwar bei den Frischmärsen, wo teilweise Minipopel auf Messen gekauft eigens benummert wurden und nun dieser Mars nicht weniger als 14 verschiedene Nummern bekommen wird.
Andere Effekte gibts ja auch, nehmt die Mondgruppe NWA 773 ff. her - da wurd noch ein bisserl was nachgefunden, doch mittlerweile hatte die MetSoc die Nomenklaturregeln geändert, sodaß NWAs, sofern die Koordinaten bekannt sind, einen geographischen Eigennamen erhalten können.
Jetzt hat man für diesen Mond gegenwärtig 8 NWA-Nummern und ein paar Futzeln, zusammen keine 6g, die wurden nun "Anoual" getauft.
Glücklich ist das nicht gerade - seht den andern Thread an über die Hauptmassendefinition.
Sind jetzt alle diese Nummern dieses Fundes "Anoual"? Und der alte NWA 773 die Hauptmasse davon?
Im Übrigen verhält es sich mit Mond und Märsen ein bisserl anders, da wars seit jeher so, daß praktisch jeder Stein seine eigene Nummer bekommen, selbst wenns vom gleichen Finder auf derselben Expedition gefunden, da Mars und Mond ein besonders hoher wissenschaftl. Stellenwert eingeräumt wird - könnt ja bspw. heute noch auf der Startseite des amerikanischen Antarktisprogramms lesen, daß die Legitimation für dieses ANSMET die Auffindung planetarer Meteorite, also Mond und Mars, ist.
Und einen unbestreitbaren Vorteil für die Wissenschaft hats ja schon, wenn jeder interessante Stein seine eigene Nummer bekommen muß.
Denn dann gibts nämlich einfach mehr Material umsonst, denn es muß ja für jede Benummerung eine Probe für die Klassifiz und eine Hinterlegungsmasse abgegeben werden.
Mit den gewöhnlichen Chondriten würde ich annehmen ist die Nummernsituation entspannter, da diese ja kaum zur Klassifikation eingereicht werden, mit Ausnahme der unäquilibrierten, da es sich zum einen für den Einreicher bei den gegenwärtigen Preisen, die für klassifizierte OCs zu erzielen sind, finanziell nicht lohnt,
und zum anderen man kaum einen Klassifikationsplatz für diese mehr findet, da kaum mehr ein Erkenntnisgewinn zu erwarten ist, wenn man den 2345ten OC-Witterling analysiert und die Klassifikateure natürlich auf die rareren Klassen erpicht sind (und insgeheim fluchen, wennse nen H5, W3 vorgesetzt bekommen, dense machen sollen; und die Leut mit interessanterem Material fluchen nicht so im Stillen, wenn ihnen jemand mit Gleisschotter den Klassifizplatz verstopft).
Nixdestoweniger bleiben die gewöhnlichen Chondrite natürlich der ganz überwiegende Teil der Funde.
Zusammensetzen wird man später wohl höchstens die seltenen Klassen,
was sinnvoll, um die bereits bekannten verschiedenen Ergebnisse zusammenzufügen und redundante Arbeit zu ersparen,
und es gibt ja auch verantwortungsvolle Einreicher, die bereits jetzt schon, wenn sie seltenes Material hereinbekommen, das sie, sofern sie über die nötige Erfahrung verfügen, ihren Pairingsverdacht dem Klassifikateur mitteilen.
Natürlich passiert auch das Gegenteil, und dann hat man eben so unbrauchbare Situationen wie jetzt bei diesem Al Haggouina,
daß es akzeptiert ist, daß es ein Enstatit-Chondrit ist, da die erfahrensten Klassifikateure, die am meisten von dem Material davon untersucht haben, es so herausgefunden,
zum anderen andere auf ihrer Klassifikation trotzdem beharren,
sodaß der selbe Krempel gleichzeitig und immer noch teilweise als Aubrit kursiert (und verkauft wird).
Nunja und gewöhnliche Chondrite nach Pairings zu vergleichen - ich wüßte jetzt nicht, was das für einen wissenschaftl. Gewinn bringen sollte?
Und Meteorite sind nun mal in erster Linie Forschungsobjekte - daß es dem Sammler natürlich lieber wäre, daß er das Stück seiner Nummer anderen Nummern zuordnen könnte, ist zwar klar - aber das ist nicht vordringliches Ziel der Wissenschaft.
Trotzdem sollte sich die MetSoc rechtzeitig einen besseren Modus zurechtlegen,
denn wenn es mit der Wüste zu Ende ist und die seltenen Klassen durch,
dann wird das Gros der gewöhnlichen Chondrite aufs Tapet kommen,
in ganz anderen Mengen und Dimensionen,
sodaß es mit den Nummern vollkommen aus dem Ruder laufen wird.
Mettmann