Aber Kinder, Ihr müßt doch nicht streiten!
Es ist nicht nur vollkommen legitim, daß sich auch noch nicht so fortgeschrittene Meteoriteninteressierte ihre Gedanken machen und sie zusammen mit ihren Fragen in diesem Forum äußern, sondern ausdrücklich erwünscht!
Wo solltens denn sonst, wenn nicht hier?
Marks Liste zeigt doch gut, was für allerlei Formen und Zustände von Meteoritenoberflächen einem so unterkommen können.
Leider kann man allerdings kein allgemeingültige Verwitterungsszenario bzw eine "Zerfallsreihe" von Schmelzkrusten aufstellen,
da die Geschwindigkeit der Verwitterung und die Art der Verwitterung in allererster Linie von den Umständen am Fallort abhängen, wies der Herbert schon gesagt hat.
Natürlich gibts zudem auch unterschiedliche Krusten am Ausgang. Also nicht alle fallfrischen Steine müssen unbedingt diese samtrauhe leicht griselige Mattkruste aufweisen. Also mal abgesehen von Primär- Sekundär- gar Tertiär-Krusten kanns ganz unterschiedlich ausfallen. Nehmer bspw. mal Juancheng als Schauer her, da gibts sowohl die rauhen Krusten als auch nichtsdestoweniger frische glattere Krusten, gelegentlich sogar an ein- und demselben Stück. Übrigens wemmer ihn schneid, ununterscheidbar von Pultusk.
Nu aber zur Verwitterung selber. Nun gut in unseren Breiten, Klimata und Böden, da gehts rapid den Bach runter mit Krusten.
Also z.B. clickts da mal auf "meteorite of the month":
http://www.meteorite-times.com/Back_Links/2005/May/index.htmSo schaut ein Stein in unserm Klima nach 3 oder 4 Jahrzehnten aus - der da noch durchaus identifizierbare Schmelzkruste,
die weil derselbe Stein, wenn er dieselbe Zeit in der Sahara rumgelegen wär, annähernd noch wie ein frischer Fall aussehen würde.
Nunja und nun ab in die Wüste - da hat man zum einen den Windschliff, da werden die Steine schön langsam gesandstrahlt und so hat man selbst bei W0/1ern oder W1 ern zwar eine eindeutige schwarze Schmelzkruste, die jedoch glatt, poliert und glänzend ist. Der im ersten Link vom Mark ist so einer.
Und dieser Windschliff geht natürlich weiter, bis von einer Schmelzkruste nix mehr übrigbleibt.
Das seht ihr ja gut an den normalen Wüstlingen, also der Typ "Gleisschotter" gerade wenn es mehr oder weniger eckige Fragmente sind, die davon herrühren, daß der Stein von der Verwitterung zersprengt wurd, da sind sowohl die Bruchflächen als auch die Bruchkanten vollkommen geglättet und abgeschliffen. Da gibts nix Scharfes mehr. (Und das heißen dann nicht wenige unerfahrenere Ebay-seller: "Individual").
Das zwote, was man hat in den Wüsten, ist der sogenannte "Wüstenlack". Das ist eine sekundäre Anlagerung um den Stein herum, glaub Kieselsäure spielt da die Hauptrolle - müssmer mal den Hadschi fragen, die ihn aussenrum dunkel bis schwärzlich verfärbt (und natürlich auch vom Windschliff poliert wird) und von etlichen fälschlicherweise für Schmelzkruste gehalten wird
und nicht selten schwierig auf Photos zu erkennen ist, wenns ned grad ein zerhutzeltes Fragment ist oder gleich W3 oder W4 daneben steht.
Davon werden freilich nicht nur Meteorite befallen, sondern es gibt Gegenden in der Sahara, wenn man da den Jürgen aussetzte, dem täten 100 Leben nicht ausreichen, die Steine heimzuschleppen, weilse alle wie Meteoriten aussehen durch ihren Wüstenlack.
Und natürlich verläuft die Verwitterung in den verschiedenen Wüsten unterschiedlich.
Im Oman sind die Mets im Durchschnitt stärker verwittert als in der Sahara, da kommts vom Meer her feuchter her.
Vielfach auch zerplatzter und zersprengter - hatte mal einen, der sah aus wie durch den Eierschneider gefallen, lauter parallele Risse komplett durch und die "Scheiben" zueinander verschoben.
(Hat den einer aussem Forum hier? Bild?).
Oder nehmts die Gold Basins aus der amerikanischen Wüste her, die haben keinen Wüstenlack und so uralt sie auch sind, kann man an einigen noch alte Schmelzkruste feststellen.
Wieder anders die eigentlich furztrockene Atacama, die ist aus unerfindlichen Gründen gut zu Eisen, aber scheint den Steinen rasch den garaus zu machen. Und so find der Atacama-Jäger ein neues Eisen nach dem andern, aber fast gar keine Steine und die mehr zu der Küste näher gelegenen Seite.
Odaoda Namib - Gibeon seit 150 Jahren gejagt, so gut wie gar nix anders gefunden. Bis auf den Korra Korrabes, der größtenteils so schlecht beieinander ist, daß man die Stücke mit einer Hand zerbrechen kann.
Und bevor ihr weiter zankt. Selbstredend kann man bei solchen Massenfunden wie NWA 869 nicht sagen, daß die Stücke alle gleich auszusehen haben. Ich mein, das waren ja 4-7t. Nehmt nur den neuen EL-Tonnenfund her, da gibts auch einerseits Material, was derart hinüber ist, dasse ihn als "fossil" meteorite bewerben, andererseits auch noch ein bisserl besser erhaltenes.
Anmerkungen noch.
- Gaos, da ist einiges aufgehübscht worden. Und wenn man die "neuschwarzen" gegen die Gaos der ersten Stunde hält, wirds einem sofort offensichtlich. Denn letztere stehen wirklich wie eine Eins, wie ein knackfrischer Fall da, mit allerfeinsten flow lines usw. Hey Dieter, zeig mal einen Deiner - und ehrlichgesagt, ich machs ja schon ne ganze Weile, richtig fallfrische Gaos hab ich in den letzten zwoeinhalb Jahrzehnten nur sehr sehr seeeehr vereinzelt gesehen.
- Pultusks hat man in der Tat noch vor 2 Jahren vier größere gefunden.
Natürlich dementsprechend verwittert.
Was man mit einer entsprechenden "Reinigung" bewirken kann, das seht ihr hier:
http://www.polandmet.com/gfx_pultusk/001.htm...und daher könnt ihr Euch ja denken, welche Gaos man noch zustande bringen kann, die ja beiweitem noch nicht so verwittert sind, wemmers heute findet, wie dieser Pultusk.
Mettmann