Neues Thema, neues Glück.
Ich bin doch ein bisserl besorgt, wenn ich hier so herumstöber, wie manch einer die Möglichkeit überschätzt, in Deutschland einen Meteoriten zu finden.
Bittschön, ich will niemanden in seinem Enthusiasmus bremsen, aber die Vorstellung, daß man hierzulande nur aufs Geratewohl losziehen bräuchte und dann sicherlich schon mal was finden werde, ist ein bisserl, ähem, wie soll ichs sagen....naiv.
Bemühen wir doch die Statistik, wie es sich denn mit den Meteoriten in D bislang zugetragen.
Nehmen wir die gesicherten Meteorite, von denen noch etwas erhalten ist, über die anderen können wir mangels Material nix mehr sagen bzw. Chladni berichtet noch einige, die aber alles beobachtete Fälle waren.
Fangen wir an also bei dem ältesten erhaltenen deutschen Mett, denn Steinbach von 1724
Da haben wir 45 Meteorite in Deutschland.
Davon wurden 27 entdeckt, weilse den Leuten direktemang mit Jedöns vor die Füße gefallen sind!
So. Und nun zu den Fundumständen der restlichen 18 - da ist es nämlich keineswegs so, daß der kleiner Bär und der kleine Tiger gesagt haben: Komm gehen wir Meteorite finden, sondern die Dinger wurden überhaupt nur gefunden und erkannt, weilse sich an Orten befunden, wose offensichtlich nicht hingehören oder weil es Eisen waren und es sichtlich ungewöhnlich ist, wenn ein Eisenklumoen herumliegt - aber noch einmal, liebste Enthusiasten, 96% aller Meteoritenfälle sind nunmal kein Eisen.
Funde, wose nich hingehören:
Benthullen - wurde von Torfstechern am Grund eines Moores entdeckt, ham sich gefürchtet, auf einen Blindgänger aussem Kriech gestoßen zu sein.
Bitburg Eisen: - Fundort: Im Schmelzofen, wo er eingeschmolzen werden sollte.
Gilzem - ein Bauer hatte ihn aufgepflügt.
Mainz - ebenfalls aufgepflügt.
Nenntmansdorf - Eisen, auch in über einem halben Meter Tiefe vergraben.
Obernkirchen - in einem Steinbruch gefunden
Unter-Mässing - 2m tief unter der Erde ausgegraben.
Dermbach - ein 1,5kg-Eisen, da weiß ich nix zu den Fundumständen.
Emsland - Eisen
Hainholz - Steineisen
Marburg - Steineisen vom Lahnufer
Nieder Finow - Eisen
Steinbach - Eisen, wird mit Fallbeobachtugen in Zusammenhang gebracht.
Tabarz - Eisen und dito.
Werningerode - endlich mal kein Eisenfund, sondern ein Stein! Allerdings wurd er auffem Dachboden eines Hauses gefunden, wohinein er unbemerkt gekracht war.
(Inningen laß ich nicht zählen, ist für mich Sikhote-Alin. Und bei dem neuen Königsbrück, hach, das hat doch auch ein Gschmäckle, wenn da ein professioneller Moldavitejäger....)
Feddich. Das wars schon.
Bitte Fazit: Meteorite pflegen in D den Menschen vor die Füße zu fallen und wenn nicht, dann werden sie überhaupt nur entdeckt, weil sie auffallen an Orten, wose nicht hingehören
oder es sind ein paar Eisen, die ins Auge stechen, weil eben kein Eisen sosnt rumliegt, wobei ich die genaueren Fundumstände bei einigen, obse in die vorige Kategorie fallen, auf die Schnelle nicht ermitteln konnt, weilse schon so alt.
Kein Mensch, der je nach Meteoriten sich hierzulande einfach so auf die Suche gemacht hat, hat je einen gefunden!
In 300 Jahren nicht, auf der Fläche des ganzen Landes nicht und Bevölkerungsexperten bitte vor - von allen Personen, die in diesem Zeitraum hier jelebt hatten (z.z. hammer ja 80 Mio).
Wie kommt Ihr dann bittschön auf die Idee, eine Suche könnte vielversprechend sein?
Kinders vergeßt mal die Eisen. Sind nur 4% aller Fälle und die Böden in Deutschland sind durch die lange Besiedelung, durch die teilweise dichte Besiedelung, durch Ackerbau, durch die Industrialisierung, durch ewige Scharmützel und nicht zuletzt besonders durch den letzten Weltkrieg derart mit Eisen vollgepumt, daß Potenzen anderer Eisenschrott rumliegt als Meteorite, passiert ja immer wieder, daß Granatsplitter und Schrapnelle als vermeintliche Meteorite auftauchen - heftigste was ich hatte, war ein Finder der zwo 5-Zentner Sprengbomben im Garten als Meteorite liegen hatte. Also seids bittschön vorsichtig.
Na und Steinmeteorite - da wittert die Schmelzkruste in unserem Klima nach wenigen Jahren vollständig weg und die Dinger werden so unansehnlich, daß ihr sie nimmer von irdischen Gesteinen herauskennen könnt. Achondite, die zumeist irdischen Gesteinen ähnlich sehen, sowieso ned. Ich weiß auch nicht, weil ich kein Experte bin, wie lange es dauert, bis so ein Stein im Boden verschwindet, durch Absenkungen und Anlagerungen. Wenn ich bsp an den Fall von Kainsaz denke vor 70 Jahren, wo vor 2-3 Jahren noch welche gefunden wurden, da mußten die Steine alle ausgegraben werden.
Auch weiß ich mit dem eiszeitlichen Ding nix anzufangen. Die Steine sind doch längst perdü, durchoxidiert, vom Frost zersprengt.
Schaut in die zwei Trockenwüsten mit den besten Bedingungen, also kaum Feuchtigkeit, wenig abrupte Temperatursprünge, günstige Bodenchemie - da halten sich die Meteorite im Schnitt nicht länger als 30.000Jahre, dann sindse perdü.
Im Eispanzer der Antarktis abgeschlossen länger, um die 100.000Jahre - aber da sind die Mechanismen (und die Dimension), die dazu führen, daß die Meteorite auf der Oberfläche der Blaueisfelder wieder auftauchen und sich anreichern, vollkommen verschieden von denen zu Gletschermoränen.
Ich will ja keine Illusionen zerstören, aber wenn R2D2 berichtet, er sammle tüchtig Meteorite aus eiszeitlichem Geschiebe, lasse sie aber nicht anschauen, weil die Wissenschaftler so link seien, dann beschleicht mich ein ungutes Gefühl. Aus der Praxis hatte ich mehrere solchgelagerter Fälle.
Nochma: Wenn Ihr heute zur Tür rausgeht, mit Detektor oder ohne und freudig Meteorite sucht in D, dann werdet iht höchstwahrscheinlich erfolglos unterwegs sein, bis ihr in die Grube fahret.
Ihr werdet finden Gold und Silber, Münzen, vielleicht den ein oder anderen Hort und Schatz und archäologische Sensationen, aber keene Meteorite.
Wo geht man also Meteorite suchen?
Genau entweder in Trockenregionen mit geeigneten Eigenschaften (s.o.) und möglichst ohne störende Vegetation und anderen ähnlichen Steinen,
also bestimmte Ebenen in der Sahara, im Oman oder auch in die Amerikanischen Wüsten und auf Trockenseen
oder man begibt sich dahin, wo schon einmal ein Meteorit gefunden wurde oder gefallen ist und sucht, ob man noch ein Stück davon finden kann.
Erfolgversprechend in Europa ist bspw. Morasko in Europa oder Muonionalusta in Schweden. Selbst von Pultusk sind neulich noch ein paar Steine gefunden worden,
an erfolgreichen Nachsuchen nach beobachteten Fällen gibts aus jüngerer Zeit z.B. Moravka, Neuschwanstein oder Villalbeto.
Aber da ist das Zeitfenster immer recht klein, bei den Steinen, weils so schnell verwittert.
So, was meint Ihr nun?
Mettmann