Hallo Blaugräber,
vorab, so ein Museumsprojekt finde ich eine sehr sympathise Sache
(ich war selbst mehrere Jahre in einem ähnlichen Verein in meinem Heimatort aktiv, bevor ich berufsbedingt wegziehen musste).
Aber zurück zum Thema:
Ich versuche also sehr objektiv, aber mit viel Freude an der Sache, einen mineralogischen oder geologischen Beleg für ein Impaktereignis zu finden;
Ich fürchte, Du versuchst damit das Unmögliche. Kennst Du diese Literaturstelle:
B. M. French, C. Koeberl: The convincing identification of terrestrial meteorite impact structures: What works, what doesn't, and why. In: Earth-Science Reviews. Band 98, 2010, S. 123–170
Eine Zusammenfassung ist auch in der Wikipedia zu finden:
https://de.wikipedia.org/wiki/Impaktmetamorphose Es dürfte sich um eine der besten Zusammenstellungen des
state of the art handeln, die es auf dem Gebiet der Impaktmetamorphose gibt.
In Kurzfassung: Ohne die Unterstützung eines Geolabors ist es für einen Laien mehr oder weniger unmöglich, die Impaktgenese einer geologischen Struktur oder eines Gesteins wasserfest nachzuweisen. Denn dazu bedarf es fast immer ausführlicher chemischer oder mikroskopischer Labortests. Die einzige Ausnahme von Impaktstrukturen, die sich makroskopisch nachweisen lassen, sind shatter cones - und auch bei diesen gibt es genügend Verwechslungsmöglichkeiten mit anderen Strukturen im Gestein (Suturen, Harnische etc.).
Ich selber sammle seit einigen Jahren Impaktgesteine, und obwohl ich von Hause aus auch kein Geologe oder Mineraloge, sondern Chemiker bin, verfüge ich über die Möglichkeit der mikroskopisch-optischen Gesteinsanalyse im Dünnschliff, die - ich glaube, ich kann das behaupten, ohne jemandem hier zu nahe zu treten - nur wenigen Amateuren zur Verfügung steht. Ich habe im Laufe der Zeit einige Präparate unterschiedlicher Herkunft selbst angefertigt und untersucht, die von gesicherten Einschlagsstrukturen stammen: Aber nicht einmal bei diesen Stücken wäre es in jedem Fall (und insbesondere: bei jedem Präparat) sicher gewesen, dass es sich tatsächlich um impaktmetamorphes Material handelt. Selbst die einigermaßen sichere Methode des Nachweises planarer Deformationselemente in Quarz oder anderen Mineralen kann also versagen. Von den Möglichkeiten der Fehlinterpretation gar nicht zu sprechen...
Es hat nicht umsonst Jahrzehnte gedauert, nachdem die These erstmals ausgesprochen wurde, bis sich die Geowissenschaft sicher war, dass selbst das Nördlinger Ries tatsächlich ein Impaktkrater ist. Und das ist noch ein gut erhaltener Krater, bei dem impaktmetamorphes Material im industriellen Maßstab abgebaut wurde und also auch für Untersuchungen tonnenweise zur Verfügung stand! Wie anders sieht es bei Strukturen aus, die schlechter erhalten sind - man denke etwa an das Beispiel der Stac-Fada-Formation in Schottland:
https://de.wikipedia.org/wiki/Stac-Fada-MemberWas kann man also tun? Seriöserweise nicht viel. Sicher kannst Du versuchen, Material aus dem angeblichen "Saarland-Impakt" zusammenzutragen, das eine irgend geartete Ähnlichkeit mit Impaktiten oder Meteoriten aufweist. aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand an die oben beschriebenen Analysen macht, dürfte verschwindend gering sein. Die "Chiemgauer" haben da sehr viel "verbrannte Erde" hinterlassen. Aber ohne seriösen Beleg hat die ganze Sache leider wohl nur Kuriositätswert an der Grenze zur Verschwörungstheorie.
Last not least: Du müsstest nicht nur die Ähnlichkeit mit impaktmetamorphen Materialien belegen, sondern auch andere Bildungsmöglichkeiten ausschließen - und das setzt eigentlich voraus, dass Du die Geologie des in Frage stehenden Gebiets einschließlich seiner Industriegeschichte aus der Westentasche kennst (das will ich Dir nicht absprechen), und auch, dass man jeden Fund entsprechend kritisch ansieht: Die Impaktthese darf erst die
letzte Erklärungsmöglichkeit sein, wenn alle anderen Erklärungsversuche
gescheitert sind. Und dazu musst
Du selbst die anderen Möglichkeiten kennen, sonst läufst Du Gefahr, wegen jedem - Pardon! - "Furz und Feuerstein" das Forum oder andere Leute (nicht zuletzt Dich selber!) verrückt zu machen...
Gruß,
Holger