Hallo Tim und Achim,
zunächst muss ich mich selbst korrigieren, das Schrifterz vom Schwarzatal ist vielleicht doch nur eine alte Geologen-Sage. Ein Foto vom Mineralogischen Institut der Uni Bonn zeigt eine prächtige Stufe Sylvanit aus Siebenbürgen, der aus dieser Entfernung durchaus gewisse Ähnlichkeit mit dem Mineral auf Foto 1 haben kann.
Ich habe nun meine Lösungsversuche beendet, die ich in Ermangelung von konz. Salpetersäure noch nicht rechtzeitig machen konnte. Allen Löseversuchen gegenüber Säuremischungen war das Mineral inert, wobei ich ein anderes Bruchstück verwendet habe, da ich die wenigen mm Kristallrasen nicht auflösen wollte.
Damit kommt nur Titandioxid in Frage, das silbergraugrüne Aussehen war mir bei Rutil noch nicht bekannt, hier also wahrscheinlich Sagenit. Hätte ich zuerst bei Wikipedia nachgschaut, hätte ich das Rutil-Alphabet eher gesehen. Tatsächlich habe ich auch ein schönes A unter meinen Kristallen, Schrifterz ist also nicht die einzige Lösung.
Trotzdem ist der Beitrag nicht in der falschen Rubrik, der Quarz enthielt tatsächlich Gold, wie Foto 3a zeigt. Telluride wären ein guter Erklärungsansatz gewesen, denn was macht ein Mikro-Nugget von 3,2 x 1,1 mm Größe in einem Quarzbrocken? Seifengold ist das nicht!
Mein Erklärungsversuch:
1. Der primäre Quarzgang enthielt Pyrit (Gold + Silber +As) in kleinen Würfeln und könnte aus dem kadomischen Basement (570 - 540 Ma) stammen.
2. Der Quarzgang unterlag im Kambrium (540 - 500 Ma) einer intensiven Verwitterung mit Oxidations- und Zementationszone. Hierbei wurde aller Pyrit in Limonit umgewandelt und der Quarz korrodiert. Anschließend unterlag das Gebiet der Abtragung, bis im Ordovizium eine erneute Sedimentation einsetzte und das kadomische Rudiment diskordant überlagert hat.
3. Die variszische Orogenese (~330 Ma) hat das gesamte Gesteinspaket unter hohem Druck und niedriger bis mittlerer Temperatur erneut verändert. Hier könnte Rutil in den korrodierten Quarzgang aus dem Umgebungsschiefer eingedrungen sein, was zu einer Auskristallisation vorwiegend auf den Spaltflächen des Quarzganges führte. Der Limonit wurde durch Entwässerung bei dieser Temperatur zu Hämatit, der sich als Rötel in den freien Zwischenräumen oder als Pseudomorphose in den alten Pyritwürfeln findet.
4. Nach Abtragung der Varisziden liegt das kadomische Basement seit dem Tertiär wieder frei und wird nun von der Schwarza zertalt. Der Quarzgang kann also schon völlig verschwunden sein, nur die Quarze sind noch zu finden, oder er beißt auf irgendeiner Talsohle aus, wo man ihn schwer entdecken kann. Ansonsten hätten unsere fleißigen Vorfahren es sich nicht nehmen lassen, dort ein Goldbergwerk zu eröffnen.
Ob das Gold nun aus dem verwitterten Pyrit oder ehemals höheren Bereichen des Ganges entstammt, könnte man theoretisch aus seiner Zusammensetzung schließen, es wäre aber zunächst interessanter, zu klären, ob der große Flitter überhaupt massiv gleichmäßig aufgebaut ist, oder einen Kristallisationskern enthält. Der Quarz führt eine ganze Menge heller bis grünlicher Glimmer, also Muskovit oder Serizit in mir unbekannten Nuancen. Perlmuttartig bilden diese Silikate kleine Buckel und Schuppen, die sich optimal zur elektrochemischen Abscheidung von Gold eignen würden. Die Flitter habe ich entweder durch Abwaschen des Rötels von den Spaltflächen oder Behandlung mit Salzsäure isoliert. Der Große sprang mir beim Abspülen mit Wasser direkt ins Auge, danach habe ich den ganzen Grus in der Waschpfanne durchgesehen und die kleinen gefunden. Vor Ort wäre das nicht möglich gewesen, so was kann man nur in Ruhe zu Hause machen.
Auch wenn nun vielleicht doch kein Tellurid im Quarz gewesen war, so hat es sich doch gelohnt, den Brocken weg zu schleppen und fachgerecht zu zerlegen, denke ich.
Vielleicht trifft man sich mal beim Quarze Aufschlagen oder Goldwaschen.
In diesem Sinne, Gruß
Holm!