Die Standardreferenz ist der Meteoritical Bulletin,
der kam bislang einmal jährlich heraus, nun soll er zwomal jährlich erscheinen.
Die Datenbank ist immer vollständig bis zur letzten Ausgabe (N°91)
und zusätzlich gibt's eine Vorschau auf den neuen vorläufigen Bulletin, die ca. 5 Monate vor Veröffentlichung herauskommt,
sodaß Korrekturen und Änderungen beigesteuert werden können.
In der Periode bis zur endgültigen Publikation werden bereits die neuen Mets in die Datenbank implementiert.
Daß Meteorite bereits NWA-Nummern vor dem Eintrag in den vorläufigen Bulletin bekommen,
liegt daran, daß die wichtigsten Labore Nummernkontingente haben, die sie den betreffenden Mets vorläufig verleihen können.
Diese erkennste an dem Zusatz "provisional" oder "prov." - sobald der neue Bulleteng erscheint, verschwindet das Provisorium.
Und nicht immer gehts chronoligisch der Reihe nach - nimm bspw. unsern NWA 4485 her - als einer von nur 3 KREEP-haltigen Basalten, findet er sich bereits im letzten Frühjahrs-Bulletin - unser zeitgleich an gleicher Stelle eingereichte NWA 4483 Granulitenmond kömmt aber erst in der nächsten Ausgabe.
Hat etwas eine NWA-Nummer und seis auch nur provisorisch, die nicht in der Datenbank zu finden ist, bist trotzdem auf der sicheren Seite, denn die NWA-Nummer wird ja nur vom Nomenklaturkommitee der MetSoc vergeben, vulgo ist der Stein in Klassifikation.
Sollte der Stein später eine andere Klasse werden, als der Verkäufer versprochen, so ists zumindest bei den Profis eine Selbstverständlichkeit, daß sie ihn zurücknehmen.
Wir selbst verkaufen manchmal rare Klassen, noch bevor sie überhaupt eine provisorische Nummer haben. Wir können das, weil wir jeweils wissen, um was es sich handelt und wir die betreffenden Steine klassifizieren lassen und dem Käufer die Nummer nachreichen. Für diese Verzögerung wird der Käufer durch einen wesentlich niedrigeren Preis entschädigt, als der betreffende Stein später einmal kosten wird. Es ist also ein Vorverkauf. Risiko gibt es dabei keines, denn für den Fall, daß es nicht das wird, was wir versprochen, was aber noch nicht vorgekommen, gibts das Geld zurück. Haben mittlerweile sogar eine kleine Fangemeinde, die v.a. auf solche Angebote wartet.
Eine völlig andere Sache, wo du allerdings etwas aufpassen mußt, ist, wenn Verkäufer unklassifiziertes verkaufen und behaupten, es sei dasselbe wie NWA soundso, also gepairt, ohne daß das Material von befugter Hand untersucht worden wäre - sogenanntes "self-pairing"
oder im schlimmsten Fall, daß der Verkäufer sich einfach die betreffende Nummer leiht und angibt, der Stein
ist NWA soundso.
Wie ja schon geschrieben, kursiert von etlich rarem Zeug aus dem Mahgreb mehr Material als das bereits klassifizierte.
Und so ein Selfpairing oder Nummernklau wird hptsl. von solchen Leuten betrieben, die häufig nur kleine Mengen Material ankaufen, und sich um die Kosten der Klassifikation drücken wollen - die i.d.R. bedeuten 20g oder 20% Material abzugeben für Klassifiz und spätere Forschung, die Kosten für die Dünnschliffe (meist um die 150$ bei Achondriten + Versandspesen) und die Verzögerung von oft mindestens einem halben Jahr, bis das Ergebnis feststeht.
Dazu ist zu sagen, daß es sich durchaus, um dasselbe Material handeln kann - nur für den Käufer besteht eben keine Gewissheit, daß es dasselbe Zeug auch tatsächlich ist. Zudem, weil es nicht klassifiziert worden ist, hat es eben einen wesentlich geringeren Sammlerwert - das und eben das Risiko, nicht das rechte Stöffchen erwischt zu haben, m u s s sich im Preis niederschlagen, solcherlei darf nur mit einem Bruchteil dessen bewertet werden, was die eigentliche, klassifizierte Nummer kostet.
Wenn es einem nicht um den Sammlerwert, sondern nur um das Material selbst bestellt ist, könnte man sowas schon kaufen - man muß sich aber im Klaren sein, daß es schwierig würde, wollte man es dereinst wieder verkaufen
und v.a. muß man die Fähigkeiten des Verkäufers einschätzen können - ist es ein alter Hase vom Fach, der etwas davon versteht und dem man zutrauen kann, daß er das Material auch richtig einschätzen kann.
Leider ists bei solchen "Nummernleihern" nur zu oft der Fall, daß sie sich allein auf das Wort des marokkanischen Verkäufers verlassen, die ja mit einigen einzelnen Ausnahmen, nicht klassifizieren lassen und oft eben auf alles, was nur einigermaßen nach was Rarem aussieht, entsprechende Preise pflastern und zumeist selber nur Zwischenhändler sind - und v.a. haben die "Nummernleiher" meistens noch nie ein Stück von der echten Nummer in der Hand gehabt, mit dem sie ihr Material vergleichen können.
Nun damitte nun nicht denkst, das sei alles nu unsicher - solcherlei Vorgehen geschieht nicht so häufig. Aber aufpassen muß man schon manchmal, damits keine böse Überraschung gibt.
Kleines Bsp. es gibt ja diese Märse der NWA 1110-Pairing-Gruppe - die zeichnen sich dadurch aus, daß es davon besonders viele kleine und winzigste Fragmente gibt. Wir hatten uns mal einen Satz besorgt - rund ein Viertel davon hat man wegschmeißen können, weil sie entweder zu klein zum Identifizieren waren oder weil, nachdem man den Dreck entfernt hatte unterm Mikroskop sich herausgestellt, daß es hundsordinärer Sandstein war.
Und solcherlei ungereinigte Fitzel kannst bspw. noch heute bei einem Händler kaufen unter der "geliehenen" Nummer NWA 1110 und nochdazu zum Preis von NWA 1110 - nämlich 800$/g, was in meinen Augen ein bisserl viel für Sandstein ist.
Sicherlich wäre es ein Unding, bspw. jedes Steinlein von NWA 869 eigens anschauen zu lassen, was im übrigen auch kein Lab machen tät; sind ja nicht kommerziell interessiert und den hundertsten NWA 869 anschauen zu lassen und zu messen ist redundant,
- aber bei selteneren Klassen,Mars und Mond gar - muß mans selbstredend.
Wie gesagt, man kann durchaus das rechte Zeug bekommen, aber mit dem Risiko muß man umgehen und es selber einschätzen können (das nur an die Schnäppchenjäger....im Prinzip ists dasselbe, wie jener mit seinem 1,1kg Neuschwanstein nu im ebay. Wie sowas auch eher im ebay geschieht.).
So isset.
Mettmann