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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von bolidechaser am Dezember 30, 2024, 10:23:33 Vormittag »
Lieber Dieter,

danke für die aufklärenden Worte zur Chronologie des Fundes.

Im Regelwerk sind weiterhin von nur 20 g oder 20% die Rede.
 
Es gibt eine Empfehlung von Stücken von 400g bis 10kg, Minimum 5%, bei mehr als 10kg, Minimum 500g, ist aber kein muss.

Die „Special Pairing Groups“ machen da die Ausnahme, hier muss mehr hinterlegt werden.

Dennoch würde ich gerne wissen, wie die Gepflogenheiten bei der Hinterlegung eines „Type Specimen“ sind.

Weiterhin viel Glück bei der Nachsuche
LG
Jürgen

Hallo Jürgen,

im Falle dieses 136 kg Eisenmeteoriten wird von den Wissenschaftlern schon erwartet, dass etwa
1 Kilogramm Material hinterlegt wird, das für weitere Forschungen zur Verfügung steht. Das halte
ich auch für sehr angemessen und fair.

Es genügt hier aber nicht, dass z.B. die komplette Masse von 136 kg in einem zertifizierten Institut
hinterlegt wird, ohne es anzuschneiden. Als echtes "type specimen" muss schon ein Abschnitt oder
großer Bohrkern frisches Meteoritenmaterial deponiert werden, damit der Meteoritenfund offiziell
beim Nom Com angemeldet werden und in die Datenbank eingetragen werden kann.

LG
Dieter
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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von bolidechaser am Dezember 30, 2024, 10:10:29 Vormittag »
Hallo Ingo,

gerne teile ich hier die gewünschte Information: Der Issigau-Reitzenstein Meteorit
wurde an der Universität Brüssel detailliert analysiert und klassifiziert. Dieses Resultat
habe ich im Februar 2024 bekommen:

Ergebnis der Analyse von 520 mg Bohrspänen des deutschen Eisenmeteoriten
ISSIGAU vom Fundort Reitzenstein.
Analystin: Frau Dr. Vinciane Debaille, Laboratoire G-Time, Université Libre de Bruxelles,
50 Av. F.D. Roosevelt, B-1050 Brüssel
Methode: ICP-MS (Inductively Coupled Plasma - Mass Spectrometry) Massenspektrometrie
mit induktiv gekoppeltem Plasma, mit Eichung durch Standard-Eisenmeteorite.

       Ni         Co        S          P                     
%   8,888   0,632   0,383   0,079                     
          Cr         Cu        Ga        Ge       As        Mo        Pd        Sb        W          Ir          Au
ppm   44,91   139,9   16,78   16,60   2,765   5,110   0,344   0,024   1,101   20,14   0,335

Es handelt sich bei dem Metall-Meteoriten ISSIGAU um einen Nickel-Eisen-Meteoriten vom
Typ IIIAB, mit der Widmanstättenschen Struktur eines mittleren Oktaedriten.

In tabellarischer Form findest du die Daten im angehängten PDF.

Weiterhin werden 270 mg frische Böhrspäne an der Universität Wien von Frau Dr. Merchel
untersucht, um das terrestrische Alter des Eisenmeteoriten zu ermitteln. Eingereicht habe
ich die Probe im Mai 2023. Auf das Ergebnis der C14/Be10-Messung warte ich noch.

Ein Oberflächenscan mit hoher Auflösung wurde in Sonneberg bei der Firma Digimold
durchgeführt. Die daraus erstellten 3D Modelle ermöglichten dann auch die Herstellung
der exklusiven Halterung, in welcher der Meteorit auf der Munich Show steckte.

Liebe Grüße
Dieter
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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von hugojun am Dezember 29, 2024, 10:40:24 Vormittag »
Lieber Dieter,

danke für die aufklärenden Worte zur Chronologie des Fundes.

Im Regelwerk sind weiterhin von nur 20 g oder 20% die Rede.
 
Es gibt eine Empfehlung von Stücken von 400g bis 10kg, Minimum 5%, bei mehr als 10kg, Minimum 500g, ist aber kein muss.

Die „Special Pairing Groups“ machen da die Ausnahme, hier muss mehr hinterlegt werden.

Dennoch würde ich gerne wissen, wie die Gepflogenheiten bei der Hinterlegung eines „Type Specimen“ sind.

Weiterhin viel Glück bei der Nachsuche
LG
Jürgen
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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von lithoraptor am Dezember 28, 2024, 15:06:59 Nachmittag »
Vielen Dank für die Info, Dieter. Magst Du noch verraten, wo welche Untersuchungen an dem Eisen gemacht wurden?

Gruß

Ingo
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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von Riesgeologie am Dezember 28, 2024, 13:05:28 Nachmittag »
Lieber Dieter,

herzlichen Dank für die Auflösung der bisherigen Fundgeschichte (die ja auch ausführlich in Deinen Vorträgen auf der Munich Show 2024 vorgestellt wurde) und die überlegte und professionelle Aufarbeitung dieses besonderen Fundes. Ich bin schon sehr gespannt, wo das Eisen dereinst seinen Platz finden wird und was die weiteren Untersuchungen ergeben werden.

Viele Grüße wünscht

Oliver
 :hut:
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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von bolidechaser am Dezember 28, 2024, 12:09:28 Nachmittag »
Jetzt möchte ich mich doch mal zum Thema „Issigau“ zu Wort melden.

Von einer „Geheimhaltung“ über vier Jahre hinweg kann keine Rede sein.
Der Finder des großen Eisenbrockens hat das angerostete Metallstück zwar
schon im April 2020 gefunden. Kontaktiert und mich um Begutachtung und
Analyse dieses Meteoriten gebeten, hat er mich aber erst drei Jahre später,
im Frühjahr 2023.
In diesem Jahr wurden dann per Bohrprobe eine Klassifizierung des Eisens
(IIIAB , Om) und ein professioneller Oberflächenscan durchgeführt, sowie
die öffentliche Vorstellung des Eisens geplant.
Wir hätten den 136 kg schweren Eisenmeteoriten zwar schon auf der Munich
Show 2023 zeigen können: In diesem Jahr war aber erst einmal der Elmshorn
Fall dran: dem wollten wir natürlich nicht mit einem großen Eisen die Schau
stehlen! Daher wurde „Issigau“ erst im Herbst 2024 in München präsentiert:
bis dahin war dann auch die Stoffklasse ermittelt: bei Metallmeteoriten ist die
Analyse und Klassifizierung meist aufwändig und ggf. sehr langwierig…

Von Deutschlands größtem (erhaltenen) Meteoriten wollten wir nicht irgendwo
ein paar Kilogramm absägen, um type specimen Material zu hinterlegen, bevor
nicht klar ist, in welchem Museum der Meteorit letztlich landet. Dem späteren
Eigentümer möchten wir die Entscheidung und Planung überlassen, wo und wie
viel Material von der Hauptmasse abgetrennt wird.

Somit bleibt uns auch Zeit für eine Nachsuche, natürlich verbunden mit der
Hoffnung, dass wir dann ein weiteres Stück hätten, von dem Probenmaterial
hinterlegt werden könnte, um den Meteoritenfund offiziell anzumelden.
Die großräumige Suche läuft übrigens weiter: gut dokumentiert, sowie unter
Beachtung aller Vorschriften, Rücksichten und Genehmigungen von Eignern
der Grundstücke. Unser ganz herzlicher Dank geht hier an Marco, der diese
Nachsuche professionell koordiniert.

Aktuell ist der Issigau Meteorit übrigens im Astronomiemuseum in Sonneberg
zu sehen. Diese Sonderausstellung läuft voraussichtlich noch bis Ende Januar.
Darüber, wo der Issigau im Anschluss öffentlich gezeigt wird, werde ich hier
zu gegebener Zeit informieren.

In der Hoffnung auf einen „Issigau“ Nachfund in 2025

Dieter

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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von Mettmann am Dezember 25, 2024, 13:44:02 Nachmittag »
Tüdelü  :xst:

Nu, der Brocken ist keine Schönheit, daher wird der Eintrag sicherlich nicht daran scheitern, die Formalie zu erfüllen und drei einzelne ccm davon abzusägen. - wie er als Exponat auch sehr gewönne, schnitte man dabei ein Fenster hinein, um ihn anzuätzen.

Ich finde, man darf das nicht mit einem Neufall verwechseln, insofern ist Ribbeck ein schlechtes Bsp., denn da geht es immer darum, die Stücke möglichst schnell zu finden, bevor sie kontaminiert werden, durch die Feuchtigkeit leiden, sie überwuchert oder untergepflügt werden.

Gegen eine gemächlichere Suche bei Alteisen ist nicht viel einzuwenden, insbesondere wenn sie systematisch erfolgt, die Dokumentation aus einem Guß ist, sie wissenschaftlich begleitet wird und am End vielleicht sogar eine Ausstellung und ein feines Buch daraus entsteht,
so wie es im Idealfall Twannberg geschehen.

Die Habgier als alleinige Triebfeder menschlichen Handelns wird überbetont.
Es eilt nicht. Darf ich daran erinnern, daß bei den europäischen Eisenstreufeldern, wie Morasko und Muonionalusta, die größte Anzahl von individuellen Funden 100 Jahre nach Erstfund gemacht wurde - i.Ü. ohne die Verwüstungen, die hier befürchtet werden -

also a bisserl mehr Geduld und Gemütlichkeit schadet nie.

 :w-gesch:
Mettmann
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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von lithoraptor am Dezember 25, 2024, 11:35:10 Vormittag »
Moin Jürgen,

Natürlich ist eine Nachsuche kein Sonntagsspaziergang, aber für völlig aussichtslos, wegen zu großem Streufeld, wurde sie dennoch von den Beteiligten nicht als sinnlos abgetan.
Und wenn tatsächlich schon 4 Jahre lang das „Geheimnis“ gehütet wurde, ist die Frage nach dem Warum (noch kein Eintrag erfolgte) auch legitim.

Danke für deine Erläuterung. Eine Nachsuche sehe ich auch nicht als sinnlos an. Sie bringt aber gewisse zeitliche Erfordernisse mit sich. Ich verstehe in diesem Zusammenhang nicht, warum man hier nicht Hobby-Sucher oder die allgemeine Öffentlichkeit generell mit einbindet um die Effizienz zu steigern. Letztlich kommt es doch darauf an, dass überhaupt gefunden wird.

Was den Eintrag so lange verhindert hat, vermag ich nicht zu sagen. Denke, dass uns Dieter hier zu gegebener Zeit auch darüber informieren wird.

Gruß

Ingo


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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von hugojun am Dezember 25, 2024, 10:10:28 Vormittag »
Moin Jürgen,

Ein Nachfund unter strengen Auflagen würde alle Zweifel, auch die des Komitees, vom Tisch fegen.

Von welchen Zweifeln sprichst Du da?...
Gruß

Ingo

Hallo Ingo ,

Die Zweifel kann ich nicht benennen, da sie nicht meine sind.
Es sollte nur darauf aufmerksam machen, als vielleicht eine von vielen Möglichkeiten, warum ein Eintrag in das Bulletin auf sich warten lässt.
Eine Klassifizierung scheint ja auch stattgefunden zu haben, somit ist die Frage der Probenhinterlegung auch nicht mehr relevant.
Natürlich ist eine Nachsuche kein Sonntagsspaziergang, aber für völlig aussichtslos, wegen zu großem Streufeld, wurde sie dennoch von den Beteiligten nicht als sinnlos abgetan.
Und wenn tatsächlich schon 4 Jahre lang das „Geheimnis“ gehütet wurde, ist die Frage nach dem Warum (noch kein Eintrag erfolgte) auch legitim.

LG und schöne Feiertage
Jürgen
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Meteorite / Re: Eisenmeteorit ISSIGAU
« Letzter Beitrag von lithoraptor am Dezember 24, 2024, 22:00:05 Nachmittag »
Moin Jürgen,

Ein Nachfund unter strengen Auflagen würde alle Zweifel, auch die des Komitees, vom Tisch fegen.

Von welchen Zweifeln sprichst Du da?

Nachfunde werden sicher nicht leicht zu finden sein. Das liegt allein schon in der Struktur eines Streufelds begründet. Nehmen wir mal an, da wären mehr als nur dieses eine Stück gefallen. Weitere Stücke wären vermutlich in einer anderen Größe bzw. mit einem anderen Gewicht zu erwarten. Das kann bedeuten, dass wir da von mehreren Kilometern (wenn nicht Zehnerkilometern) Distanz zum Erstfund sprechen und da wir die Lage des Feldes nicht kennen gilt das in jede Richtung. Das ist ein riesiges Gebiet, was man theoretisch absuchen müsste. Das immer mit dem Risiko, dass man Stücke nicht detektiert, da sie zu tief im Boden liegen. Wie lange soll das dauern bzw. müssten die Klassifikateure dann warten - Jahre ggf. Jahrzehnte?! Wichtiger  wäre zunächst eine solide Datengrundlage, die sich in Analytik begründet.
Weiterhin würde ich mir Gedanken dazu machen, was das für Sedimente sind, in denen das Stück gefunden wurde. Dies wäre vor allem im Hinblick darauf, zu prüfen, ob es einen spezifischen Transportmechanismus für den Fund gegeben haben kann und falls dem so ist, wo es ggf. zur Anreicherung weiterer Stücke gekommen sein könnte.

Gruß

Ingo
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