Autor Thema: Dünnschliffe- Was offenbaren sie?  (Gelesen 2566 mal)

astro112233

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Dünnschliffe- Was offenbaren sie?
« am: Juni 28, 2009, 11:28:34 Vormittag »
Hallo DS Spezialisten,

mittlerweile weckten die zahlreichen beeindruckenden DS Aufnahmen mein Interesse und meine Neugier.

Mein Wissensstand über die Deutung der zu erkennenden „Farbenpracht“ ist gleich Null.

Deshalb nummerierte ich verschiedene Bereiche des NWA 5555 Ureiliten, dass Foto stammt von Mirko, um somit mehr von euch darüber zu erfahren. 

Über eine diesbezügliche erhellende Antwort würde ich mich freuen.

Gruß Konrad

Offline lithoraptor

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Re: Dünnschliffe- Was offenbaren sie?
« Antwort #1 am: Juni 28, 2009, 12:15:43 Nachmittag »
Moin Konrad!

Bin ja in der Dünnschliffbetrachterei nicht so ein Profi, wie etwa der Bernd oder andere Forumler, aber ich werde es dennoch mal versuchen. Ich leg dann einfach mal los:

1 ist wohl ein Olivin
2 ist wohl auch ein Olivin
3 wohl ein opakes Mineral, wenn es auch im einfachen Durchlicht schwarz bleibt (kann man im Durchlicht dann nicht sicher bestimmen)
4 Orthopyroxen
5 Olivin
6 Olivin
7 wohl opakes Mineral (siehe 3) evtl. Chromit?

1 und 2 könnten auch Pyroxene sein, aber von der Form her (besonders 1) sind es Olivine...obwohl mir 1 eher zu gering hohe Farbordnung zeigt. :gruebel:

Gruß

Ingo


Thin Section

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Re: Dünnschliffe- Was offenbaren sie?
« Antwort #2 am: August 31, 2009, 23:17:44 Nachmittag »
Dünnschliffe, vor allem im kreuzpolarisierten Licht offenbaren die wunderbare, farbenprächtige Welt der Mineralogie der Meteorite. Oft verraten die Mineralbestandteile unserer Meteorite ihre Identität erst im kreuzpolarisierten Licht unter dem Mikroskop eindeutig, weil ihre Farben, Strukturen, und Formen dann charakteristisch für bestimmte Minerale stehen. Hier ein Beispiel zum NWA 2999, ein Angrit, der in Textur und Struktur dem Namensgeber der Angriten, dem Angra dos Reis, ähnelt und ganz anders aussieht als z.B. der berühmte D'Orbigny Angrit. Angrite bestehen hauptsächlich aus Pyroxen, Olivin und Plagioklas. Der Plagioklas soll fast reiner Anorthit sein. Wenn das so stimmt, dann müssen die polysynthetisch verzwillingten Streifen der Plagioklase recht breit sein. Schaun'mer mal bei dieser 32-fach vergrößerten Aufnahme meines NWA 2999 DS. Ja, am unteren Rand dieses Bildausschnittes finden wir, was wir gesucht haben: polysynthetically twinned plagioclase und die Zwillingslamellen sind breit! Voilà, verzwillingter Plagioklas mit breiten Lamellen in meinem NWA 2999 Dünnschliff... also fast reiner Anorthit!

Herzliche Grüße,

Bernd  :winke:

Thin Section

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Re: Dünnschliffe- Was offenbaren sie?
« Antwort #3 am: September 07, 2009, 18:51:00 Nachmittag »
Hallo Konrad und Chondrenfreunde,

Aufprallunfall auf der Chondrenautobahn!!! Was ist passiert? Wer ist schuld an dieser Kollision zwischen einer BO Chondre und einer kleineren POP Chondre in der 5 Uhr Position in diesem Bildausschnitt meines Nuevo Mercurio (H5) DS in xpol. Licht? War es überhaupt ein Aufprallunfall??

Ja, und das sieht man daran, daß die gesamte Balkenchondre (Rand + Balken) die gleiche Interferenzfarbe (gelborange) hat, d.h. die ganze Chondre ist ein Kristall in sg. optischer Kontinuität. Wären die Balken auf der rechten Seite nicht durch den "Unfall" sondern von Anfang an anders orientiert gewesen, hätten sie eine andere Interferenzfarbe wie z.B. Fig. 6.17 auf Seite 113 in O.R. Nortons Encyclopedia of Meteorites. Sie sind also beim Aufprall nach links weggedrückt worden.

Thin Section

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Re: Dünnschliffe- Was offenbaren sie?
« Antwort #4 am: September 07, 2009, 18:58:36 Nachmittag »
Schauen wir uns jetzt mal das zweite Bild an … was sagt es uns? Wenn sich diese Nuevo Mercurio BO Chondre in optischer Kontinuität befindet, dann müsste bei Drehung des DS (wie hier geschehen) die gesamte Chondre gleichzeitig in Auslöschung (extinction) gehen. Tut sie aber nicht, kann sie auch nicht, da die zwei untereinander parallelen Balkenscharen durch den "Unfall" nicht mehr gleich ausgerichtet sind.

Die POP Chondre hat also stur auf ihre Vorfahrt gepocht und die BO Chondre voll von der Seite erwischt. Ich habe aufgrund vieler Beobachtungen am Mikroskop sowieso den Eindruck (und das ist kein Spaß!), daß PO(P) Chondren recht kannibalistische, draufgängerische Gesellen sind!

Chondrengrüße,

Bernd  :winke:

Offline lithoraptor

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Re: Dünnschliffe- Was offenbaren sie?
« Antwort #5 am: September 07, 2009, 19:02:21 Nachmittag »
Moin Bernd!

Könnte es sich bei der BO nicht auch um eine Art von Verzwilligung handeln?

Gruß

Ingo

Thin Section

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Re: Dünnschliffe- Was offenbaren sie?
« Antwort #6 am: September 07, 2009, 19:12:53 Nachmittag »
Hallo Ingo und Forum,

Das wäre natürlich auch ein mögliches Szenario! Muß mich mal in den nächsten Tagen schlau machen, ob BO Chondren dazu neigen, Zwillinge zu bilden!

Herzliche Grüße,

Bernd  :winke:


P.S.: Da fällt mir doch gleich eine dämliche Reaktion einer Lehrer"kollegin (?)" (Musiklehrerin!!!) ein, die auf meine Frage, warum ein Kontrabass eigentlich "Kontrabass" genannt wird, die Antwort gab: "Woher soll ich das denn wissen?!" Hätte wohl den Erdkundekollegen fragen sollen!  :lacher: Hätte sie nicht sagen können: "Das weiß ich im Augenblick auch nicht, aber ich schau' mal nach und sag' Ihnen dann Bescheid!" So eine d... K... (hier kann jeder nach Belieben etwas einsetzen!  :laughing:)

 

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