Hallo Jens,
Interessanter Text, was ich nicht nachvollziehen kann, wie kommen die Zapfen der Zapfensande in den Schutthorizont ? Zumindest legt der Text das nahe. Nach meinem Verständnis müssten die Zapfensande Älter als 15 Mio. Jahre sein oder zumindest unterhalb des Schutthorizontes aufgefunden werden. Eine Erklärung für den physikalischen Prozess der Entstehung wird leider nicht geliefert.
Ich habe das Paper gelesen. Wenn ich es richtig verstanden habe, werden die Horizonte mit Zapfen als stratigrafisch älter als der Schutthorizont bezeichnet ("sand spikes were partially exposed below the distal ejecta horizon").
Was deinen anderen Punkt der Verunsicherung angeht, da habe ich mich auch gewundert: Es wird gesagt, dass es sich bei den Zapfen nicht um Konkretionen handeln könne, weil ihnen ein schaliger Aufbau fehlt. Als aktiver Sammler mit jahrzehntelanger Geländeerfahrung in Süddeutschland kann ich sagen, dass mir ständig echte Konkretionen ohne Lagenbau begegnen. Die Ausbildung von Lagen bedeutet lediglich schwankende Bildungsbedingungen. Bei konstanten Bildungsbedingungen - keine Lagen.
Entweder habe ich es im Paper überlesen und im Supplement nicht gesehen, oder es wurden keine Detailinformationen, Abbildungen und Beschreibungen der Dünnschliffe von Zapfen und deren Untersuchungsergebnisse (Dünnschliff-Durchlichtmikroskopie, SEM mit EDAX-Analyse) geliefert. Das ist äußerst enttäuschend. Die Geometrie und Generationen-Abfolge des Karbonatzements zwischen den Körnern ist unabdingbar für eine belastbare Erklärung für die Entstehung der Zapfen und vor allem für deren (postulierte) Abgrenzung gegen Konkretionen*
Weiters stößt mir die gemessene Ausrichtung der Zapfen auf: Auf den Richtungsrosen sehe ich eine große Streuung der Streichrichtung, mit jeweils bis zu drei unterschiedlichen Maxima, die auch im Paper explizit mit bis zu "90°" benannt wird. Keine dieser Richtungsrosen (außer der ganz nordöstlichen, Thierhaupten) zeigt genau auf das Nördlinger Ries, sondern, wenn überhaupt, nur allgemein in dessen Richtung. Im Fall von Impaktseismik könnte man noch Wellenbrechung und -ablenkung miteinbeziehen, aber dann müsste pro Richtungsrose eine Lineargruppe auf das Ries weisen, und - auf der Streuung von 90° herumreitend - der Rest bis zu 45° darum herum variieren. Dem ist laut Fig. 1 nicht so. Ich würde hier eher Zusammenhänge mit der Erstreckung und der Entwässerungsrichtung des Molassebeckens in die Diskussion einbringen, was das Paper ja per se ablehnt.
*) Was das verwendete Equipment lt. Paper angeht, so ist das genannte SEM "CamScan SC44", beheimatet an der Uni Stuttgart, erstaunlicherweise ausschließlich in Papern von Buchner und Schmieder erwähnt, die Firma CamScan kennt es auch nicht (hier könnte auch ein dauernd mitgeschleifter Typo mit rein spielen, sie haben tatsächlich eine Produktlinie "SC" (statt "CS")). Wenn es das ist, was ich glaube, dann ist es exakt das Gerät an der Uni Stuttgart, an dem ich seinerzeit Untersuchungen für meine Diplomarbeit vorgenommen habe, nebst der Nutzung anderer an der Uni vorhandener Ausstattung für optische petrografische Analysen; Bereiche meiner Arbeit hatten sich mit karbonatischen Zementen, Matrix(re)kristallisation und deren zeitlicher Abfolge befasst. Also genau das, was in der vorliegenden Arbeit auch nötig gewesen wäre, aber nicht belegt wird. Was ich sagen will, zumindest an den Gerätschaften kann es nicht hapern, die sind an der Uni Stuttgart vorhanden. Ich habe ein sehr klares Bild davon, was in der vorliegenden Arbeit fehlt.
So bleibt mir bei diesem Paper der Eindruck einer etwas oberflächlichen Bearbeitung, die bei weitem nicht alle Fragen beantwortet, die zu beantworten es behauptet. Vielmehr scheint mehr die Verifizierung als die Falsifizierung im Fokus zu stehen. Widersprüche werden ausgeblendet.
Grüße,
Rainer