Hallo miteinander,
Vor ca. hundert Jahren fanden die Brüder Johann und Georg Schäfer im Wald bei Untermässing in Bayern einen riesigen Metallklumpen. Sie konnten ihn zu Zweit nur mit Mühe heben. Obwohl sie nicht wussten, was es war und woraus der Brocken bestand, haben sie gottseidank das Angebot eines Schrotthändlers über 2 Mark nicht angenommen. Er erschien ihnen doch erheblich wertvoller zu sein. Und damit hatten sie Recht. Es stellte sich nämlich heraus, dass sie einen wunderbar erhaltenen Eisenmeteoriten gefunden hatten. Es war der größte Meteorit Bayerns. Auch heute ist er noch der größte erhaltene Eisenmeteorit Deutschlands.
Die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg kaufte den Findern 1920 ihren einmalige Fund ab. Seit dem ist er im Naturhistorischen Museum Nürnberg zu bewundern und darf sogar berührt werden. Er gehört mit zu den wertvollsten Exponaten des Museums.
Den 2. Weltkrieg hat er nur per Zufall überstanden. Nach einem Bombentreffer auf das Haus der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (heute Teil der Stadtbibliothek) ging die gesamte geologische Sammlung verloren. Beim Schutträumen endeckte ein aufmerksames Mitglied der Gesellschaft aber zufällig den Meteoriten, bevor ihn ein Bagger des Räumkommandos greifen konnte.
Aus Anlass des hundertjährigen Fundjubiläums ist eine Meteoritensonderausstellung im Naturhistorischen Museum Nürnberg mit mehr als 200 Meteoriten am 8. Mai 2022 eröffnet worden. Sie läuft noch bis zum 8. Januar 2023. Die Ausstellung war schon für 2020 geplant gewesen, konnte aber wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden, so dass nun tatsächlich das 102jährige Fundjubiläum zu feiern ist.
Neben bekannten deutschen Meteoriten wie Benthulen, dem zweitgrößten deutschen Steinmeteoriten, dem Neuschwanstein, dem ersten deutschen Meteoriten des neuen Jahrtausends und dem erst im Jahre 2016 gefallenen Renchen, werden auch historische Stücke von L'Aigle, Pu?tusk und Krasnojarsk gezeigt. Einige davon sind Leihstücke aus dem Mineralogischen Museum der Uni Bonn. Weiterhin sind Stücke des spektakulären Falls des Chelyabinsk in Russland 2013 ausgestellt, bei dem über 1000 Menschen verletzt wurden.
Ein besonderes Stück ist eine 324 g schwere Scheibe des ältesten europäischen Meteoriten, von dem noch heute Material vorhanden ist. Es ist der Elbogen, der um 1400 in Böhmen gefallen ist. Er wird der „verwünschte Burggraf“ genannt, weil er der Sage nach ein zu Stein gewordener, verhasster Burggraf sein soll.
Auch Mond- und Mars-Meteoriten können bewundert werden, z.B. eine 70 g Scheibe des NWA 13951. Besonders große und eindrucksvolle Brocken sind ein fast 50 kg schweres Teilstück des Saint-Aubin, des größten Meteoriten Frankreichs, ein mehr als 20 kg schwerer Muonionalusta und ein 10 kg wiegender Canyon Diablo.
Ein Viertel der Ausstellung ist den Auswirkungen von Einschlägen großer Meteorite gewidmet. Am Beispiel des Nördlinger Ries können die Folgen am besten verdeutlicht werden. Sowohl vom Ries als auch von anderen Einschlägen sind Impaktgesteine wie Impaktbrekzien, Shatter Cones, Suevite und Tektite ausgestellt.
Begleitend zur Meteoritensonderausstellung ist eine Abhandlung der Naturhistorischen Gesellschaft erschienen: „Meteorite, Steine, die vom Himmel fallen“. Hierin ist alles Wissenswerte über Meteorite, Impaktkrater und Impaktgesteine in kompakter Form dargestellt und auch die meisten Exponate sind abgebildet und beschrieben. Sie kann für 24,80 € erworben werden.
Zudem wird am30./31. Juli 2022 das Deutsche Meteoritenkolloquium zum Unter-Mässing in Nürnberg stattfinden. In diesem Zusammenhang wird auch am 31. Juli 2022 am Fundort in Untermässing eine Infotafel eingeweiht.
Jürgen Höflinger