Herrjeh Oheim,
dann müssen wirs eben quantifizieren, um zu schauen, wo das Potential der russischen Mittelschicht liegen könnte,
wie zahlungskräftig die sind:
Russland hat 142 Mio Einwohner.
Zur Mittelschicht zählt man dort die Bewohner eines Haushaltes, der über ein Einkommen von mehr als 30.000$ ~ 19.000Euro verfügt.
Das sind gegenwärtig in Russland 5 Millionen Haushalte. Der durchschnittliche Haushalt zählt dort 2,7 Köpfe, das heißt 13,5Mio Russen gehören der russischen Mittelschicht an, also 9,5%.
Jetzt blicken wir auf Deutschland.
Deutschland hat 82 Millionen Einwohner. Das Durchschnittsnettoeinkommen pro Haushalt liegt bei um die 33000 Euro.
Befindet sich das verfügbare Einkommen eines deutschen Haushalt auf dem Niveau eines russischen Mittelstandshaushalt, so zählt er hierzulande bereits zur Armutsriskogruppe bzw. nimmt man die übliche Definition von Armut unter 60% des Durchschnittshaushaltseinkommen her, bereits als arm. Knapp unter den russischen Mittelstandseinkommensgrenze liegen in D die Rentnerhaushalte, nicht aber die Pensionäre, wobei allerdings das durchschnittliche ersparte Vermögen in der Altersgruppe kurz vor Eintritt in die Rente bei 60.000Euro liegt und sonst noch die Haushalte, die Arbeitslosengeld beziehen und am End die HarzIVler.
In Deutschland, was werden wir da an eingefleischten Meteoritensammlern haben?
Geht man noch zusätzlich davon aus, daß der russische Mittelstand eher in größeren Städten zu finden ist, kann man davon ausgehen, daß etliche vollkommen wegfallen, denn die Lebenshaltungskosten sind dort höher als bei uns.
(Ein Phänomen, was übrigens Oheim, auch in Rumänien auftritt. Wohnungspreise und Mieten in Bukarest sind höher als im teuren München und in dem Drecksnest, wo ich mich oft aufhalte, werden stark renovierungsbedürftige 40qm 2-Zimmerwohnungen inzwischen 35.000 und 50.000Euro gehandelt und die Kaltmieten betragen 200-400Euro + 100-150Euro Nebenkosten. Das Gehalt eines Lehrers liegt bei 200Euro, eines Schuldirektors bei 350Euro, eine Verkäuferin, Näherin, Kranenschwester verdient 100Euro Netto im Monat).
Das bedeutet insgesamt, daß die russische Mittelschicht noch nicht sonderlich attraktiv ist für Meteoritenhändler.
Ihr gehören zu wenig Leut an und es steht weniger Geld zu Verfügung als der Mittelschicht in den meisten Europäischen Ländern, in Nordamerika, Japan und Australien.
Daher ist bislang in Russland nur die Schicht der Wohlhabenden und Reichen interessant, egal welchem Klischee sie genügen, Oheim.
Einkommensmillionärsfamillien gibt es in Russland mittlerweile 160.000, 12.000 davon mit einem Jahreseinkommen von mehr als 5 Mio $.
In D gibt es rund 13.000 Leut, die mehr als 1 Mio Euro jährlich verdienen, man beachte also hier das Mißverhältnis zu Russland. Derer, die nicht über ein Einkommen aber über ein Vermögen von mehr als 1 Mio Euro in D verfügen, zählt man 800.000.
Also Oheim, die Gefahr für den Sammler geht nicht von neuen Mittelschichten aus, die Gefahr besteht darin, egal wo sie wohnen, daß auch nur einige wenige Vermögende oder Reiche gar, Gefallen an Meteoriten finden, denn es gibt nunmal nur sehr sehr sehr wenig Material und das zu relativ geringen Beträgen. Nicht? Z.B. das, wasde bereits in Deiner Diktion als Highroller- oder -endtum bezeichnest, das sind ja Stücke zum Preis von Kleinwägen und bereits, das, was nen Ferienwohnungspreis erzielt, gilt als jenseits von Wurst und Käse - dabei sind das nun Summen, die sich zu allerlei anderen Highendsammelgebietsprunkstücken, wenn man diesen Sektor anschaut, eher bescheiden ausnehmen.
Und Du hast ja teilweis schon das Problem, daß seltene Stücke, besonders wenns um Mars und Mond geht, bereits von einzelnen Sammlern mehr oder weniger direkt gekauft werden, und zwar die Funde komplett, noch vor der Klassifikation, sodaß sie schon gar nicht mehr der Sammlergemeinde zugänglich sind. (Und was z.B. auch ein Faktor ist, daß diese Sorten sich verteuert haben).
Neffe