Autor Thema: Was für ein Gestein ist das? Sehr dunkle Oxydschicht, schwer, nicht magnetisch!  (Gelesen 6154 mal)

cherokee

  • Gast
Hallo zusammen,
ich bin Maria aus Triefenstein am Main. Ich bin verheiratet und seit einiger Zeit im "Unruhestand". Im Urlaub und an fremden Orten bin ich eine "Steinsammlerin". Ich interessiere mich für alles, was die Gehirnzellen trainiert. U.a. beschäftige ich mich mit Upcycling. Das heißt, ich entwerfe individuellen Schmuck sowie 3D-Licht-Objekte und Bild-Collagen aus Elektronikschrott jeglicher Art. Für das Design verwende ich auch alten Schmuck, Uhren, Naturmaterialien wie Leder, Holz und besonders geformte Steine etc.. Bei mir gibt es also immer einige Kisten mit "Material", das durch umarbeiten eine neue Funktion bekommt. 

Und diese Woche wollte ich ein paar hübsche Steine verarbeiten, die ich im Januar 2002 am Strand gesammelt hatte. Beim Sortieren der Steine, fällt mir ein ziemlich dunkles verhältnismäßig schweres Gesteinsstück auf. Ich habe von Gestein kaum mehr Ahnung, als das was man früher so in der Schule über Geologie gelernt hat. Aber da der Stein völlig anders aussieht, als die anderen aus der Sammlung, bin ich neugierig. Es denke, dass es sich nicht um Schlacke oder einen Munitionsrest handelt, da das Teil nicht magnetisch ist. Deshalb möchte ich Euch diesen Stein vorstellen und fragen, ob Ihr mir sagen könnt, um was es sich handelt.

1. Der längliche dreieckige Stein ist ca. 50 x 30 x 30 mm groß, 168g schwer und nicht magnetisch (getestet mit einem Neodym-Magneten).
2. Beim Kratzen auf einer keramischen rauhen Fläche, gibt es weder farbige noch Kratzspuren, jedoch zeigt sich silbern glänzendes Material unter der Oxydschicht. 
3. Der Stein ist nahezu schwarz-braun, mit einer sehr dichten dünnen Oberfläche/Oxydschicht.
4. Ich habe die Oxydschicht an einer flachen Stelle mit einer Diamantfeile und 360er Schleifpapier bearbeitet, Die abgeschliffene Stelle ist durchgehend silberfarben.
5. Ich habe ein winzige Ecke an der Spitze des Steins abgefeilt. An dieser Stelle blitzt es goldfarben im silbernen Bereich.
6. Außerdem gibt es eine Stelle, an der sich deutlich grünes Material im Stein befindet.
7. Ich habe das dunkle Gestein inmitten der anderen Steine fotografiert, das ist zwar kein Ersatz, für ein original Fundort-Bild, zeigt aber die anderen Steine, die man am Strand von Calais findet. (Es gibt dort auch viele große Stücke, die wie Ur-Glas aussehen, das in eine weiße Kalkschicht eingehüllt ist.) 

Alles andere relevante seht Ihr auf den Fotos. Ich hoffe, die Fotos sind aussagefähig. Ich viele weitere Bilder mit unterschiedlichen Ansichten. Ich könnte also kurzfristig noch weitere hochladen. -  Macht mich bitte klüger! Was ist das für ein Gestein?

 :smile: Grüße vom Main, Maria

Offline MetGold

  • Foren-Fossil
  • ******
  • Beiträge: 8477
  • www.meteorite.de
    • Der Meteoritenjäger von Apolda
Re: Was für ein Gestein ist das? ...
« Antwort #1 am: Juni 10, 2016, 07:18:20 Vormittag »
Moin Maria,

es ist immer gut, wenn man die kleinen grauen Zellen nicht vergammeln lässt!   :hut:

Zu deinem Fund kann ich dir leider nicht viel sagen, außer dass es nicht in Richtung Meteorit tendiert. Mal sehen was die anderen hier dazu wissen.


 :winken:  MetGold
Ein ereignisreicher Tag ist mehr als namenlose Jahre - (Spruch aus einem chinesischen Kalender)

Offline JFJ

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1976
  • Mögen sie von oben kommen
Re: Was für ein Gestein ist das? Sehr dunkle Oxydschicht, schwer, nicht magnetisch!
« Antwort #2 am: Juni 10, 2016, 07:57:01 Vormittag »
Hallo Maria und ein freundliches Moin von der Nordseeküste  :hut:

Bei Deinem Fund spricht leider vieles für eine Schlacke.

Gruß
Jörg
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

Offline ironsforever

  • Privater Sponsor
  • Foren-Meister
  • *****
  • Beiträge: 2999
Was für ein Gestein ist das? Sehr dunkle Oxydschicht, schwer, nicht magnetisch!
« Antwort #3 am: Juni 10, 2016, 08:31:06 Vormittag »
Hallo Maria,

willkommen im Forum   :wc: und danke für Deine ausführliche und aufwändige Aufbereitung Deines Fundstücks, das Du uns hier präsentierst (das würde man sich an dieser Stelle öfter wünschen).

Aufgrund Deiner sehr genauen Angaben kann man mit Sicherheit einen Meteoriten ausschließen, zumal das Stück nicht vom Magneten angezogen wird. Es gibt zwar durchaus auch Mets, die nicht oder nur sehr schwach von Magneten angezogen werden, aber dazu passt die innere Struktur des Fundes nicht sowie auch der äußere Habitus.

Das Stück scheint muschelig zu splittern, was ich noch nie so an einem Meteoriten sah. Auch wenn Dein Fundstück keine Blasen erkennen lässt (haben Meteoriten zu 99,99% nie, Schlacke hingegen sehr oft), tendiere ich auch eher zu einem "manmade" Produkt, wie Schlacke. Die liegt so gut wie überall rum und wurde auch ziemlich oft bei Küstenschutz-Maßnahmen verwendet, wofür auch der Fundort sprechen würde. Der Fundort (Calais = Küste?) spricht umgekehrt auch eher gegen einen Meteoriten, denn die würden in dieser Umgebung sehr schnell verwittern.

Ob es vielleicht auch natürliche Steine gibt, die Deiner Beschreibung entsprechen, könnten unsere Gesteinsexperten klären...

Gruß,
Andi :hut:

Offline gallpa-meteorite

  • Oberrat
  • *****
  • Beiträge: 287
Re: Was für ein Gestein ist das? Sehr dunkle Oxydschicht, schwer, nicht magnetisch!
« Antwort #4 am: Juni 10, 2016, 10:05:29 Vormittag »
  :winke:

Ich habe vom Bild her etwas ähnliches was meiner Meinung nach ein Schmelzabfallprodukt der " Silbergewinnung " sein könnte.

Lieben Gruß aus Berlin

 
Norbert  Pawlik

cherokee

  • Gast
Ist eine nähere Spezifizierung möglich?
« Antwort #5 am: Juni 10, 2016, 11:07:15 Vormittag »
Guten Morgen, Metgold, Jörg, Andi und galipa-meteorite,

vielen Dank für Euer Feedback. Ich bin wirklich überrascht, wie schnell das hier funktioniert.
Ihr scheint Euch ja ziemlich einig in der Erkenntnis, dass ich hier ein Schlackestück gefunden habe. Ich denke mal, dass Ihr recht habt.

Nun an einen Meteoriten habe ich auch nicht wirklich geglaubt, aber wäre doch schön gewesen oder? :) :) :)

Aber bevor ich das Teil "klein" mache und für meine Objekte oder zu Schmuck verarbeite, dachte ich, es kann nicht schaden fachkundige Sammler zu fragen. - Und weil ich bei sowas immer ziemlich neugierig bin,  würde ich gerne noch etwas mehr darüber erfahren. Vielleicht könnt Ihr das Fundstück noch etwas näher spezifizieren. Dafür hänge ich Euch mal noch ein paar zusätzliche Bildansichten an. Vor allem interessiert mich, was der matte silber-farbene Anschliff aussagt. Da das Fundstück auf keiner Seite magnetisch ist, schließe ich Nickel aus.

Bin gespannt, ob Eure Erkenntnisse durch die zusätzlichen Bilder verfestigt werden. Gruß Maria

Offline Alex08

  • Rat
  • ****
  • Beiträge: 216
Re: Was ist das? Sehr dunkle Oxydschicht, schwer, nicht magnetisch
« Antwort #6 am: Juni 10, 2016, 13:22:23 Nachmittag »
Hallo Maria, :hut:

willkommen im Forum.  :wc: Es könnte sich um Zinkerz handeln.

https://cdn.globuli.de/wp-content/uploads/2015/03/26151725/wpid-wpid-1842.jpg

Alex08

cherokee

  • Gast
Re: Was für ein Gestein ist das?
« Antwort #7 am: Juni 10, 2016, 16:17:15 Nachmittag »
Hallo Alex08,
es ist zwar schon über 50 Jahre her, aber da habe ich in Hanau in der Industrie in einem Metallurgie-Labor gearbeitet. Zink wurde in diesem Betrieb für bestimmte Legierungen den Schmelzen im Hochofen zugeschlagen. Daher kenne ich auch Zinkerz. Mein Stück sieht eher nicht wie Zinkerz aus. Vor allem scheint das Stück extrem hart zu sein und wenn es ein metallisches Teil sein sollte und kein Gestein, dann denke ich mal, dass auch der Schmelzpunkt um ein mehrfaches über dem von Zinkerz von  419 C° (Siedepunkt liegt bei 907C°).

Klar, genau sagen kann man das nur, wenn man mein Stück in einen Schmelztiegel schmeißt und den Schmelzpunkt misst. Aber es gibt auch deutliche optische Unterschiede. Zum Beispiel sind die Stellen, die ich angeschliffen an den Kanten abgeschabt habe, eindeutig mattsilber. Bruch von Zink ist eher weiss.

Auch die Oberflächen von Zinkerzen sind in der Regel wesentlich kantiger und so wie ich weiss, kann man mit Zinkerz einen Strich auf der Unterseite von Keramikfliessen ziehen. Mein Teil hinterlässt da nicht mal den Ansatz eines Striches oder Kratzers.

Aber ich lasse mich gern korrigieren, wenn das falsch ist. Ich bin nicht lern-resistent! :) Hier sind nochmal ein paar zusätzliche Ansichten meines Fundstückes.

Offline ironsforever

  • Privater Sponsor
  • Foren-Meister
  • *****
  • Beiträge: 2999
Was für ein Gestein ist das? Sehr dunkle Oxydschicht, schwer, nicht magnetisch!
« Antwort #8 am: Juni 11, 2016, 09:03:35 Vormittag »
Hallo Maria,

auf den Bildern GesteinCalais(14) und (16) erkennt man m.E. ziemlich deutlich die Oberfläche der Schmelze um das grüne Zeugs rum. Das gründe wiederum ist möglicherweise Glas oder ein metallischer Einschluss mit grüner Oxidationskruste (Grünspan?). Das deutet wiederum auf Schlacke hin.

Gruß,
Andi

Offline JFJ

  • Generaldirektor
  • *
  • Beiträge: 1976
  • Mögen sie von oben kommen
Re: Was für ein Gestein ist das? Sehr dunkle Oxydschicht, schwer, nicht magnetisch!
« Antwort #9 am: Juni 11, 2016, 19:55:42 Nachmittag »
Moin Maria,

ich denke ebenfalls, dass sich der Erstverdacht Schlacke bestätigt hat.
Auch die Farben sprechen für eine Primärschlacke.
Ich denke da an eine Forsterit-Schlacke (wegen dem grünen Einschluss).

Gruß
Jörg
Ich mag Geschiebe, weil sie die entgegenkommendsten Gesteine sind.

cherokee

  • Gast
Re: Was für ein Gestein ist das?
« Antwort #10 am: Juni 12, 2016, 14:54:31 Nachmittag »
Hallo Jörg,
habe mich gerade mal ein bisschen im Netz mit den Vorkommen und Optiken von Forsterit-Schlacke vertraut gemacht. Demnach zeigen die veröffentlichten Bilder von Forsterit-Schlacke durchweg eine andere Oberflächenstruktur. In allen Fällen wird auch ein geringer bis höherer Magnetismus der Stücke beschrieben.
Bei meinem Stück ist die Oberfläche allerdings extrem klein-porig und fast "handschmeichlerich" glatt. Es gibt keine einzige Stelle, die irgendwie magnetisch ist.

Wobei der Fundort, Strand von Calais, wahrscheinlich nichts zur Sache tut, nachdem soviel Material verschifft und zur Küstensicherung überall auf der Welt verbaut wird.

Hätte nicht gedacht, dass so ein Zufallsfund dazu führt, dass man sich, "tausend" Jahre nach der Schulzeit, wieder mit Geologie beschäftigt. :) Fand das Thema zwar immer spannend, aber mehr als zum Sammeln von optisch schönen Steinen hat es mich nie getrieben! Aber wie sagt ma: "Es ist nie zu früh und selten zu spät, ........" !

Ich bin mal gespannt, ob es hier im Forum noch weitere aufschlussreiche Informationen zu meinem Fundstück geben wird.
(Aber zur Zeit ist ja gerade Fußball-Europameisterschaft. Da konzentrieren sich die Interessenschwerpunkte wahrscheinlich nicht im Forum.)  Deshalb möchte ich diesen Thread noch eine Weile offen lassen und das Thema weiter verfolgen. Meine Neugier ist noch nicht befriedigt.  Vielleicht werde ich das schöne Stück am Ende doch nicht zerkleinern und zu Schmuck verarbeiten!

 

   Impressum --- Datenschutzerklärung